Freitag, 30. Dezember 2011

Deine Mutter



Wußten Sie zum Beispiel, dass die Berliner Band Mutter ursprünglich mal Camping Sex hieß und sich mit ihrem endgültigen Namen erst seit 1986 schmückte? Ach ja, war bekannt? Glückwunsch, ich meinerseits habe diesbezüglich das bestmögliche, wenn auch traurige Alibi, in den Achtzigern noch auf der anderen Seite der Mauer zu hocken. Und da weder SFB noch RIAS aus dem Berliner Untergrund schöpften, gelangten Mutter erst spät, sehr spät in mein Plattenregal. Überaus freundlich deshalb, dass nun Gründungsmitglied Frank Behnke via Mauerstadtmusik ein Album zum 25jährigen Bandjubiläum kuratierte, bestückt mit Unbekannten, Raritäten und teilweise recht spektakulären Live-Mitschnitten, alles verpackt im geschmacklosen Tortenschachtelcover. Zugegriffen!

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Glaubenssache


A.A. Bondy „Believers“ (Fat Possum)
Der schattig verhangene Elektro-Folk von Auguste Arthur „Scott“ Bondy, hat einen, gehört man denn zur Zielgruppe der Berufsmelancholiker, schnell am Haken. Die Mischung aus klassischem Spelunken-Country und schluchzendem Slowcore, versetzt wahlweise mit kratzigen Gitarren oder behutsam gestreuten Störgeräuschen und pochenden Beats – traurig, traurig und deshalb auch so schön. Den wenigsten exklusive des Rezensenten wird die frühere Band des Mannes aus Alabama ein Begriff sein – in den 90ern sang Bondy für die Grungekapelle Verbena, deren Bekanntheitsgrad mutmaßlich in direktem Zusammenhang zur Güte ihrer Songs stand. Ungleich besser jedenfalls das, was Bondy auf seinem dritten Soloalbum „Believers“ dem Hörer bietet und nicht allzu weit entfernt von der Klasse eines Ryan Adams oder Gus Black. Schillernde Gitarren vor taumelnder Noisekulisse bei „Down In The Fire“, vorsichtiges Zupacken bei „Skull & Bones“ oder „Drmz“, die Herzstücke „The Heart Is Willing“ und „Hiway/Fevers“ wegen ihrer düsteren Catchyness ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Zusammen mit seinen Mitstreitern Macey Taylor am Bass und Ben Lester am Schlagwerk gibt hier einer überzeugend den versonnenen und gefühlvollen Crooner. Dass ihm dafür die Frauenherzen zufliegen werden, kann als gesichert gelten, wenn sich zudem auch der eine oder andere harte Kerl verstohlen eine Träne von der Wange wischt, so muss er sich dessen beileibe nicht schämen.
http://www.aabondy.co/

Weiterwarten



Womöglich war es Romy Madley Croft, Jamie Smith und Oliver Sim etwas unangenehm, dass dieses alte Jahr so ganz ohne etwas Greifbares zu Ende zu gehen drohte, ohne etwas also, das nach Arbeit, nach Bemühen und Fortschritt aussah. Wohl deshalb stellten The XX kurz vor dem Silvester-Countdown dieses zweieinhalbminütige Demo "Open Eyes" ins Netz. Ein enigmatisches, formlos waberndes Etwas, dunkel dräuend, kein Beat, der Hintergrund ein rauschendes Auf und Ab - klingt wie früher und läßt sich doch als Orientierung für's neue Album kaum verwenden. Was nichts weiter heißt als: Weiterwarten.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Komplettierung



The Weeknd „Echoes Of Silence“
Das Jahr ist offenbar erst komplett, wenn The Weeknd das sagen – mit der Veröffentlichung ihres dritten Mixtapes „Echoes of Silence“ tun sie dies nun. Wie auch schon die beiden Vorgänger „House Of Balloons“ und „Thursday“ ist auch das neue Werk von Abel Tesfaye kostenlos auf seiner Website herunterzuladen. Dass es auch ohne Bezahlung wieder ein äußerst lohnenswertes Vergnügen geworden ist und also der Regel widerspricht, nur Teures könne auch Gutes sein, macht The Weeknd zu einem Dauerphänomen. Gleich zu Beginn eine feine Überraschung – Tesfaye startet den Reigen mit einer fetten Coverversion von Michael Jacksons „Dirty Diana“. Das folgende „Montreal“ mutet fast etwas fernöstlich an, ist ansonsten aber so smooth und brillant wie der Großteil der restlichen Stücke. Selten, dass es mal etwas derber wird, nach dem gut siebenminütigen „XO/The Host“ klopft es bei „Initiation“ mal etwas nachdrücklicher zu verfremdeten Vocals, auch „The Fall“ gefällt mit einem stumpfen, trockenen Beat. Getragen und feierlich geht es zu Ende, zu spärlichen Pianoklängen wärmt einem Tesfayes anrührender Bittgesang das Herz: „Baby please, would you end your night with me, don’t you leave me all behind, don’t you leave my little light ...“ Nun also: Das Jahr hat seine Schuldigkeit getan, das Jahr kann gehen. Download - hier.

Merry Christmas with Siri



Eine kleine Horrorshow für all jene die immer noch glauben, Apple wären die Guten und ohne die Sprachsteuerung ihres neuen iPhone kämen sie in dieser Welt da draußen nicht mehr klar - hier.

"All I know ...



... is that there were rumours ..."
(Pixies/"I'm Amazed")

Die Frage, ob man mit ausgiebiger Vervielfältigung die allgemeine Erwartungshaltung so in die Höhe treiben kann, dass aus Gerüchten am Ende Tatsachen werden, läßt sich auf die Schnelle nicht beantworten - fest steht: Sicher nicht mit dieser Seite. Das SPIN-Magazine jedoch versucht derzeit hartnäckig, aus einer der heißesten Nicht-Meldungen eine Schlagzeile zu machen und mit etwas Getumble und Getwitter könnte am Ende vielleicht folgende kleine Sensation zu lesen sein: "The Digable Planets reunion is happening!"

Zweifellos würde die Rückkehr einer der best beleumundetsten Hip-Hop-Bands der 90er, des Trios The Digable Planets aus Brooklyn also, perfekt ins Bild passen - De La Soul, die dem Rap die Lässigkeit und den Spaß brachten, touren zur Zeit kräftig und Jazzeinflüsse sind wieder en vogue. Warum also sollten Butterfly, Doodlebug und Ladybug Mecca nicht noch einmal in den Ring steigen und versuchen, einen respektablen Nachfolger für ihre Meisterwerke "Reachin" (1993) und "Blowout Comb" (1994) zu basteln? Schaumermal.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Traurige Nacht



Wer sich in grauer Vorzeit beim Trivial Pursuit das pinkfarbene Tortenstückchen für "Unterhaltung" sichern wollte, hätte die folgende Frage wohl ohne Zögern beantworten müssen: Wer verbirgt sich hinter dem Namen Scott Weiland? Richtig lag, wer den Amerikaner mit der kalifornischen Grungeband Stone Temple Pilots in Verbindung brachte, mit dieser Kombo hat Weiland nicht nur das mittelprächtige Album "Core", sondern auch dessen bekannteste Auskopplung "Plush" zu verantworten. Damals galt er als verrückter, schwer zugänglicher, aber okayer Zeitgenosse, über seine weitere Karriere jedoch breitet man besser den Mantel des Schweigens. Wenn Herr Weiland allerdings in diesen Tagen unter dem gefühligen Titel "The Most Wonderful Time Of The Year" eines von diesen unerträglichen Weihnachtsmachwerken veröffentlicht, kann man nicht mehr als mitleidig den Kopf zu schütteln. Ob man ihm den Sunnyboy nun abnimmt oder das alberne Outfit mit Hütchen und Punkteschlips eher als Suchtmittelfolge abtut, die Lieder (Silent Night, Winter Wonderland, White Christmas, etc.) sind unabhängig davon kaum erträglich - da hilft es auch nicht, wenn Weiland das ganze als Bundle mit zusätzlicher Cover-CD (Depeche Mode, Nirvana, Rolling Stones) unter die Leute schmeißt. Traurige Sache, das.

