Mittwoch, 31. Oktober 2012

Aber mit Stil

Liars, 59:1, München
30. Oktober 2012

Lustige Wortspiele über Unwetter und New York sollte man dieser Tage aus Piätätsgründen wohl besser vermeiden. Trotzdem darf man annehmen, dass den Liars aus NYC die Reise durch gemütliche und gut beheizte deutsche Kleinklubs eher gelegen kommt, als daheim durch menschenleere Straßen und kniehohes Brackwasser zu waten. Am Dienstag war also das 59:1 in München gebucht, ein Ort, dessen Raummaße eher denen eines größeren Wohnzimmers mit Tresen und Garderobe entsprechen, der aber bei allem unverständlichen Hin zur Hallenkultur gerade deshalb nicht genügend gewürdigt werden kann.

Auch die Liars wurden, nach dem eher klaustrophobischen Einstieg des Supports The Haxan Cloak, mit der Umgebung recht schnell warm – zumindest konnte man das annehmen, wenn man den Dreien durch ihr infernalisch lärmendes Set folgte. Dieses war zwar nicht übertrieben lang, konnte aber die Bedenken all jener zerstreuen, die befürchtet hatten, mit den gewandelten, weil jetzt deutlich elektronisch verbrämten Klängen des letzten Albums „WIXIW“ hätten die Jungs ihre frühere Lust am Lärm verloren. Nein, sie gaben schon ordentlich Zunder und vermochten auch die neuen Stücke wie „Flood To Flood“, „Octagon“ und „No. 1 Against The Rush“ auf artgerechte, sprich ohrenbetäubende Weise zu zerlegen.

Während Sänger Angus Andrew hinter einem Bollwerk aus Tasten und Strippen genußvoll zum Krach die Mähne schüttelte, wechselte der deutlich zurückhaltendere Aaron Hemphill zwischen Gitarre, Drums und Keyboard – Julian Gross tat im Hintergrund an den Kuhfellen, im eleganten weißen Anzug, ein Übriges dazu, dass die Songs sowohl druckvoll als auch eine Spur organischer klangen als aus der Konserve. Von den vorangegangenen Alben gab es jeweils nur eine Arbeitsprobe – „Scarecrows...“ von „Sisterworld“, „By Your Side“ vom monothematischen „Drum’s Not Dead“ und als Abschluß eine furioses „Broken Witch“ von ihrer zweiten Platte „They Where Wrong...“ Dass einem auf dem Heimweg der Schädel noch längere Zeit nachbebte, ließ sich verschmerzen, stilvolles Gepolter wie dieses ist schließlich nicht alle Tage zu bekommen.

Missing in Action

Keine große Überraschung: Nachdem Paul Banks schon in seinem letzten Video als spaßfreier Spießer erstaunliches Schauspieltalent offenbarte, gibt er nun im Streifen "Mine To Kill" von James Kendi eine Komplettprobe seiner Begabung. Filmgeschichte, Teaser, Fotos - alles auf der dazugehörigen Website, der Score stammt im Übrigen von Mike Stroud (Ratatat).

Gar nicht gut [Update]

Dieses Bild mit diesem Text - es will einem nicht gefallen. Cat Power sollte am 26. November in Amsterdam ihre Europatournee zum gerade erschienenen Album "Sun" beginnen - nun postet sie zu obigem Foto die folgenden Worte:

"I MAY HAVE TO CANCEL MY EUROPEAN TOUR DUE TO BANKRUPTCY & MY HEALTH STRUGGLE WITH ANGIOEDEMA. I HAVE NOT THROWN IN ANY TOWEL, I AM TRYING TO FIGURE OUT WHAT BEST I CAN DO. HEART BROKEN. WORKED SO HARD. GOT SICK DAY AFTER "SUN" CAME OUT & BEEN STRUGGLING TO KEEP ALL POINTS OF ME IN EQUILIBRIUM : MIND, SPIRIT, BODY HEALTHY CENTERED & GROUNDED. I AM DOING THE BEST I CAN. I FUCKING LOVE THIS PLANET. I REFUSE TO GIVE UP. THOUGH I MAY NEED TO RESTRATAGIZE FOR MY SECURITY & HEALTH."

Update: "EUROPEAN TOUR IS ON. WITHOUT STAGE PRESENTATION. HARD MONEY WASTED."

Dienstag, 30. Oktober 2012

Besser tschillen mit Nick

Noch diese eine brandheiße Eilmeldung, bevor der Tag zur Neige geht und wir beruhigt, nun endlich aller Sorgen ledig, an der Matratze horchen dürfen: Til Schweiger, ja genau, der Charakterkopf und Vorkämpfer aller entrechteten Kriegfreiwilligen dieses Landes, hat offenbar sehr lange mit seinem neuen Namen, den sich das oberste Gremium der ARD für seine Tatort-Folgen ausgedacht hatte, gerungen. Und seinen Unmut kundgetan. Was geholfen hat. Denn nun, am Ende eines "gemeinsamen kreativen Prozesses" (Sprecher ARD) steht fest, dass Schweiger gottseidank nicht Nick Tschauder, sondern - hey: Nick Tschiller heißt! Und da fragt sich der gemeine Glotzkistensklave immer, was die Jungs denn da in ihren endlosen, kräftezehrenden und oberwichtigen Beratungsrunden wohl zu bekakeln haben. Tschiller! Ich lach mich schlapp - ist ja jetzt schon ein Selbstläufer ...

Gar nicht so anders

Black Marble  
„A Different Arrangement“
(Hardly Art)

Die mittlerweile etwas ergrauten Herren von Depeche Mode wurden auf der Pressekonferenz zu ihrer bevorstehenden Welttournee in Paris kürzlich von einem eifrigen Redakteur bezüglich der Unmenge an elektronischem Equipment, welches ihnen für die Aufnahmen der neuen Platte zur Verfügung stand, gefragt, ob sie sich noch immer für die Meister ihres Faches halten würden. Ganz davon abgesehen, dass diese Wortmeldung nicht wenigen Menschen schon als Majestätsbeleidigung gilt, kam die Antwort schnell und unmißverständlich – “Yes, we do.” Und auch wenn die drei diesen Anspruch im Frühjahr 2013 erneut untermauern müssen – als stilprägende Vorbilder sind sie weiterhin unstrittig.

