Dienstag, 12. Juni 2012

Schönes Kalkül

2:54 „2:54“ (Fat Possum)

Das ist es nun also. Die Erwartungen so groß wie die Vorfreude wie der ganze Hype, der um die Band der Geschwister Colette und Hannah Thurlow gemacht wurde – befeuert durch zwei fraglos erstklassige EPs und die prominenten Paten an den Reglern Rob Ellis und Allan Moulder. Der Referenzen gibt es viele, mit Warpaint, als deren Support die beiden schon auf der Bühne standen, macht man keinen Fehler, auch Mazzy Star und Lush werden häufig genannt. Darf man noch die Berliner Super 700 ergänzen, die ganz gut auf diese Wellenlänge passen dürften.

Es ist, um beim Hype zu bleiben, beileibe keine besonders ausgefallene Rezeptur, die für das Album zusammengemischt wurde, liebevoll eingetrübter Wave-Post-Rock, eingängig, noisy und manchmal tatsächlich recht berückend vorgetragen, hier ein paar nebelige Cure-Gitarren, da das passende Shoegazing-Pedal getreten, es ist nichts Falsches im Gefälligen zu entdecken. Dass die beiden Mädels allerdings auf die Queens Of The Stone Age und die Melvins als Sozialisationsbezüge verweisen – man kann es beim besten Willen nicht heraushören. Denn auch wenn der Bandname, gern zitierter Nebensatz, aus der Schwestern Lieblingssequenz des Melvins-Stücks „A History Of Bad Men“ stammt – hier ist so gar nichts roh, rau oder dreckig. Alles auf „2:54“ wirkt wohl kalkuliert, am richtigen Platz und deshalb vielleicht auch zuweilen ein wenig arg vorhersehbar.

Macht aber nix, die schillernden Riffs von „Scarlet“, der feine, schleppende Beat von „Easy Undercover“ oder der gebremste und veredelte Lärm bei „Circuitry“ können trotzdem gefallen, auch wenn sie bei „Sugar“ wie die feminine Variante von Justin Warfields She Wants Revenge klingen, muß das kein Nachteil sein. Es gibt sicher genügend Momente im Leben, wo solcherart melancholischer Feinkostrock von Nöten sein kann, auch wenn er nicht für die Pophistorie gemacht ist. Was hier zählt, ist das gute Gefühl – das zu vermitteln gelingt den beiden Damen auf ansprechende Weise. http://www.twofiftyfour.net/


Auch zu empfehlen: Die akkustische Daytrotter-Session mit "Circuitry", "Creeping" und "Sugar" - hier.

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