Kein Jahr mehr



Die bitterste Nachricht kommt ganz zum Schluß - da muß man schon hart im Nehmen sein: "14. Dezember 2012" steht dort. Positiv betrachtet: Nicht mehr ganz ein Jahr, und dann kommt der erste Teil der Verfilmung des Kleinen Hobbits in die deutschen Kinos, korrekter Titel "The Hobbit An Unexpected Journey". Es gab ja unerträglich viel Krach und Knatsch um die Verfilmung des Prequels zur fast schon legendären Triologie "Der Herr der Ringe", wobei nur die alteingesessensten Mitbewohner von Mittelerde am Ende wirklich noch wußten, wo genau das Problem lag. Erfreulicher Nebeneffekt der ganzen Keilerei: Peter Jackson ist wieder federführend mit von der Partie, dass es zwei Teile werden mußten, ist diskutabel - zum ausgiebigen Vorfreuen bleibt jedenfalls genügend Zeit. Voilá - der erste Trailer!

Kompilieren wider Willen



Guided By Voices „Let’s Go Eat The Factory“ (Fire Records)
Wieder eine Band also, mit deren Ableben man seinen Frieden mehr schlecht als recht schon gemacht hatte. In guter Erinnerung die Konzerte, auf denen man war und mit Wehmut an die gedacht, die man ausließ, weil man meinte, sie kämen ja bald wieder. Irgendwann kamen sie dann nicht mehr – Guided By Voices, wohl die wandelbarsten Vertreter des LoFi-Indierocks der beginnenden 80er, galten laut Gründervater Robert Pollard spätestens seit Mitte des Jahrzehnts als beerdigt. Umso größer die Freude über die diesjährige Meldung, dass sich die Originalbesetzung der 90er wieder mit Bühne und Studio zu befassen gedachte. Und nun, das Ergebnis mit „Let’s Go Eat The Factory“ (so gut wie) in den Händen, die Erkenntnis, dass sich eigentlich nicht geändert hat.

Guided By Voices anno 2011 klingen im Grunde so, wie sie es auf den unzähligen Alben und Songs der letzten Jahrzehnte schon taten: Ihre Platten hatten schon immer die unfreiwillige Anmutung von Compilationen verschiedener Schaffensphasen – die Stilvielfalt brachte sie dazu. Auch auf dem aktuellen Album hört man ein buntes Nebeneinander aus klassischem Indierock („The Head“, „God Loves Us“, „Cyclone Utilities“), zärtlichen, fast balladesken Tönen („Doughnut For A Snowman“, „Hang Mr. Kite“, „Who Invented The Sun“), knarzigem Blues („The Big Hat And Toy Show“) oder psychedelischen Ausflügen („Spiderfighter“, „Imperial Racehorsing“). Die Länge der Songs wie immer auf das Notwendigste beschränkt, das bissige Schlußstück „We Won’t Apologize For The Human Race“ nimmt hier mit vier Minuten die unangefochtene Spitze ein, andere Tracks bleiben mit gut dreißig Sekunden bloße Andeutungen.

Auch beim Inhalt der Stücke keine Auffälligkeiten – Guided By Voices frönen auch hier wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung, der fantasievollen Vertonung gedanklicher Einspalter. Eingebungen, Spinnereien, Kurzgeschichten, Miniaturen, Meditationen, wie immer man das nennen will, manchmal reicht eine einzige Zeile, um daraus und darum ein Lied zu stricken. Verschrobene Frauenzimmer („Everything goes right for her when everything goes wrong“/“Doughnut For A Snowman“), die Liebe des Amerikaners zum alten Europa („My Europa“), das Schicksal des „Chocolate Boy“ in der Sommerhitze – manches Mal erinnern die GbV unweigerlich und keinesfalls unangenehm an Ben Folds und seinen eigenwilligen Humor („The Unsinkable Fats Domino“). Eine Rückkehr ohne Enttäuschung also, besser kann das alte Jahr kaum enden.

Nicht zu bremsen



Während Dave Gahan zur Zeit eher repräsentative Aufgaben wahrnimmt - kürzlich besuchte er zusammen mit seiner Frau die Vorstellung des neuen Madonna-Films "W.E." im New Yorker MOMA - steckt Martin Gore Energie und Genius unverdrossen in diverse Nebenprojekte. Nach der Kollaboration mit Ex-Bandmate Vince Clarke (VCMG/Spock) gibt es nun auch ein offizielles Go für "Man Made Machine", die Zusammenarbeit mit Techno-Duo MOTOR - das Video dazu: hier.

Mach mal locker



"You're the hole in my head, you're the space in my bed, you're the silence inbetween what I thought and what I said, you are the night-time fear, you are the morning when it's clear ...", Dave Sitek von TV On The Radio hat sich mit "No Light, No Light" sicher nicht den schwächsten Song von Florence & The Machine's Album "Ceremonials" vorgenommen. Wenn das Original noch schwer und verhangen klingt, so lockert Siteks Überarbeitung das Ganze deutlich auf und gibt ihm - nichts anderes war zu erwarten - ein angenehm tanzbaren Dreh - hier.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Post mortem



Schon in der ersten Hälfte dieses Jahres, genauer am Record-Store-Day (16. April), erschien ja eine E.P. von Franz Ferdinand mit Coverversionen ihres letzten Studioalbums "Tonight: Franz Ferdinand" aus dem Jahr 2009. Die Beiträge dazu stammten von Peaches, ESG, Stephen Merritt und Debbie Harry und auch die allzu früh verblichenen LCD Soundsystem hatten sich mit "Live Alone" wieder einmal erfolgreich an einem Stück der Glasgower vergriffen. Zu diesem Track gibt's jetzt ein siebeneinhalbminütiges Video, zu dem man wahlweise wehmütigen Gedanken über das frühe Aus von James Murphys Bandprojekt nachhängen, den Zeitraum bis zum nächsten Album von Franz Ferdinand überbrücken oder einfach nur ein paar interessante Blicke auf New York genießen kann. Your Choice - hier.

Montag, 19. Dezember 2011

Ab jetzt: Zugabe!



Es war über weite Strecken natürlich nicht gerade ein Leckerbissen, eher das letzte Aufbäumen zweier saisonmüder Mannschaften kurz vor der Winterpause. Aber was die Jungs des FC St. Pauli heute daheim gezeigt haben, war so grundverschieden zur Leistung vom vergangenen Wochenende, dass man sich die Augen reiben musste: Aufopferungsvoller, leidenschaftlicher Kampf um wirklich jeden Ball, mit Herz und Tschauner verteidigt und nach vorn das wenige genutzt, was sich bot. Ein Billardtor mit Glück durch den Kapitän, danach aber ein fabelhafter Konter von Bartels und Kruse, sie haben sich diesen Sieg über die Frankfurter Eintracht redlich verdient. Mit 39 Punkten ist die Nichtabstiegsmiete drinnen, ab Anfang Februar geht's also um die Zugabe. Bis hierhin besten Dank - walk on!