Auch Chris Stewart und Ty Kube, die beiden Herren aus New York, die sich hinter dem Minimal-Wave-Sound von Black Marble verstecken, können den Bezug zu den frühen Werken der Synthpop-Pioniere nicht leugnen, ähnlich wie auch Sean McBride aka. Martial Canterel pluckert und pocht es auf “A Different Arrangement”, ihrem ersten Longplayer, wie zu besten “Speak & Spell”-Zeiten – sie tun dies so gekonnt und abwechslungsreich, dass auch Martin Gore mal ein Ohr riskieren sollte. Neben Depeche Mode darf man sicher auch Human League und – mal wieder – New Order zu den Wurzeln der beiden zählen, die Stücke sind allesamt recht flott und nicht übertrieben düster angelegt, die Stimmen in die zweite Reihe gemischt und bewußt verfremdet. Perlende Hooks, packender Beat, feiner Bass, es darf getanzt werden. Was wiederum bedeutet: Lohnt den Kauf. http://blackmarble.bandcamp.com/

Kalte Platte

The Soft Moon
„Zeros“
(Captured Tracks)

Ein wenig ungewöhnlich klingt das schon, wenn einem die eigene Plattenfirma folgenden Satz in die Kurzbio schreibt: “The Soft Moon was never intended for the public’s ears, but you found it, were drawn in by its danger, and insisted that others hear.“ Nun, Luis Vasquez, mit dem Projekt in San Francisco 2009 noch als One-Man-Show gestartet, wird das wenig kümmern – Menschen, die sich mit einem derart unterkühlten, technoiden Sound befassen, haben selten Bedarf nach großer Öffentlichkeit und Nähe. Und auch wenn The Soft Moon mittlerweile zu einer richtigen Band gewachsen sind, so hat sich an der Ausrichtung der Musik doch nichts Wesentliches geändert: Synthpunk, Industrial, im besten und seltenen Falle Postpunk, als Orientierungspunkte also Fad Gadget, Cold Cave, Suicide, wärmer wird’s nicht. Auch auf dem zweiten Album also eher Frostiges, verfremdete, verzerrte Stimmen, programmierte Drumbeats, flächige Künstlichkeit, rohes Geböller („Want“) oder gekonnt angereicherter Lärm ("Die Life"). Ab und an mal ein gebremst leidenschaftlicher Moment, die Stücke „Insides“ und „Lost Years“ könnten auch mit dem Etikett Darkwave ganz gut auskommen und geben dem Album so bei aller unterkühlten Faszination ein wenig Seele, hier schimmern die Gründerjahre von New Order, also „Movement“ und „Power, Corruption...“, fast verschämt durch die sonst so unnahbaren Krachcollagen. Nichts, womit man sonderlich warm werden kann, trotzdem ein reizvoller Soundtrack für die dunklen Stunden.

Komplettstream von "Zeros" bei quietus.com.

Im Frühjahr

Nun also doch ein wenig ausführlicher: Nachdem noch vor kurzem die Liste der europäischen Konzertstopps recht übersichtlich aussah, haben die Indielieblinge Yo La Tengo aus New Jersey nun das Programm etwas erweitert - die angekündigte neue Platte sollte dann auch fertig sein.

08.03.  Lausanne, Les Docks
11.03.  Frankfurt, Mouseonturm
12.03.  Düsseldorf, Zakk
13.03.  Berlin, Volksbühne


Montag, 29. Oktober 2012

Kein Schonwaschgang

Nicht weniger als die Rückkehr der gruseligsten Spielart des Gothrock war bei Erscheinen der ersten Platte von Esben And The Witch proklamiert worden - meistenteils von Leuten, welche die Platte "Violent Cries" vorher nicht gehört hatten. Denn natürlich war so Schlimmes nicht zu befürchten, das Album sogar ganz reizvoll und die Fields Of Nephilim blieben begraben. Zum Glück. Ende Januar kommen die Dänen mit ihrer zweiten Platte, "Wash The Sins, Not Only The Face" soll sie heißen (ein Satz, den man seinen Kindern auch ständig predigt) und mit "Deathwaltz" gibt es auch schon eine erste Hörprobe inkl. Download - hier. Wer gern vorausplant, der kann sich für's nächste Jahr auch schon ein paar Konzerttermine notieren:

16.02.  Münster, Gleis 22
17.02.  Hamburg, Knust
18.02.  Berlin, Bi Nuu
20.02.  München, 59:1
21.02.  Zürich, Rote Fabrik
22.02.  Köln, Gebäude 9

Genius vs. Genius

Das also kommt heraus, wenn sich Genius Nummer 1, Jamie XX, an einem Track von Genius Nummer 2, Kieran Hebden alias Four Tet, vergreift - "Lions" von Hebdens aktueller Platte "Pink" in neuem Gewand, hier.

Freitag, 26. Oktober 2012

So gut wie und besser als

Chad Valley 
“Young Hunger”
(Universal)

Puhh! Das ist natürlich schon ziemlich dick aufgetragen. Superpop – here we go again! Nach M83 und Pop etc. versucht sich in diesem Jahr nun auch Hugo Manuel unter dem Alias Chad Valley an der finalen Ausbaustufe populärmusikalischer Klangkunst. Da man von dem jungen Mann aus Oxford selbst beim gewöhnlich ausnehmend gut sortierten Discogs nur zweieinhalb EPs findet, darf man wohl annehmen, dass „Young Hunger“ sein Debütalbum ist und zwar eines, dass nicht nur eine recht erlesene Gästeliste, sondern eben auch manch feine, schillernde und nahezu perfekte Melodie aufzuweisen hat.

Allein die beiden ersten Songs, „I Owe You“ als wunderbar eingängiges Duett mit Twin Shadow und das nicht minder geglückte „Tell All Your Friends“, weisen bestechende Qualitäten aus – sakraler Falsett inklusive. Klar, ohne die 80er wäre Chad Valley nicht denkbar, er hat sie – bewußt oder nicht – nahezu verinnerlicht. In den besten Momenten hat seine Musik soviel Schmelz und Sentiment wie George Michael und das Popappeal der Thompson Twins, in den schlechteren (die gottlob in der Unterzahl sind) kommt einem leider auch mal Jason Donovan in den Sinn. Im Gedächtnis bleiben aber neben den beiden erstgenannten Songs vor allem die beiden Tracks mit weiblicher Begleitung: Für „Evening Surrender“ holte sich Manuel Sarah Assbring aka. Perro Del Mar an die Seite, bei „Fathering Mothering“ die Norwegerin Anne Lise Frokedal, beides sind eher bedächtige, zarte Kompositionen.