Lass es, tu es



Das macht Sachlage doch schon um einiges erträglicher: Jim Sclavunos, langjähriger Weggefährte von Nick Cave, hat dem Internetdienst Faster Louder für das nächste Jahr eine neue Platte der Bad Seeds in Aussicht gestellt, nachdem Nick Cave ja erst kürzlich das Ende der Grinderman am Rande eines Konzerts in Australien verkündet hatte. Ohnehin musste man sich um das Wohlergehen der Herren keine großen Sorgen machen, neben Sclavunos und Cave gehören auch die Grindermänner Martin Casey und Warren Ellis zur Stammbesatzung von Caves Hauskombo, deren letzte Veröffentlichung "Dig!!! Lazarus, Dig!!!" nun schon drei Jahre zurückliegt. Geplant war ein neues Album eigentlich schon für dieses Jahr, nun kommt es etwas später - man wird es verschmerzen. Für die Wartezeit: "The Weeping Song" (BBC/1990) - hier.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Der nächste Schritt



Im Februar 2010 noch auf einem Bandworkshop der Münchner Villa Stuck aus Anlaß der dortigen Ausstellung "343 m/s" von Cris Koch (Ricochet#1) die ersten öffentlichen Gehversuche unternommen und unter den Mitbewerbern bei nicht wenigen den besten Eindruck hinterlassen, mit "Can't Run Away" auf dem dazugehörigen Sampler "Sonic Stuck" vertreten - nun veröffentlichen die vier Jungens von Dave A Marat aus der Hauptstadt der Herzen ihre neue EP "King Of The Sun" mit Material der letzten zwei Jahre. Sechs Songs mit zarten Postpunkanleihen, nervös, verspielt, melodisch fein gewoben, nahe an den Foals zu Zeiten ihres Debüts "Antidotes". Reinhören beim Kollegen OhFancy.

Still dancing



Und wieder ein Duo, diesmal aber eines, was schon ein paar mehr Jährchen auf dem Buckel hat und nun mit einer fetten Überraschung um die Ecke kommt: Lisa Gerrard und Brendan Perry, seit 1981 unter dem Namen Dead Can Dance nicht nur Freunden mittelalterlicher, elektronischer Klänge ein feststehender Begriff, planen nach eigener Auskunft im kommenden Jahr, ihrer letzten offiziellen Studioveröffentlichung "Spiritchaser" aus dem Jahr 1996 (!) einen Nachfolger hinterherzuschicken. Damit diese Pause von mehr als portisheadscher (grmpf...) Dimension aber nicht zu quählend wird, gibt's kurz vor dem Jahreswechsel die kostenlose 4-Track-Live-E.P. "Live Happenings" zum Download. Darauf enthalten sind Stücke, die allesamt während ihrer letzten Tournee 2005 aufgenommen worden sind - namentlich "Nierkia", "Babylon", "Compassion" und "The Ubiquitous Mr. Lovegrove". Das alles bei schallgrenzen.de - feine Sache.

Justice [not] for all



Gaspard Augé und Xavier de Rosnay, Eletroniker des französischen Duos Justice, sind ja bekanntlich um eine Provokation nie verlegen – gut in Erinnerung sind sie nicht nur mit ihrer kompromisslosen Dancemucke, sondern eben auch durch das Video ihres Tracks „Stress“, welches sie 2008 zusammen mit Romain Gavras einer so entrüsteten wie bigotten Gesellschaft vor die Nase setzten: minderjährige Kleinkriminelle mit dem Bandlogo auf dem Kapuzenhoodie prügeln sich brutal und angstfrei durch die Pariser Banlieue, mon dieu!

Wo allerdings bei der neuerlichen Entrüstung das provokative Element steckt, bleibt ein Rätsel. Das Cover ihrer Single „On’n’On“ zeigt schließlich nicht mehr als ein nacktes Mädchen, welches den Fortgang der Arbeit in einem Steinbruch begutachtet. Ästhetisch ansprechend, ist es wohl eher die Gleichzeitigkeit von croix und nu de femmes, die manchem Spießer hier sauer aufstößt – der zornige Zuruf der Band an die Klemmer aus diesem Grunde klar und verständlich: „Let's play a new game my friends, please oh please stop following us, let's get less fans, we don't need you here. It's time to make a choice, if you don't trust us, you should not waste your time with such a shitty label right ? To the other ones, those who are following us since day one, those discovering us now, let's stay strong, … thanx to you.”

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Ganz die Alten



Es ist mehr als die reine Chronistenpflicht, an dieser Stelle zu erwähnen, dass Radiohead am 19. Dezember eine Doppelsingle mit den Songs "The Daily Mail"/"Staircase" veröffentlichen werden. Beides sind zwar keine unbekannten Stücke, die Band hat sie bei diversen Sessions und Konzerten schon live gespielt. Erwähnenswert aber, dass zumindest "The Daily Mail", gemessen am Charakter des letzten Albums "King Of Limbs", ein nachgerade wütendes, unwirsches Stück Musik geworden ist, kein sanftes Pluckern, kein Dancebeat, sondern Gitarrencrescendo zu bissigem Text, fast wie in den guten alten Tagen von "Pablo Honey" und "The Bends".

Dienstag, 13. Dezember 2011

Schwarze Liste



Für den Gabentisch langt es leider nicht mehr, aber vielleicht tut's ja auch ein Wertgutschein für den Februar 2012 - dann nämlich veröffentlichen Wire unter dem Namen "The Black Session – Paris 10 May 2011" ein Live-Album, eingespielt bei einer exklusiven Show in den Räumen von Radio France in Paris. Die Setlist ein buntes Allerlei aus alt und neu:

1. Adapt
2. Comet
3. Smash
4. Please Take
5. Kidney Bingos
6. Clay
7. Map Ref 41°N 93°W
8. Moreover
9. Two People In A Room
10. Down To This
11. Drill
12. Red Barked Trees
13. Pink Flag

Kraftmeierei



Wahrscheinlich hatte David Fincher das dringende Bedürfnis, das Publikum da draußen wieder mal an seine Wurzeln zu erinnern - nach Benjamin Button und Social Network hatte der eine oder andere vielleicht vergessen, dass Fincher eigentlich ein Mann Mordors ist und als solcher schon bei Alien und Fight Club mehr als nur eine Hand im Spiel hatte. Etwas Gruseliges, Lautes, Garstiges mußte also her, was paßt da besser als die Kollaboration von Trent Reznor mit Krawallhexe Karen O. zu einem Song aus Reznors gerade beworbenem Film "The Girl With The Dragon Tattoo". Genauer geht's dabei um ein Cover des Led-Zeppelin-Klassikers "Immigrant Song" - in der neuen Version klingt das Ganze dann allerdings wie ein testosteronhaltiges, aber dennoch recht farbloses Geklopfe - selber gucken: hier.

"Hey!" und "Ho!" mit Quietsche-Entchen



Das wiederum freut nicht nur den Liebhaber korrekter, hanseatischer Diskomucke, sondern auch den Familienvater - endlich mal ein Clip, den man den vorlauten Schratzen unzensiert und ohne viel Erklärung zeigen kann: Jan Delay zu Gast in der Sesamstraße, stilecht und geschmackssicher wie man ihn kennt, zusammen mit Ernie, Bert und Quietsche-Entchen. Das (hier) geht ab, Alter!

"It's over."



Keine schöne Nachricht, die Nick Cave da für's Publikum am Ende eines Gigs der Grinderman beim Meredith Music Festival in Australien parat hatte: "That's it for Grinderman. It's over. See you all in another 10 years when we'll be even older and uglier." Schade drum, man hatte sich gerade so gut an die alten Säcke und ihren grantigen Krach gewöhnt.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Geschenkt



Eine Halbzeit zum Davonrennen, eine zum Haareraufen, am Ende die schlimmsten Befürchtungen erfüllt: Der FC St. Pauli läßt bei einem ebenfalls erschreckend schwachen FC Ingolstadt mit einer mehr als dürftigen Leistung drei Punkte und damit ein wirklich wunderschönes Weihnachtsgeschenk für die "Schanzer". Die ersten 45 Minuten waren an Harmlosigkeit kaum zu überbieten und die Leidensfähigkeit des Gästeblocks wurde auf ihre Belastungsgrenze hin getestet. Kalla ein Totalausfall, Naki nur beim Diskutieren ein ganz Großer, Tschauner dagegen mehrmals als furchtloser Punkteretter - es war kaum anzuschauen. Runde zwei brachte etwas Besserung, mehr Tempo und sogar die eine oder andere Chance. Genutzt wurde keine davon, fast schon zwangsläufig kurz vor Schluß die Strafe - ein dummes Tor zu einem dummen Zeitpunkt, mehr als ärgerlich.

Als Tagesausflug war's trotzdem ganz unterhaltsam, ein schönes Stadion, die wohl freundlichsten, weil unscheinbarsten Heimfans der 2. Liga und ein Kaffee, liebe Leute vom Catering, den man so wahrlich nicht nennen muß - wie um alles in der Welt bekommt man den so scheußlich hin? Ich für meinen Teil überlege ernsthaft, dem Verein eine eidesstattliche Erklärung zuzusenden, dass ich auf künftige Spielbesuche freiwillig verzichte, denn bei jedem der Ausflüge verlieren die Jungs ... Klar, Scherz. Ein dickes Plus zum Schluß noch an Fin Bartels, der als Einziger im Kader, neben Tschauner, Normalform zeigte, für den Ultra bleibt zudem der schwache Trost, dass Rostock mit dem Ingolstädter Punktgewinn nun Letzter ist. Den Rest, naja, vergessen wir mal besser schnell.

Freitag, 9. Dezember 2011

Körperverletzung?



Eine neue Episode aus der Reihe "Absonderliche Verbindungen" wurde erst kürzlich vermeldet, nach längerer und aufwändiger Suche (GEMA #§*%&!!!) gibt's dazu nun auch eine akkustische Unterfütterung: X-Factor-Casting-Sternchen Leona Lewis covert Song des Maschinenmetallers Trent Reznor - so die etwas überzeichnete Headline. Genaugenommen hat sich die Londonerin mittlerweile zu einer halbwegs respektablen Künstlerin gemausert, genaugenommen covert sie mit "Hurt" auch nicht Reznor selbst, sondern das Cover von Johnny Cash, wie der NME amüsiert bemerkte. Sei es wie es sei, ungewöhnlich ist es allemal, ob gelungen, muß jeder selbst entscheiden - hier.

Dos and Don'ts



Gibt es eigentlich eine Art Leitfaden, aus dem Musiker erfahren können, welche Dinge sie sagen und welche sie besser nicht sagen sollten? Offensichtlich nicht, denn sonst hätte Matt Berninger, Sänger der Band The National, wissen müssen, dass sein Kommentar "I think they're some of the best things he's ever written" zu den neuen Arbeitsproben seines Kollegen Aaron Dessner ganz oben auf der Giftliste langweilender Vorankündigungen steht. Denken darf man das schon, aber um Himmels Willen keinem Journalisten erzählen! Nun ja, g'red is g'red, gut deshalb, dass sich die Fans der Indierocker gleich selbst vom Wahrheitsgehalt seiner Worte überzeugen können, denn zwei neue Stücke ("Rylan"/"I Need My Girl") befinden sich seit Kurzem an der frischen Luft - aufgenommen bei einer Live-Session des Radiosenders CBC - hier.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

L o L


Besser kann ich das auch nicht schreiben, deshalb das Zitat von stereogum vornweg:

"Here’s a fun one! Rolling Stone, everyone’s uncle’s favorite magazine, has just unveiled its year-end top-50 albums list, and there’s a lot to pick through here. The magazine named Adele’s 21 as its #1 album of the year, and that actually makes sense, since it’s pretty much everything Rolling Stone looks for in music: Incredibly popular, reverent toward boomer-friendly music history, steeped in outmoded ideas about musical authenticity ... The rest of the list, however, is just a fascinating mess, with the usual critics’ favorites sharing space with a ghastly collection of classic-rockist silliness ..."

Was haben wir gelacht: PJ Harvey allen Ernstes am Ende der TOP 50, deutlich hinter SuperHeavy ("near-universally-hated supergroup"/stereogum), den Foo Fighters, Lady Gaga und Paul Simon. Noch amüsanter wirds bei dem Single-Charts, da rangieren in den TOP 10 Beyonce ("Countdown"), Lady Gaga ("Edge Of Glory") und Britney (!) Spears (!!) mit "Till The World Ends" (!!!) hinter - klar, Adele "Rolling In The Deep" auf der 1. Hahaha - komplett: hier.

Stille Nacht



Da ist sie wieder, die stade Zeit. Und kaum eine Band, neben Lambchop natürlich, versinnbildlicht diese so gut wie die Tindersticks. Das Trio aus Nottingham um Stuart Staples, erst im letzten Jahr mit ihrer Platte "Falling Down The Mountain" verhaltensauffällig geworden, plant für den 17. Februar 2012 die Veröffentlichung ihres mittlerweile neunten Studioalbums "The Something Rain". Daraus kursiert nun bereits die erste Single "Medicine" im Netz inklusive Videoclip. Das irritierende und zugleich faszinierende Moment an diesem Filmchen besteht darin, dass es sich eigentlich wie eine Diashow ausnimmt und man nur bei genauem Hinsehen ab und an eine kleine Bewegung bemerkt, wenn zum Beispiel die Boxenmembran flattert oder der Wind durch das Flaschenmobile weht. Die Musik dazu ist Balsam für die Ohren, flaumig, wärmend, ein Traum von einem Lied.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Keine Mätzchen



The Black Keys „El Camino“ (nonesuch)
Was diese beiden Jungs so sympathisch macht? Nun, da kommt einiges zusammen: Ihnen gelingt beispielsweise zu zweit und auf vier Spuren eine satterer, umfänglicherer Sound als mancher überproduzierten AG „Indierock“. Sie machen dazu kein Hehl aus ihren leicht angestaubten Vorbildern, was auch wenig Sinn ergäbe, da Jimi Hendrix, Led Zeppelin und die Jon Spencer Blues Explosion ohnehin aus jeder einzelnen Pore ihrer Alben keuchen. Weiter: Glatte, perfekte Produktionen sind den beiden Nordamerikanern ein Greuel, laut eigener Auskunft lieben sie es geradezu, räudig und „etwas abgefuckt“ zu klingen – eigene Fehler sind ihnen dabei stets willkommen. Sie machen es nicht länger und komplizierter, als es eben sein muss und Angst vor der griffigen Melodie und dem eingängigen Riff ist ihnen fremd. Wenn man nun noch erwähnt, dass die Black Keys wahrscheinlich die einzige Blues-Kombo sind, wo mit Patrick Carney ein bebrillter Nerd an den Trommeltöpfen sitzt, dann sollte ein für allemal klar sein: Die muss man lieben!

Alles Humbug natürlich – was zählt, ist die Musik. Klar. Doch auch da gibt es keinen Grund, seine Meinung zu ändern. Denn schließlich ist „El Camino“, das neue Album, keinen Deut schlechter als der blitzsaubere Vorgänger „Brothers“ – etwas anders, aber eben nicht schlechter. Es gibt wieder viel von diesem trockenen, rumpelnden Elektroblues, bei dem der Wüstensand durch die Boxen pfeift. Was vorher „Tighten up“ und „She’s Long Gone“ waren, heißt nun „Gold In The Ceiling“, „Hell Of A Season“ oder „Little Black Submarines“. Dass mancher Brocken („Money Maker“/„Run Right Back“) dabei auch problemlos zu den „Songs For The Deaf“ der Queens Of The Stone Age addiert werden könnte, stört nur unwesentlich, es zeigt nur, dass die Black Keys ihr Spektrum wieder um ein gehaltvolles Stück erweitert haben. Neben dem Stoner kommt auch der Tänzer nicht zu kurz, Sachen wie „Dead And Gone“ und „Nova Baby“ sind schon sehr lässig.