Auch die Zuarbeiten von Totally Enormous Extinct Dinosaurs, also Orlando Higginbottom als dem Mann der Stunde („My Life Is Complete“), und Pat Grossi von Active Child („Manimals“) gehen in Ordnung, letzteres hat einige dieser berückenden Momente, denen man sich (pssst … auch bei Coldplay, aber nicht weitersagen) kaum entziehen kann. Was heißt: Mit etwas Mut zum Kitsch und im richtigen Moment erwischt, kann das eine wirklich schöne Platte sein. Kannste echt glauben.

Chad Valleys "Young Hunger" bei Hype Machine.

Gut für's Ego, gut für's Ohr

Cody ChesnuTT
„Landing On A Hundred“
(One Little Indian)

Das ist ja alles schön und gut (und das meint es auch so), aber warum um alles in der Welt muß das nun wieder “Neo-“ heißen? Cody ChesnuTT, der Mann aus Atlanta mit dem Selbstbewußtsein von der Größe eines Wolkenkratzers (“Since my birth I’ve been the greatest…”, I’ve Been Life), macht Soul, wie er klassischer kaum sein könnte. Zehn Jahre nach seinem Debüt “The Headphone Masterpiece” und seiner phänomenalen Zusammenarbeit mit den Roots (“The Seed 2.0”) nun also “Landing On A Hundred”, eine Platte, der es gelingen könnte, sowohl die Traditionalisten als auch die Spezialisten, Puristen und Auskenner zu begeistern.

Wie er das schafft? Nun, ein Großteil seiner Songs bedient den herkömmlichen, eleganten 70er-Soul – butterweiche Streicher, griffige Bläsersätze, geschmeidiger Gesang. Es fällt nicht schwer, sich Stücke wie “’Til I Met Thee”, “That’s Still Mama”, “Chips Down” oder das wunderbare “Love Is More Than A Wedding Day” auch von Al Green, Bobby Womack oder den Temptations vorzustellen, was ansich ja schon ein Kompliment ist. Andererseits greift ChesnuTT auch gern mal in die Effektkiste – das trippige und düstere “Don’t Follow Me” erinnert mit seinen bleischweren Drums eher an Portishead oder den experimentellen R&B eines Tom Krell alias How To Dress Well.

Immer dann, wenn ChesnuTT den sicheren Pfad verläßt, gehen die Augenbrauen nach oben: Der flotte Swing von “Under The Spell of A Handout” ist wirklich mehr als infektiös, dazu das noch schnellere “Where Is All The Money Going” – hier ist nicht nur die Frage berechtigt, da sitzt auch jeder Ton. Für den Schluß gibt’s dann wieder einen gehörigen Schuß schwarzer Historie – “Scroll Call” würde ohne Weiteres auch auf den Soundtrack für “Shaft” passen, full bigband, soulbrother! Wer sich so lange Zeit nimmt und dann so zurückkommt, der hat nicht viel falsch gemacht – klasse Platte.

Biste oder biste nich?

Punkrock, Alter! Wer das wissen will? Na die Ärzte - und zwar auf einer höchst anspruchsvollen Umfrage, zu finden unter www.bademeister.com. Und nicht schummeln, die kriegen das spitz und dann gibt's Saures! Ach übrigens: Mapambulo  i s t  Punkrock (war aber eh klar.)!

Brennen wieder

Die Meldungen für's neue Jahr nehmen so langsam Fahrt auf, gut so, denn für das alte wird es in wenigen Tagen mit den unvermeidlichen Weihnachtsschmuseplatten und BestOf-Compilations losgehen (gähn!): Für den Februar 2013 jedenfalls ist die neue Foals "Holy Fire" angekündigt, am 5. November erscheint schon die erste Single "Inhaler". Das Artwork (s.o.) ist so noch nicht gesichert, fest stehen als Produzenten aber die Herren Moulder und Flood, was einerseits Gutes (PJ Harvey, Depeche Mode, Smashing Pumpkins), andererseits weniger Gutes (The Killers) bedeuten kann.

Alte Rosen, neu gepflückt

Es war eines der überraschendsten Duette der 90er: 1995 nahmen Nick Cave und Kylie Minogue für Cave's Album "Murder Ballads" zusammen den Schwof "Where The Wild Roses Grow" auf - ein "Australian Couple" par excellence. Nun, da Kylie Minogue Ende Oktober eine Werkschau mit dem Titel "The Abbey Road Sessions" veröffentlicht, haben sich beide für diese Platte nochmals vor's Mikro gestellt und den Titel erneut eingesungen - die Hörprobe gibt's via Soundcloud.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Auf die Straße

Der Track ist so gut wie das ganze Album: Am 30. November kommt das neue Album "Mars" von Ahmed Gallab aka. Sinkane auf die Straße, mit "Runnin" hat er nun ein erstes Video gepostet. Agressives Rot als Wegweiser, es geht nicht zimperlich zu in dem Streifen - politically & soulful, yeah man! Bei OhFancy gibt's mit "Warm Spell" im Übrigen auch noch einen zweiten, ebenso gelungenen Song zum Vorhören.



Vorbildung gefällig?

Da hatte uns Christopher Owens im Juli einen gehörigen Schrecken eingejagt, als er einfach so mir nichts, dir nichts die Karriere seiner Bands Girls nach zwei genialen Alben für beendet erklärte und alsbald von der Bildfläche verschwand. Nun darf also aufgeatmet werden, der Junge ist wieder da und mit ihm bald (VÖ 15. Januar 2013) auch das erste Soloalbum "Lysandre". Sein Statement zur Platte läßt vermuten, dass er sich thematisch nicht so weit von seinen Wurzeln (Coming of Age, Liebeswirren, Konzeptalben) entfernt hat. Ob Googlen für den Albumtitel zusätzlichen Erkenntnisgewinn bringt, muss jeder selbst wissen - zu Zeiten der Griechenkrise kann ein Informationsvorsprung in Sachen Peloponnesischer und Korinthischer Kriege aber sicher nicht schaden ... In jedem Falle gibt es mit "Lysandre's Theme/Here We Go" schon einen ersten Appetithappen - hier.