Sieben Alben also und alle von mehr als ordentlicher Güte, das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit und betrachtet man sich die einst so hoffnungsvollen Karrieren der Kings Of Leon, die ihren ehemals guten Ruf mit „Come Around Sundown“ leider versemmelt haben, oder auch Black Mountain, denen es nach „In The Future“ an zündenden Ideen mangelte – man kann „El Camino“ gar nicht hoch genug schätzen. Zeit also, den Wunschzettel für’s große Fest noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, dieses Album muss, keine Frage, mit drauf!
http://www.theblackkeys.com/

Live dabei:
27.01.2012 Hamburg, Sporthalle
28.01.2012 Berlin, Arena

Freitag, 2. Dezember 2011

Der Gemütsmaler



Niels Frevert „Zettel auf dem Boden“ (Tapete Records)
Mit Kalkül braucht man diesem Mann nicht kommen, Vorsatz trifft es schon eher. Sicher, die Tage werden kürzer, die Abende kühler und dunkler, da will Freverts neues Album ganz gut hineinpassen – der ehemalige Sänger der Nationalgalerie ist jedoch Zeit seines Soloschaffens als Melancholiker ein Überzeugungstäter, seine Lieder funktionieren ebenso gut in einer lauen Sommernacht wie in wohliger Wärme auf der Flucht vor dem frostigen Draußen. Eine Flasche guten Roten zur Seite zu haben ist dabei bestimmt kein Fehler, auf redselige Gesellschaft zu verzichten kann auch nicht schaden, will man Freverts Gedankenbildern und -geschichten ungestört nachhängen.

Es gibt ja nicht viele hierzulande, die die hohe Kunst beherrschen, sich einer gepflegten und fantasievollen Sprache zu bedienen, ohne gleich gestelzt und prätentiös daherzukommen, Jochen Distelmeyer fällt einem da ein, Dirk von Lowtzow natürlich und Gisbert zu Knyphausen – in diese Reihe kann man Niels Frevert bedenkenlos stellen. Auch er wählt bewußt und behutsam die leiseren Worte, knüpft aus Alltagsbetrachtungen fein gesponnene Netze, in denen man sich gern verliert. Dass manches dabei etwas ungewohnt klingt – wer sonst verwendet schon Sachen wie „ich geh so für mich hin“ oder „Melodei“ – geschenkt, Frevert ist als Musiker ein Gemütsmaler, die eine oder andere Marotte sieht man ihm deshalb gern nach.

So sitzt man beinebaumelnd und offenen Ohres neben ihm, hört Versonnenes über Parkausflüge („Schlangenlinien“), die Albträume der Therapeutin („Frustrationstoleranz, Herr Frevert“) und eine angenehm unbeholfene Liebeserklärung an Zürich. Ein verschmitztes Grinsen schleicht sich ins Gesicht bei Zeilen wie: „... niemand wird kommen, dich zu retten wie einen Regenwaldquadratmeter oder ein WWF-Tier“ („1m2 Regenwald“) oder „Und wenn ich falsch, aber richtig lieg, liegt’s vielleicht an mir, ob Du mich verlegen machst, weil mir so viel liegt an Dir“ („Ich würde Dir helfen...“). Irgendwie verspürt man ständig den Drang, ihm beipflichten zu müssen – so nah scheint er am eigenen Empfinden entlang zu singen. Am Ende hockt man der Küche und meditiert über all der Unordnung („Küchensee“) den Sinn flüchtiger Begegnungen und verschenkter Möglichkeiten („Eines flüchtigen Tages...“).

Zum Einordnen: Den Verweis auf die Verwandschaft Freverts zu Bill Callahan hat ja vor Zeiten der Spiegel schon verbraten, auch wenn ihm dessen Bissigkeit noch etwas abgeht. Verglichen mit Axel Prahl, dessen erstes Album (Blick Aufs Mehr) mir kürzlich in die Hände fiel, ist das Gefälle – der Hieb sei erlaubt – aber doch schon erstaunlich groß: Hier die bedachte, ungekünstelte Art, jedes Lied, sowohl in Text als auch Begleitung, als ein eigenes wirken zu lassen, dort der laute Ausflug in brechtsche Gefilde, wo sich der verirrte Akteur selbst auf dem Cover noch zum Popanz macht. Bei „Bis mich jemand hört“ meint Frevert: „Das Leben ist hart, ich sehne mich so nach einem positivem Geräusch.“ – diese Platte ist weit mehr als das.
http://www.nielsfrevert.net/

Für Kurzentschlossene:
07.12.11 Hannover - Faust
08.12.11 Hamburg - Uebel & Gefährlich
09.12.11 Berlin - Lido
10.12.11 Leipzig - Moritzbastei
12.12.11 Stuttgart - Zwölfzehn
13.12.11 Frankfurt - Das Bett
14.12.11 Köln – Luxor
15.12.11 München - Hansa 39
16.12.11 A-Wien - B72
17.12.11 Essen - Zeche Carl

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Nachsorge



Mit Benefizplatten ist das immer so eine Sache, kurz nach dem kollektiven Entsetzen kann man sicher sein, dass Bono (ersetze durch: Bruce Springsteen, Sting, Gutmensch allg.) schon am passenden Sampler werkeln - so geschehen auch bei "Songs For Japan", der vor prominenter Beteiligung nur so strotzte und im Zuge des medialen Rummels all jenen, die einfach ein Lied zum Doppelalbum abdrückten, viel Aufmerksamkeit garantierte. Japan respektive Fukushima ist nun natürlich nicht mehr halb so interessant wie, sagen wir mal, die Eurokrise, der republikanische Präsidentschaftswahlkampf oder der aktuelle Gesundheitszustand von Jopi Heesters. Außer Fokus heißt natürlich nicht außer Gefahr, und so darf man die Platte, die nun Kazu Makino, Sängerin von Blonde Redhead, für Japan Society und Architecture for Humanity initiierte, getrost mal erwähnen. Unterschied 1: sie kommt nach dem publicitywirksamen Bohei, Unterschied 2: die Tracks, die sich u.a. von Deerhunter, den Liars, Pantha du Prince, John Maus, Four Tet und Interpol darauf finden, sind teilweise exklusive Ware - "We Are The Works In Progress" (Label: Asa Wa Kuru) heißt das Album und erscheint am 10. Januar 2012.

Heureka! [updated]



Mit dem heutigen Tag stehen ja bekanntlich die ersten 130 Shows der "Fugazi Live Series" im Netz, und was soll ich sagen: Es ist der Hammer! Nicht nur, dass die Suche nach den einzelnen Auftritten denkbar einfach funktioniert, ich habe doch tatsächlich auch mein unwiderruflich bestes Konzerterlebnis (ever) dokumentiert gefunden (leider im Moment noch ohne Download):

Show Date: 1995-07-04
Venue: Fabrik [Hamburg]
Attendance: 1300
Played with: Schwartzenegger
Recorded by: Joey Picuri
Original Source: Cassette

Wenn es also jemals zu Ende gehen sollte mit dieser Welt, dann bitte: Jetzt! Für alle diejenigen, die für die Suche noch etwas brauchen, noch ein paar deutsche Schmankerln, die mir beim Stöbern aufgefallen sind: JUZ Ottobrunn, 1988, Bootleg Augsburg, auch 1988, Markthalle Hamburg, 1989 für 12,50 DM, Menza (?) Heidelberg, 1989, München dabei mit Autofabrik (?), Theaterfabrik und Backstage, Roxy Ulm ganze zwei Mal, Stuttgart, Bielefeld, Leipzig, ach, was weiß der Teufel ... ! Selber suchen - hier.

Bei pitchfork.com findet sich im Übrigen ein längeres Interview mit Ian MacKaye zum Thema - lesen: hier.