Hat sich mit "Morgen!"

Die gestrige Meldung ließ einen ja eher zwiegespalten zurück, heute folgt dafür eine eindeutig betrübliche Nachricht: Nina Kunzendorf wird im nächsten Jahr nicht mehr an der Seite von Joachim Król im Frankfurter Tatort ermitteln. Gerade erst für das Duo Sänger/Dellwo (Sawatzki/Schüttauf) auf Sendung gegangen, bekannt für ihre figurbetonte Garderobe und den wohl charmantesten Morgengruß im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, verabschiedet sich Conny Mey schon wieder von der "Mord", die Gründe kennt nicht mal die BILD. Und auch wenn wenigstens Król der Sendung erhalten bleibt, so gilt doch wieder einmal und gerade für dieses Format: Es gehen immer die Guten.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Quit pro quo

Gerade erst wirkte der Mann doch so entspannt und fröhlich: Im Video zu seinem Song "Young Again" gibt Paul Banks den humorlosen Spießer, der unter "Spielen mit Kindern" offenbar etwas deutlich anderes zu verstehen scheint als die Kleinen selbst. Jedenfalls schenken sie sich beide nichts - und Banks verzieht keine Miene. Zu sehen bei baeblemusic.

Kinderkirche mit der Ä-Street-Band

Die Ärzte, Comback-Tour
Augsburg, Schwabenhalle
23. 10.2012

Wo anfangen? Vielleicht beim Aufhören. Das taten die Ärzte nach knapp 40 Liedern und drei Stunden Spielzeit. Respekt! möchte man meinen. Auch wenn es bei den dreien eher Regel denn Ausnahme ist – länger spielt eigentlich nur der Boss aus New Jersey – man kann es ihnen dennoch nicht hoch genug anrechnen, dass sie sich mit umgebauter Setlist nach diesem Sommer noch einmal in die unwirtlichen und zugigen Mehrzweckhallen des Landes wagen, in diese schwer bespielbaren, uncharmanten Zeitgeistwürfel namens MCC, ISS, Europa- und eben Schwabenhalle. Gut deshalb auch, dass weder Publikum noch Band an diesem Abend bereit waren, sich von den widrigen Bedingungen großartig beeindrucken zu lassen – wie all jene Musiker, die ihre treue und eingeschworene Anhängerschaft aus den 80ern in die Jetztzeit mitzunehmen verstanden, ähneln ein solches Konzerte ohnehin eher einem liturgischen Hochamt, funktioniert es über Rituale, einstudierte Wechselgesänge und ist in diesem speziellen Fall noch mit allerlei spaßigen Zoten angereichert, die nur bedingt für den Einzug ins Himmelreich taugen.

Die gut 7.000 da unten sind ja größtenteils mit den Dreien da oben stetig mitgewachsen, spaßbereit und spätpubertär, wenn’s drauf ankommt, mit dem nötigen Ernst und fein dosierter Wut, wo’s nötig ist, nie dümmlich, immer hellwach – so spielt sich die Berliner Rockmaschine vor dankbaren Fans durch’s mehr als umfangreiche Lebenswerk. Dass bei der Unmenge an Material so mancher liebgewonnene, alte Song und auch das eine oder andere neue Stück („M&F“, „Himmelblau“) aus der Liste gekegelt wurde – das alte Lied und Leid. Dass aktuelle Sachen, schon auf dem Album eher schwach („Angekumpelt“, „Tamagochi“), nur gebremste Euphorie entfachen konnten – auch geschenkt.

Das Gros jedenfalls konnte sich sehen und hören lassen, die drei Zugabenblöcke, vollgepackt mit Selbstläufern („Junge“, „Unrockbar“, „Manchmal haben Frauen...“) sowieso, zur Hochform laufen Bela, Rod und Farin vor allem als gegenseitige Stichwortgeber im Liedpausen-Pingpong auf, hier zeigen sie wahre Entertainerqualitäten. Die Muppetshow allgegenwärtig, Seitenhiebe auf die Hosen, Maffay und Scooter (sie dürfen das), beinhartes Training für die richtige Choreo (Wedeln und Schwäneln beim „Waldspaziergang“), man wird sie ewig dafür lieben. Den „Schrei nach Liebe“ im Herbst aus dem Mittelteil wieder kurz vor‘s Ende zu setzen war sicher auch keine falsche Entscheidung, besser kann man einen Punkt nicht unters Ausrufezeichen setzen. Der Schluß dann für die Träne im Knopfloch: „Gute Nacht, auf Wiedersehn, schöne Grüße an Mami und Papi. Sagt zu Haus‘: ‚Es war sehr schön!‘“ – da wurde es einem ganz klamm um’s Herz. Sie sind halt doch die Besten.

Auch schön: Ärzte vs. Deichkind vs. Bonaparte:

Tatort macht Blingbling

Die blöde BILD hat's diesmal zuerst gewußt: Die ARD greift tief in die Gebührenschatulle und leistet sich ab dem kommenden Jahr einen weihnachtlichen Event-Tatort. Kommt also seltener, soll aber dafür effektvoller, heißt aufwändiger produziert sein. Ermittelt wird im thüringischen Weimar und vor der Kamera sollen, hohoho, der Rheinländer Christian Ulmen und die Berliner Schnodderschnauze Nora Tschirner. Klingt wie eine lustige Mischung aus "Keinohrhasen" und "Männerherzen" und es würde nicht wundern, wenn diese Konstellation auf Empfehlung des Neu-Kommissars Til Schweiger zustande gekommen wäre. Na, is ja noch was hin ...