Mittwoch, 30. November 2011

Catchy execution



The Roots „undun“ (Def Jam)
In letzter Zeit liest man ja öfters das Wort „auserzählt“, gern in Verbindung mit Menschen, deren Gesicht und Geschichte man meint der Öffentlichkeit nicht mehr zumuten zu wollen, ohne sie über Gebühr zu langweilen. Die Geschichte der Roots ist nun keineswegs auserzählt, dafür sind die Jungs einfach noch viel zu gut, es ist nur leider so, dass dem Rezensenten bei der Frequenz, mit der die glorreichen Sieben aus Philadelphia Platten von ausgezeichneter Qualität veröffentlichen, so langsam die Worte auszugehen drohen. Ausgeschrieben also? Das ist natürlich kein wirkliches Problem, schon erst recht keines, mit dem sich die Roots herumschlagen müssen, aber es ist dennoch unheimlich, mit welcher Konstanz diese Band, die ja im Nebenberuf auch noch, quasi als geschmackvolle Variante der „Los Zerlettos“, allabendlich für Jimmy Fallon auf der Bühne schwitzt, erstklassiges Material abliefert.

Allein der Anfang von „undun“, welches als Konzeptalbum die Geschichte des fiktiven Charakters Redford Stevens nacherzählt, der Song „Sleep“ ist von so meisterhafter Güte, dass einem der Rest des Albums fast schon egal sein kann – butterweiche Beats, dazu das soulige Timbre von Aaron Livingston, hier beweisen die Roots Mut und unerschütterliches Selbstbewußtsein gleichermaßen. Denn so wie dieser Song ist auch der Rest der Platte von einer warmen, abgedimmten und dunklen Grundstimmung getragen und setzt somit den denkbar stärksten Kontrast zur erwartungsgemäß ziemlich düsteren Story. Auch die monochrom angelegten Videoteaser zu den einzelnen Stücken möchten kaum zu dieser entspannten, souligen Untermalung passen, exemplarisch zu sehen beim Visual zu „Make My“ – catchyness meets execution. Das ganze Konzept ist von einer fesselnden Eigenwilligkeit, die ihresgleichen sucht.

Die Songs ansonsten reduziert und sparsam instrumentiert - Piano, ein paar gezupfte Saiten, lässiger Beat und eine bestechende Gästeliste sorgen für den perfekten Flow: Bilal Oliver croont „The Other Side“ in traumhafte Höhen („We’re all on a journey, down the hall of memories, don’t worry ’bout what you ain’t got, leave with a little bit of dignity...“), für „Stomp“ wird mal etwas derber musiziert und gereimt – das bleibt aber die berühmte Ausnahme. Schon erstaunlich, wie angstfrei The Roots die knarzig rauchigen Monologe von Black Thought Song auf Song („Lighthouse“/“I Remember“/“Tip The Scale“, etc.) in anmutige Melodien verpacken, wie selbstverständlich ihnen mittlerweile der Spagat zwischen dem erwarteten und dem überraschenden Moment gelingt. Die Krönung des Ganzen natürlich zum Schluß: Die letzten vier Stücken mit einer Gesamtspiellänge von gut fünf Minuten belassen sie als kurze Instrumentals mit klassischer, manchmal recht wilder Anmutung, wobei „Redford“ ursprünglich von Sufjan Stevens‘ Album „Michigan“ stammt und für „undun“ vom Schöpfer selbst in Bandbegleitung noch einmal neu eingespielt wurde.

Sollte irgendwer in nächster Zeit noch einmal behaupten, Hip Hop wäre so tot wie der Rock’n’Roll (und selbst der ist ja nur mit dem Rollator unterwegs), dann kann man dem Unbelehrbaren zu den diesjährigen Glanztaten des Wung Tang Clan, von Tyler The Creator, Drake, Kanye, Jay-Z und Spank Rock getrost diese makellose Platte auf die „Must Hear“-Liste setzen, danach möge er für immer die Klappe halten.

Wiederholungstäter/in



Sie klingt noch angenehm nach im Kopf - die letzte Platte "IRM" von Charlotte Gainsbourg, entstanden in Zusammenarbeit mit unserem Liebslingsscientologen Beck Hansen. Ihr Label Elektra legt nun für's Weihnachtsgeschäft nach und veröffentlicht am 13. Dezember das Doppelalbum "Stage Whisper", pickepackevoll mit Liveaufnahmen und bisher Unbekanntem. Dazu gehören unter anderem auch die vier Stücke, die im Oktober auf der EP "Terrible Angels" enthalten waren (Memoir/Terrible Angels, etc.) - und auch der gerade eingenetzte Song "Paradisco", ein wundervoller, dunkler Wave-Schwof, unschwer als abermalige Kollaboration mit Beck zu erkennen. Hören - hier.

Dienstag, 29. November 2011

Auf die Birne



Boys Noize „The Remixes 2004 – 2011“ (BNR)
Remix-Compilationen sind in der Regel keine Sachen, die man sich spätabends am lauschigen Kaminfeuer bei einem Glas heißer Honigmilch zu Gemüte führt. Das gilt im Allgemeinen und für die Heimwerkereien des Hamburgers Alexander Ridha alias Boys Noize im Speziellen. Denn wie nur wenige Kollegen liebt er den fetten, unmißverständlichen Haudrauf-Sound, der immer schön saftig auf die Birne gibt und selten danach fragt, ob die Mischung dem Original sonderlich gut steht. Andererseits gelingt Ridha durch diese nicht eben zimperliche Dekonstruktion auch manch feine Überraschung – so macht er aus Leslie Feists Leichtgewicht „My Moon, My Man“ einen knochenharten Elektrotrack und schraubt den bläßlichen Editors für „You Don’t Know Love“ etwas Groove unter die Haube.

Berührungsängste kennt er keine, von Indie über Hip Hop, Dance und Disko bis hin zum Gruselgoth eines Marylin Manson ist alles dabei, er zerlegt Sebastien Tellier ebenso wie Charlotte Gainsbourg und Chilly Gonzales. Besonders gehaltvoll ist er natürlich dann, wenn schon das Original die nötige Drehzahl aufweist – Paradebeispiel hier das hochgepitchte Vollgasgehechel für Depeche Mode’s „Personal Jesus“. Sein Ruf muß nach wie vor ein guter sein, wiederholt haben ihm zum Beispiel Spank Rock ihre Arbeiten zum finalen Mix überlassen – gerade erst das komplette Album „Everyone Is Boring And Everyone Is A Fucking Liar“. Not bad for a german guy, möchte man meinen.

Bis irgendwann - vielleicht.



Haben sie also doch Recht behalten, die meinten, Sonic Youth hätten am 14. November in Sao Paulo, Brasilien, nach der privaten Trennung von Kim Gordon und Thurston Moore ihr für lange Zeit letztes, gemeinsames Konzert gegeben. Glauben wollte man es ja nicht so recht, doch nun hat Gitarrist Lee Ranaldo im amerikanischen Rolling Stone ein paar Sätze zum Thema beigesteuert, die eventuellen Hoffnungen, man würde sich für eine neue Platte im nächsten Jahr zusammenraufen, leider wenig Spielraum lassen: "It kind of remains to be seen at this point what happens to the future. I think they are certainly the last shows for a while and I guess I'd just leave it at that." Und weiter: "I'm feeling optimistic about the future no matter what happens at this point. I mean, every band runs its course. ... We've been together way longer than any of us ever imagined would happen and it's been for the most part an incredibly pleasurable ride. There's still a lot of stuff we're going to continue to do." Ob's dazu allerdings noch kommt, ist mit dem heutigen Tag mehr als fraglich.

Dann besser Sidolin



An manch mißlungene Coverversion hat man sich notgedrungen schon gewöhnt, und es sind nicht immer die Schlechtesten, die scheitern – wenn allerdings komplette Originalpassagen aus dem Kontext gerissen und, wie bei Sidos aktueller Single „Geboren um frei zu sein“, als kuschelige Tapete für einen gefühlsduseligen Vorweihnachtsfilmteasersong verwurstet werden, dann ist das mehr als ärgerlich. So geschehen mit „Wir müssen hier raus“ von Ton Steine Scherben, im Original auf dem 72’er weißen Album „Keine Macht für niemand“. Kopfschüttelnd liest man über „neu eingespielten Gitarrenlines“ von R.P.S. Lanrue, fragt sich, was das Management der Scherben aka. den Nachlaßverwalter von Rio Reiser dazu getrieben haben mag, solch einem Unsinn zuzustimmen und ist versucht, einen gepfefferten Brief an Claudia Roth, ihres Zeichens selbsternannte und vollumfängliche Interessensvertretung der Apo-Combo, zu stenografieren. Nun, den Kids aus der Platte wird’s gefallen, im Kino wird „Blutzbrüdaz“ (hää?!) garantiert der voll fette Renner und irgendwann ist sicher auch Fielmann zu Stelle, um dem Spacko mit der Brille seine Ehre zu erweisen. Gute Nacht auch.