Dienstag, 23. Oktober 2012

Heiße Luft und Liebesengel

War mehr zu erwarten? Lohnte der ganze Hype? Sind wir jetzt schlauer? Dreimal nein. Depeche Mode luden zu Pressekonferenz inkl. Livestream nach Paris, wie gewohnt gab's ein riesiges Bohei und folgende Antworten: Name des neuen Albums? Noch keiner. Plattenfirma, wo es erscheint? Keine Ahnung. Erste Single? Wissen wir nicht. Veröffentlichungstermine? Noch keine. Name der Tour? Wie gehabt - keine Ahnung. Cover der neuen Platte? Ja, hat eins. Warum ein Konzert in Weißrussland? Schönes Land. Warum Bilbao? Schöne Stadt. Und so weiter. Die Antworten auf die Fragen nach dem Zusammenhalt nach so vielen Jahren des gemeinsamen Musizierens, nach dem absoluten Lieblingssong der gesamten Karriere und nach der Auswahl der Bühnengarderobe fielen noch öder aus - es gab einen nahezu kompletten Song ("Angel Of Love"?) per Video, jede Menge gute Laune und viel heiße Luft. Ach ja - Karten für die Tour kann man schon bestellen: hier.

Nichts weniger als wunderbar

Auch der Mann hatte vor zwei Jahren noch das, was man eine "produktive Phase" zu nennen pflegt: Mark Oliver Everett alias Eels konnte 2010 noch mit zwei Alben kurz hintereinander aufwarten, danach wurde es verständlicherweise (sorry, Bob Pollard) etwas ruhiger um ihn. Nun aber ist für den Februar kommenden Jahres eine neue Platte angekündigt, nicht weniger als "Wonderful, Glorious" soll sie sein. Bis dahin noch was älteres, gern noch einmal "Spectacular Girl" von "Tomorrow Morning".

Eine geht noch

Hat da wer gesagt, er hätte lang nix von Robert Pollard gehört? Wenn man "lang" entsprechend definiert, ist da natürlich schon was dran, schließlich hat er mit seiner Kombo Guided By Voices in diesem Jahr gerade mal zwei Alben veröffenlicht. Am 13. November folgt nun Platte Nummer drei, Titel "The Bears For Lunch", die erste Single daraus, das vergleichsweise konservativ rockende "She Lives In An Airport", gibt's beim Rolling Stone. Und ja, das nächste Werk ist schon für Frühjahr 2013 terminiert und soll "English Little League" heißen.

Schaas!

Eine Nachricht, die ganz klar in die Kategorie "Nicht schön" fällt: Der locker verbockte Haufen hoffnungslos schwarzmalerischer FM4-Moderatoren, namentlich Fritz Ostermayer, David Pfister, Robert Zikmund und Christian Fuchs und bekannt als die Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune, wird bald Abschied von seinem Publikum nehmen. Das ist zum Haare raufen und schlimmer, doch bevor sie das tun und in die Gruam fahrn, wird noch mal richtig musiziert. Und zwar auf ihrer neuen und letzten Platte "Loss mas bleibm". Selbst der Blinde mit dem Krückstock entdeckt hier das abgewandelte Beatles-Zitat (auch die Verpackung winkt mit dem Zaunspfahl), neben sieben Eigenkompositionen finden sich darauf auch sieben Cover - diesmal u.a. von Lana Del Rey, Neutral Milk Hotel, Velvet Underground und Ludwig Hirsch. Zeit für ein "Farewell", "Servus, Baba" oder auch nur "Geh Scheissn!" bleibt unter anderem hier:

01.11.  Wien, Rabenhof
16.11.  München, Volkstheater

Zu Gast im Flimmerkasten - heute Abend um 21:55 Uhr ist die Neigungsgruppe auch Thema bei "Willkommen Österreich" auf ORF1. Na dann.

Montag, 22. Oktober 2012

Schäm dich!

Am Freitag dieser Woche ist es nun endlich soweit, da erscheint "The Great Hans Unstern Swindle" von - naja, wenigstens das ist halbwegs sicher - eben Hans Unstern. Das erste Video zum Song "Ich schäme mich", wilder Brasspop mit Chor und Maultrommel, stammt von der österreichischen Künstlerin Moana Vonstadl  und ist ebenso wild und farbenfroh - exklusiv bei SPEX.

Erst geleakt, dann gefixt

Nachdem ein Konzertveranstalter die Sommertermine für die Live-Shows von Depeche Mode unfreiwillig veröffentlichte, gab's nun, einen Tag vor der großen Pressekonferenz in Paris, die offizielle Bestätigung für folgende Daten:

01.06.  München, Olympiastadion
03.06.  Stuttgart, Mercedes-Benz-Arena
05.06.  Frankfurt, Commerzbank-Arena
09.06.  Berlin, Olympiastadion
11.06.  Leipzig, Red-Bull-Arena
17.06.  Hamburg, Imtech-Arena
03.07.  Düsseldorf, Esprit-Arena

Freitag, 19. Oktober 2012

Doppelwumme

Ende November ist es soweit - der unter der Regie von Wu-Tang-Master RZA entstandene und von Quentin Tarantino produzierte Martial-Arts-Streifen "The Man With The Iron Fists" kommt ins Kino. Das allein ist schon Freude genug, aber auch der Soundtrack läßt keine Wünsche offen: Wu Tang vs. The Black Keys, ein Riesenfeaturing mit Kanye West ("White Dress"), Pusha T, Corrine Bailey Rae, Wiz Khalifa, Ghostface Killah, Freddie Gibbs, Method Man, Talib Kweli - und das war noch nicht mal ein Drittel. Den Monsterdeluxesupersoundtrack, bestehend aus 5 (!) CDs mit Filmscore, Instrumentals, Doppelvinyl, Postern etc. gibt's hier für satte 85 USD, wer nur mal reinhören will, kann das an selbiger Stelle natürlich auch tun, und zwar komplett.

Versöhnung

Paul Banks „Banks“
(Matador)

Es geht ihm prima. Man darf das annehmen, liest man die aktuellen Interviews, schaut sich die Aufzeichnungen seiner letzten Konzerte an – Paul Banks, Sänger der New Yorker Postpunk-Band Interpol, ist mal wieder dabei, sich ein Stück weit von seinen früheren Weggefährten zu emanzipieren. Vor mehr als drei Jahren, damals noch unter seinem ursprünglichen Pseudonym Julian Plenti, hatte er damit angefangen, eigene Sachen zu schreiben, die Promotion für’s erste Album war eher eine schüchterne, noch unsichere, keiner und er zuletzt wußte genau, ob die Abnabelung klappen würde, ob irgendwer wohl bereit wäre, Paul Banks ohne Interpol zu denken und dauerhaft zu hören.

Diese erste Platte und eine weitere EP im Rücken, startet er nun – Moniker Plenti ist mittlerweile begraben – unter seinem Klarnamen einen weiteren Versuch, gereifter, mutiger und durchaus unternehumgslustig. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, sein Label feiert gerade das 10jährige des Interpol-Debüts „Turn On The Bright Lights“, man möchte wieder etwas hören von diesen schillernden, dunklen und schwarz gewandeten Melancholikern. Und „etwas“ bekommt man auch – das deshalb, weil Banks‘ Stimme unwideruflich mit den Songs seiner Band verwoben ist – aber es ist eben auch „etwas anderes“, weniger vorhersehbar, experimenteller, nicht ganz so unterkühlt.

Wie das letzte Album, so ist auch das vorliegende ein eigenwilliger Zwitter geworden, man schaut beim Hören gleichsam in zwei Richtungen: rückwärts, weil manche seiner Songideen unweigerlich an die seines Kollegen Daniel Kessler erinnern und anschließen (er hat, so Banks, den Hauptteil der Stücke ja während der letzten Tournee mit der Band geschrieben), vorwärts, weil der Sound tatsächlich wieder ein Stück mehr sein eigener geworden ist. Lieder wie „Arise, Awake“, noch mehr die Instrumentals „Lisbon“ und „Another Chance“ wären mit Interpol kaum denkbar, letzteres ordnet sich eher bei Portishead als bei Joy Division ein und entspricht somit einmal mehr eher den selbstgewählten Vorbildern als den angedichteten.

Paul Banks betont ja gern und oft, dass er bei Interpol nur für Mikro und Gitarre verantwortlich zeichnet, sein Selbstverständnis wächst deshalb zuallererst am eigenen Songwriting. Doch auch wenn die Stücke weit weniger kompakt scheinen und zuweilen den wohligen Schauer vermissen lassen, sie wagen weit mehr als die des letzten Interpol-Albums, die Instrumentierung ist vielfältiger, die Brüche kommen öfter und unvermittelt. Die akkustische Gitarre ist hier mehr als ein bloßes Requisit, Streicher, programmierte Drumsets, dazu auch mal ein funky Gitarrenbrett („The Base“), straighter Rock („Paid For That“, „No Mistakes“) oder die ‚Wall Of Sound‘ („Young Again“) – fehlenden Wagemut kann man Banks gewiß nicht unterstellen.

Ganz am Schluß, wenn er bei „Summertime Is Coming“, einem Titel, den er quasi bei seinem früheren Alias Julian Plenti für das Diesseits ausgeliehen hat, mit Leidenschaft croont „Can we waste some more time just colliding in space?“, da hat er die drei Seelen in seiner Brust miteinander versöhnt, hier gelingt deren endgültige Verschmelzung meisterhaft. Es wird spannend sein, zu erleben, wie er diese Songs mit neuen Buddies demnächst auch hierzulande auf die Bühne bringt – von Interpol, soviel ist sicher, wird im Soloprogramm garantiert nichts zu finden sein. Früher wäre das ein Grund gewesen, die Konzerte eher zu meiden, mit diesem Album im Gepäck aber muß einem nun nicht bange sein – der Junge macht das schon. http://bankspaulbanks.com/

Paul Banks live unterwegs:
28.01.  Frankfurt, Mouseonturm
29.01.  Köln, Gloria Theater
03.02.  Wien, WuK
06.02.  Berlin, Kesselhaus
09.02.  Hamburg, Gruenspan

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Zum Greifen nah

Endlich mal ein Gesicht zum Projekt: Abel Tesfaye alias The Weeknd wird am 9. November endlich seine drei bisher erschienenen, zweifellos gradiosen Mixtapes "House Of Balloons", "Echoes Of Silence" und "Thursday" auf ein Album in physische Formen pressen. Das Ganze wird sich passenderweise "Triology" nennen - den Song "Wicked Games" gibt es nun via tape.tv als Videoclip.

2P für B3

Gerade ist sie raus - die neue EP "B3" von Placebo, vom Titelsong gibt es jetzt auch einen Clip, der so ein wenig nach "paranormal" und "Parallelwelt" ausschaut - zu sehen auf der Website der Band.

Gute Frage

Auch das Warten, ob nicht noch ein wenig mehr Informationen zur Schlagzeile dazukommen, hat nicht viel gebracht, deshalb an dieser Stelle das Vorhandene: Am 25. Janura wird das neue Album von Tocotronic erscheinen - Titel "Wie wir leben wollen". Die 17 Titel in 70 Minuten wurden wieder zusammen mit Moses Schneider in Berlin produziert, ob das Ganze als Doppelalbum/-CD oder im Normalformat erscheint, ist noch nicht bekannt. Fest stehen jedoch schon mal vier Livetermine für Beginn des Jahres, ein (evtl. das) Cover und ein Tweet, den die Band mit Antworten auf die Titelfrage selbst füllt. In Ermangelung neuer Klänge gibt's in Folge ein paar ältere.


Wo sie spielen wollen:
27.01.  Berlin, Lido
28.01.  Hamburg, Thalia Theater
01.02.  Dortmund, FZW Visions Party
06.02.  Wien, Burgtheater

Nicht so niedlich

Auch gaga, aber anders: Das nicht nur von der deutschen SPEX ikonengleich verehrte Industrial-HipHop-Trio Death Grips präsentiert ebenfalls einen neuen Song nebst Videoclip - "True Vultures" findest sich allerdings nicht auf dem aktuellen Album "Money Store". Das Filmchen enstand in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Galen Pehrson und Sängerin Jena Malone und ist, wie die Musik der Kalifornier, ein wenig verstörend.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Gaga in Afrika

In Sachen Freakyness kann dem südafrikanischen Duo Die Antwoord momentan sicher niemand das Wasser reichen, für das Video zur Single "Fatty Boom Boom" ihres aktuellen Albums "Ten$ion" gibt's eine Stadtrundfahrt für eine nicht ganz unbekannte Musikerin nebst Raubtiersafari, Arztbesuch und allerhand grausligen Voddootänzen. Sehr geschmacklos - unbedingt auschauen!