Montag, 28. November 2011

Götter für alle



Hatten wir das nicht erst erst, das perfekte Wochenende? Und den dazugehörigen perfekten Wochenbeginn? Und hing es nicht erst gerade davon ab, ob man nun in Mainz, Hamburg, München oder Dresden wohnt? Jedenfalls so ungefähr? Egal, der Aufschlag am heutigen Morgen könnte wundervoller nicht sein, verkündet doch pitchfork.com gerade frisch, dass die ikonengleich vergötterten Fugazi schon bald die unglaubliche Anzahl von 800 Liveauftritten von 1987 bis 2003 zum Download anbieten werden. Der Start wird mit am 1. Dezember mit 130 Shows beginnen - "Fugazi Live Series", was kann da noch kommen!? Vielleicht doch noch die Reun..., na, lassen wir das und denken an Vatter Weller und seine weisen Worte. Zahlen kann im Übrigen ein jeder das, was er für nötig hält, das kennt man schon von Radiohead und fand es damals schon recht kommod.

Freitag, 25. November 2011

Oberpollinger 2011 - Longplayer



Erst die Kleinen, jetzt die Großen – was für die Songs des laufenden Jahres galt, lässt sich für die Alben nur sehr eingeschränkt spiegeln. Soll heißen, hier dominieren eher die Etablierten – rein subjektiv, selbstverständlich – Youngster taten sich da, ausgenommen natürlich die grandiosen GIRLS, eher schwer. Wollte man eine Unterteilung in E (wie künstlerischer Anspruch) und U (wie Entertainment auf Dauerschleife) vornehmen, dann war der Ernst eher eine feminine Domäne, siehe Feist, PJ Harvey, Planningtorock, EMA und Marianne Faithfull, einzig Bill Callahan konnte mit seiner „Apocalypse“ in diese Sparte vorstoßen. Die Lacher wiederum kamen von den alten Männern – Beastie Boys, Stephen Malkmus, The Fall und zuletzt Lou Reed eher unfreiwillig komisch. Willkürlich von links nach rechts, mit Anspieltipp dazu – voilá, die Platten des Jahres:

Kitty, Daisy And Lewis "Smoking In Heaven" ("I'm Going Back")
Wugazi "13 Chambers" ("Sweet Release")
Wilco "The Whole Love" ("Art Of Almost")
JAY-Z & Kanye West "Watch The Throne" ("Niggas In Paris")
GIRLS "Father, Son, Holy Ghost" ("Vomit")
Planningtorock "W" ("The Breaks")
Wild Flag "Wild Flag" ("Glass Tambourine")
PJ Harvey "Let England Shake" ("The Glorious Land")

This beer's great, isn't it?



Irgendwo war neulich zu lesen, Mark E Smith sei der netteste Mann, der jemals eine Journalistin geohrfeigt habe. Geschrieben hatte diesen Satz eine Frau, von Beruf - naja, Journalistin. Egal, was sich da nun tiefenpsychologisch herauspulen ließe, Smith jedenfalls gilt generell als Garant für launige Interviews - erfreulich deshalb, dass er sich aus Anlaß der aktuellen Platte mit Kevin Perry von thequietus.com auf das eine oder andere alkoholische Getränk zusammengesetzt hat. So erfährt man einige unterhaltsame Dinge über seines Vaters Lada, Nietzsche und Shakespeare ("very underrated"), Oasis und Manchester, Satans Stimme und weshalb er als Zeitungsleser ein Überzeugungstäter ist. Das Ganze - hier.

Donnerstag, 24. November 2011

Oberpollinger 2011 - Die Einzelteile



In diesem Jahr mal ein geteilter Rückblick und zwar – wie innovativ ist das denn?! – getrennt nach Songs und Alben. Zunächst also die Einzelteile. Ein richtiger Kracher konnte nicht ausgemacht werden, aber sehr wohl einige Perlen, die wiederum, und das ist erfreulich, nicht nur von alteingesessenen Platzhirschen stammen. Die Dodos und Wye Oak haben zu ihren Songs früh im Jahr auch formidable Alben abgeliefert, das deutsch-schweizerische Joint Venture Boy hatte heuer wahrscheinlich die geschmeidigste Platte im Gepäck und Veronica Falls haben, nicht nur mit ihrer Single, wieder einmal den Indierock gerettet. Schätzchen Azealia Banks belegte gerade auf der offiziellen Cool List 2011 des NME den ersten Platz und gibt mit ihren bisher bekannten Songs zu überschwänglichen Hoffnungen berechtigen Anlass. Im Bild von links nach rechts, halblegal verlinkt – bitteschön, die Hits des Jahres:

Bright Eyes „One For Me, One For You“
The Rapture „How Deep Is Your Love“
The Dodos „Black Night“
Boy „Waitress“
Wye Oak „Holy Holy“
Veronica Falls „Found Love In A Graveyard“
Arctic Monkeys „Love Is A Laserquest“
Azealia Banks „212“
Radiohead „Lotus Flower“

Mittwoch, 23. November 2011

Kraftwerky



Soft Metals „Soft Metals“ (Captured Tracks)
Gegen Ende eines jeden Jahres ist natürlich auch der gemeine Blogger bestrebt, penibel Inventur zu machen, um den Laden ordentlich zu übergeben – und wenn’s auch nur an sich selber ist. Soll heißen, der Bestand wird noch einmal überprüft und kontrolliert, ob sich nicht irgendeine Nachlässigkeit eingeschlichen hat und beispielsweise ein Album grob fahrlässig übersehen worden ist. Größere Ausfälle sind auf den ersten Blick nicht zu beklagen, sieht man einmal davon ab, dass manch vorhersehbare Pleite unkommentiert und allzu Mittelmäßiges wachen Sinnes unerwähnt blieb.

Soft Metals aus Portland sollten jedoch keineswegs unter den Tisch fallen, auch wenn das Album schon im Herbst auf den Tisch kam. Das Elektronik-Duo, bestehend aus der Stimme von Patricia Hall und den Tastenanschlägen von Ian Hicks, hat sich nach einigen kleineren Anläufen nun an das größere Format gewagt und mit dem selbst betitelten Debüt einen recht gelungenen Arbeitsnachweis abgeliefert. Auch wenn die beiden in diversen Posts gern in die Wave-Ecke gestellt werden, so nutzen sie in ihren Stücken doch eher die klare, strukturierte Melodik von Vorbildern wie Kraftwerk oder den frühen Depeche Mode als die düster wabernden Stimmungsbilder.

Stücke wie „Voices“, „The Cold World Melts“ oder „Eyes Closed“ sind also durchaus tanzbare Kompositionen, der etwas in den Hintergrund gemischte Gesang macht sie zwar weniger präsent und punktiert im Vergleich zu den Düsseldorfer Vorbildern, verleiht ihnen dafür aber eine angenehm warme und entspannte Grundstimmung. Dass die Nische, in der sich Soft Metals mit ihrem Sound bewegen, überbelegt ist, kann man nun nicht gerade behaupten – in diesem Jahr meldeten sich hier mit den Berlinern Bodi Bill und Sean McBride alias Martial Canterel gerade mal zwei Mitstreiter. Kein Trend also, noch nicht, aber durchaus schon Potential. http://www.myspace.com/softmetals

[Auch gut – sechsminütiges Cover des Throbbing-Gristle-Songs „Hot On The Heels Of Love“ – hier.]

Nachschlag



Von der mutmaßlich besten Band dieses Jahres gibt es noch eine Zugabe zum aktuellen Album: Wild Flag aus Portland haben für den Radiosender WBEZ aus Chicago ihr Set um einen neuen Song mit dem Titel "Nothing" angereichert - Ausschnitte der Sound Opinions Session hier.

Word.


Nicht schön, dass man bei der Freude über jemanden, der unpopuläre Dinge klar beim Namen nennt, unfreiwillig an den blöden BILD-Slogan denken muss, dass die Wahrheit immer jemanden brauche, der sie ausspricht. Schön aber, dass olle Weller Paule auf die Frage von shortlist.com nach dem Sinn des grassierenden Reunionisierens eine deutliche Antwort parat hat: "Money talks, doesn't it?” und "Hopefully I'll never be that skint, mate.”

Noch schöner, dass im März kommenden Jahres das nach “Wake Up The Nation” mittlerweile elfte reguläre Studioalbum von ihm zu erwarten ist. “Sonik Kicks” wird es heißen und den Song “Around The Lake” kann man im Netz schon mal probehören. Eine zwingende Meinung zur eigenen Produktion hat der Mann aus Woking natürlich auch: "I'm going to go out and play a classic album next year, but it'll be my fucking new one. Not one from 20 years ago."

Montag, 21. November 2011

Wiedergefunden



Ein gute Nachricht an dieser Stelle für alle streng orthodoxen Synthie-Traditionalisten: Vince Clarke, bekanntlich Mitgründer und Hutnehmer bei Depeche Mode und Martin Gore, Songschreiber und Kreativpool still on duty, haben sich für ein Technoprojekt mit dem schlichten Namen VCMG zusammengefunden und werden noch am 30. November ein erstes Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit dem Titel "EP1/Spock" vorstellen. Ausführlicher Mailverkehr - hier, Downloadvorbestellung - dort.

Klassik vor Welle



Das wird nicht jedem Fan schmecken, der lieber die extravagante, die spektakuläre Lösung gesehen hätte - trotzdem hat sich der Herzensverein nun doch für die klassische Bauvariante der Gegengerade entschieden. Mutlos? Popelig? Provinziell? Egal - entscheidend ist auf'm Platz und dass die Stimmung passt. Und dann ist es auch schon wieder egal, worauf man steht ...

Zweimal perfekt



Nach einem nahezu perfekten Wochenende - okay, das hing jetzt ganz davon ab, ob man in Hamburg, München, Rostock oder Dortmund wohnt - nun noch ein gelungener Wochenstart: Es wird zwar keine Fugazi-Reunion geben, soviel ist für dieses Jahr sicher, aber deren früherer Leadsänger Ian MacKaye meldet sich zusammen mit Amy Farina zurück, nach zwei Alben von The Evens gibt es zum Jahresausklang die Doppelsingle "2 Songs" mit "Warble Factor" und "Timothy Wright" - anhören: hier.

Freitag, 18. November 2011

For the crowd, for the wall



Leider nur ein einziger Termin und leider, leider wieder nur die Hauptstadt - Radiohead touren 2011 in Europa und spielen am 6. Juli in der Wuhlheide. Schön für Berlin. Stanley Donwood, seines Zeichens Grafiker mit sehr guten und häufigen Geschäftskontakten zur Band um Thom Yorke, hat ein hübsches Plakat zur "Occupy"-Bewegung entworfen und trägt damit quasi den Widerstand von der Wallstreet in die heimischen Wände. Erinnert ein bißchen an den sinnigen Greenpeace-Spruch aus den 90ern, liegt stylistisch aber deutlich weiter vorn.

Neues aus Nashville



Drei Jahre sind vergangen, seit Kurt Wagner und (lt. Selbstauskunft) “Nashville’s most fucked-up country band" Lambchop ihr letztes Album "OH (Ohio)" vorgelegt haben - nun ist für den 21. Februar kommenden Jahres endlich Nachschub angekündigt. "Mr. M" heißt das gute Stück, und auch wenn Wagner verlauten läßt, die Platte werde eine Art "psycha-Sinatra-Sound" (NME) haben, inhaltlich, so meint zumindest die Plattenfirma Merge Records, sind wohl keine wesentlichen Änderungen zu erwarten. Muß ja auch nicht. Eine Hörprobe der ersten Auskopplung "If Not I'll Just Die" hier. Live dabei:

23.02. Berlin - Babylon
24.02. Berlin - Babylon
25.02. Dresden - Beatpol
26.02. Leipzig - Werk 2
29.02. Köln - Kulturkirche
10.03. Frankfurt - Union-Halle
14.03. Dornbirn - Spielboden
16.03. München - Kammerspiele
17.03. Düsseldorf - Zakk
27.03. Hamburg - Fabrik
28.03. Karlsruhe - Tollhaus

Donnerstag, 17. November 2011

Vollwaschgang



Der Mensch neigt ja mit fortgeschrittenem Alter zu verstärkter Selbstbeobachtung, immer öfter scheint er bei sich selbst nie für möglich gehaltene Anzeichen zunehmender Spießigkeit zu entdecken. Wer zum Beispiel folgende drei Fragen mit einem klaren „ja“ beantworten kann, der hat in dieser Hinsicht schon eine gehörige Wegstrecke geschafft und darf sich nicht wundern, wenn nahestehende Menschen diese Entwicklung mit der wenig schmeichelhaften Bemerkung kommentieren „Rock’n’Roll ist das aber nicht ...“:

1. Gehört ein Tischstaubsauger zu deinem Küchenequipment?
2. Ziehst du Tierfilme einem Tatort mit der Begründung vor, das sei schon Aufregung genug?
3. Lehnst du den Besuch von Live-Konzerten grundsätzlich ab, wenn sich keine Sitzplätze buchen lassen?

Das Glastonbury-Festival im englischen Südwesten, als Spießer-Eldorado bei weitem nicht so bekannt wie für sein ausgezeichnetes Line Up und sein konstant mieses Wetter, möchte nun nach Auskunft seines Organisationschefs Melvin Benn und mit Zustimmung des Gründers Michael Eavis der zunehmenden Betagtheit seiner Besucher Tribut zollen und künftig Waschmaschinen auf dem Gelände aufstellen lassen. Zitat: „Older fans are getting far more demanding and we have to respond. That means better toilets and now washing machine facilities.”

Ab dem Jahr 2013 also, dem nächsten Big Bang auf Worthy Farm, darf sich der in die Jahre gekommene Besucher also bedenkenlos im Matsch suhlen, weiß er doch, dass am Ende eines langen Tages ein geeigneter Waschvollautomat, im günstigsten Falle mit integriertem Trockner, die Klamotte wieder auf neu wienert, porentief natürlich und aprilfrisch. Und da wird immer behauptet, für ältere Menschen gäbe es keinerlei erfreuliche Nachrichten mehr ...

How I learned to hate Rock'n'Roll



Kein Zweifel, Bejamin von Stuckrad-Barre, laut Selbstbezichtigung der Welt größter Fan des Duos, wird es irrsinning freuen: Am 6. Februar erscheint eine neue B-Seiten-Compilation der Pet Shop Boys - 38 Stücke aus den Jahren 1996 bis 2009. Heißen wird das Ganze schlicht "Format", bestückt mit so wohlklingenden Titeln wie "How I Learned To Hate Rock'n'Roll", "The Boy Who Coulnd't Keep His Clothes On", "Searching For The Face Of Jesus" und "The Resurrectionist" (komplett - hier). Diese Nachricht soll dann auch gleich als Vehikel dafür dienen, sich in tiefer Dankbarkeit der gelungesten Albumtitel der beiden Edelpopper zu erinnern:

VERYRELEASEDISCOALTERNATIVEYES
POPARTBESIDEPLEASEFUNDAMENTAL