Fahrradaufsteller

Nun, es gibt vielleicht passendere Tage, um über die deutsch-schwedische Zusammenarbeit zu sprechen, als "The Day After" - aber die Leute aus Göteborg, mit denen sich der Berliner Moritz Lieberkühn da zusammengetan hat, um die Band 1000 Gram zu gründen, sind sicher ganz nette, harmlose Zeitgenossen, weit entfernt von so gnadenlosen Ungetümen wie Zlatan Ibrahimovic. Die Musik, die das Quartett fabriziert, klingt jedenfalls nach recht gefällig-gefühligen Gitarrenpop, nichts, was weh tut oder ärgern will. Am 21. November erscheint ihr Debüt "Ken Sent Me", daraus in Folge der Titel "That's How We Love".


Beziehungsarbeit unterwegs:
05.12.  Berlin, Marie Antoinette
07.12.  Görlitz, Stille Post
08.12.  Stuttgart, Marienplatz

Klootish

Jetzt ist er da, der erste Termin, den es für das kommende Jahr zu notieren gilt: Am 21. Januar 2013 erscheint mit "Let It All In" das neue Album von I Am Kloot. Die Band aus Manchester hat ihr Album wieder zusammen mit Guy Garvey und Graig Potter von Elbow produziert, einfache und schlüssige Begründung von Sänger Johnny Bramwell: "Outside of the three members of the band, Craig and Guy know what is Klootish and what isn't Klootish better than anyone." Das Cover der Platte erinnert stark an die Arbeiten des italienischen Avantgardisten Lucio Fontana, als Appetizer zum Inhalt hier schon mal das Video der ersten Auskopplung "Hold Back The Night".

Dienstag, 16. Oktober 2012

Dunkler Moment

Der Song "Man And Man's Ruin" ist auf der neuen Platte der Swans-Moment, der Rest dann Dark-Folk oder Postpunk, whatever: Cult Of Youth zeigen ein neues Video zu besagtem Stück, kryptisch, eigenwillig, sehenswert.

Damals

Zeiten, in denen viele die Band gern gesehen hätten (wer jetzt "Hab ich ja!" schreit, ist wahrlich zu beneiden): Sonic Youth anno 1985, noch jung, wild sowieso, Kim Gordons gepresste Stimme, verquerer Noise, phänomenal. Mitte November kommt, schon mehrfach berichtet, ihr Live-Album "Smart Bar - Chicago 1985", Pitchfork hat schon einen ersten Ausschnitt im Angebot - "Intro/Brave Men Run (Into My Family)" - hier.

Lastenverteilung

Bat For Lashes
„The Haunted Man“
(Parlophone)

Kaum zu glauben, dass die eher zierliche Natasha Khan aka. Bat For Lashes sich das alles im wahrsten Sinne des Wortes aufhalsen will. Die Bezugsgrößen in musikalischer Hinsicht standen ja schon nach ihrer Debütplatte felsenfest: Beth Gibbons, Tori Amos und natürlich Kate Bush, alles keine kleinen Schuhgrößen; nun packt sie durch die Wahl des Covermotivs für das neue Album noch einiges an Gewicht obendrauf. Denn natürlich kommen dem Betrachter, wie sie selbst ja auch bereitwillig zugibt, Patti Smith und Yoko Ono mit ähnlichen Motiven in den Sinn, wie diese möchte auch Khan für ein neues, wiederum gewandeltes Frauenbild stehen, nicht unbedingt provokativ, eher irritierend und ganz gewiß nicht als bloße Projektionsfläche für irgendeines Mannes Fantasien.

Sie führt diese Gedanken auch in den Songs ihres Albums fort, die Texte dazu sind so bildhaft und verzweigt wie der Sound vielgestaltig und verspielt ist – der “gejagte Mann” also ist es, um den es ihr geht, der sie umtreibt. Im zweiten Stück “All Your Gold” schon fühlt sie sich hin- und hergerissen, betrogen einerseits von den süßen und leeren Versprechungen der falschen Männer, zugleich aber auch von ihren sehnsüchtigen Erinnerungen und dem, was sie sich selbst glauben machen will. Das dazugehörige Video unterstreicht diesen Zwiespalt in betörender Schwarz-Weiß-Ästhetik, dazu das trockene Gitarrenpicking, ruhloses Getrommel und ihre fast schwerelose Stimme – zauberhaft, fürwahr.

Auch in der Folge sind es die kleinen, persönlichen Dramen, die sie durchaus einfallsreich vertont, zartes Piano hier, verschlungene Sythieloops dort, immer wieder dunkel wummernde Drums. Bei “Oh, Yeah” gibt’s holprigen Wavepop, beim Titelsong gar mit Marschrhythmus angereicherte Gregorianik – Berührungsängste: Fehlanzeige. Auffällig, dass viele der Stücke, egal ob mit männlichem oder weiblichem Adressaten, stets Verständnis, Trost und Mitleid hervorheben, des anderen Last zu tragen scheint ihr fast ein Bedürfnis zu sein. “Laura” und “Marylin” als Klagegesänge an gefallene, enttäuschte Stars und Sternchen, an den schwachen, oft verunsicherten Mann gehen “A Wall” (“… ‘Cause where you see a wall, I see a door”) und “Rest Your Head”, letzteres sogar ein veritabler Dance-Song.

Über die ganze Platte hinweg wirken die Kompositionen oft etwas unruhig, unstet und abgesehen vom doch sehr anrührenden “Laura” ist der eine, der gewaltige Übersong, wie “Daniel” früher einer war, diesmal nicht so schnell auszumachen. Dennoch bleibt es ein bewegtes und bewegendes Stück Musik, man merkt ihm an, wie es an ihr zerrt und wie all die vielen Ideen mühsam in Form gebracht werden wollten. Kein Wunder also, dass es manchmal aus ihr herausbricht, wenn sie (gleich den “Horses Of The Sun”) übermütig einfach loswill und nur noch ein “Thank God I’m alive!” zu schreien bleibt. Emotion, Baby – richtig so. http://www.batforlashes.com/

Bat For Lashes on Tour:
15. November  Berlin, Huxley's Neue Welt
18. November  Zürich, Rote Fabrik

Montag, 15. Oktober 2012

Nasse Sache

Am liebsten hätte man sich ja die Sache von den Königskindern zusammengestrickt, die zueinander nicht kommen konnten, aber da am Ende alle drei im Wasser landen, macht das so richtig keinen Sinn mehr: The XX haben zu ihrem Song "Chained" dann also einfach ein hübsch anzuschauendes Video mit viel verträumtem Badespass gedreht, Punkt.


Sonntag, 14. Oktober 2012

Immer wieder montags

Gerade gebührend das 10jährige ihrer Debütplatte "Turn On The Bright Lights" gefeiert, da legen Interpol nach: Ab diesem Montag, 15. Oktober, gibt es bis in den November hinein jeden Montag um 11 AM NYC Time ein schönes Gimmick, inspitiert vom Design der ersten Platte. Die genauen Termine sind auf der Website der Band nachzulesen, der Rest findet sich im Merchstore.

Freitag, 12. Oktober 2012

Selber groß

Gemäß der Direktive "Ins Wochenende immer mit einer schönen Frau" (häh?) gibt's heute mal nicht nur das obligatorische neue Video von Lana Del Rey ("Ride"), sondern auch den ebenso erquicklichen Clip von Solange Knowles zum Song "Losing You", die gerade mit jeder Menge bestens gelaunter Dressboys durch Kapstadts Vorstädte gehüpft ist. Obendrauf via pitchfork auch noch einen Remix von Twin Shadow zu "Sleep In The Park" - hier.

Versprechen

Departures
„Still And Moving Lines“
(Borana Records)

Okay, wäre es nur die Single “Pillars” gewesen – man hätte nicht lange überlegen müssen. Es ist ja nicht so, dass man wegen der Unmenge an neuen Indierock-Bands die Orientierung verloren hätte, das Angebot ist durchaus überschaubar, Herausragendes wie 2:54 oder die schwedischen Holograms ist eher selten im Angebot. Klar also, dass die kanadischen Departures für dieses Genre im Allgemeinen und den Post-Punk im Speziellen auf einigermaßen große Erwartungen stoßen, Erwartungen, die sich mit dem vorliegenden Album nur bedingt erfüllen lassen – wobei “bedingt” hier eher für “nicht einfach so” steht. “Pillars” also, wie gesagt, gesetzt, das poltert schön und krachig daher, auch bei Stücken wie “Being There” und “Left You Here” wird sich niemand beschweren, zu schön sind die Erinnerungen, die hier an die frühen New Order heraufbeschworen werden. Mit anderem wird sich, wer auf Eingängigkeit gepolt ist, weit schwerer tun – die Departures wagen sich auch an Sachen, die der Abteilung “A&R” regelmäßig Schweißperlen auf der Stirn treiben: Instrumentals zum Beispiel (“After Today”, “Cartwright”), komplexere, dichtere Sachen wie das umhertaumelnde “Sleepless” oder “Winter Friend”, das von einer Gitarre begleitet wird, die wie ein rostiger Generator auf Halblast klingt. Nick Liangs Stimme wandert dabei unablässig vom Vordergrund ins Off und zurück, mal verdrückt sie sich hinter die Shoegazing-Wände von Gitarrist Stephen Kesselman (“Contempt”), dann wieder gesellt sie sich, weicher gestimmt, zum Duett (“Left You Here”). Ein Debüt mit ordentlich Ecken und Kanten, nicht spektakulär, aber ein gelungenes Versprechen.

Komplettstream des Albums bei newcanadianmusic.

Arghhhh!

Ein Meisterwerk der konzeptionell-experimentellen Videokunst ist das geworden, was die kalifornische Punkband OFF! zusammen mit Jack Black da zu ihrem Song "Wrong" erarbeitet hat: kontemplativ, aber trotzdem provokativ, existenzialistisch, doppelbödig und was nicht noch alles - einfach anschauen, bei funny or die!

Bleiben dran

Balthazar „Rats“
(PIAS)

Es hat sich – damit war fast zu rechnen – nicht viel geändert: Nachdem die belgischen Balthazar 2010 mit „Applause“ ein wirklich erstaunlich lässiges und reifes Debüt vorgelegt hatten (ein Jahr später erschien dieses dann auch in Deutschland), tat sich erwartungsgemäß: nix. Die fünf Musiker gelten in Europa noch immer als Geheimtipp, obwohl sie in ihrer Heimat in punkto Popularität schon Platzhirsche wie dEUS, Milow und Black Box Revelation ausgestochen haben. Nun also Anlauf Nummer zwei, „Rats“, mit wundervollem Cover und leicht überarbeitetem Klangbild. Ließ sich die Musik von Maarten, Jinte, Patricia, Simon und Christophe zuvor noch am ehesten mit dem rauhen Charme von Spoon vergleichen, so haben sie auf dem neuen Album ein klein wenig von ihrer Unbeschwertheit verloren, einige Stücke klingen deutlich ernster und bedächtiger. Das gilt noch nicht für die Eröffnung der Platte – „Oldest Of Sister“ bringt die leicht angenölte Stimme von Maarten Devoltere gewohnt hinter- und untergründig ins Spiel, dazu ein Bass-Skelett und ein paar Bläser, ganz fein. Auch „Sinking Ship“, „Later“ und „Jokers Son“ haben noch diesen entspannten Beat, die Jazzanleihen, die lockere Stimmung – es groovt. Für den Rest der Platte hat sich’s aber dann damit – was folgt, sind schwermütigere, teils kammerspielartige Songs, etwas opulenter instrumentiert, mal klassischer Tanz („Any Suggestion“), mal ein wenig Morricone („The Man Who...“), die Tindersticks lassen von Ferne grüßen. Es bleibt aber insgesamt eine gute, noch immer überraschend erwachsene Mischung – sie sind nicht einfacher zu haben und trotzdem hat man sie schnell wieder ins Herz geschlossen. http://www.balthazarband.be/

Balthazar zum liebgewinnen:
06.11.  Hamburg, Molotow
07.11.  Münster, Gleis 22
08.11.  Berlin, HBC Gallery
10.11.  Stuttgart, Popnotpop Clubfestival
12.11.  Wien, B72
13.11.  Zürich, Rote Fabrik
14.11.  Bern, Dachstock
15.11.  Luzern, Schuur
30.11.  Köln, Bahnhof Ehrenfeld
15.12.  Basel, Disturbans Fantastik Unterwasser Welt

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Rückgruppierung

Kein Scheiß, die nennen das echt so: Das Königreich, also der NME, vermeldet aus sicherer Quelle, dass Take That wieder eine neue Platte und neue Konzerte zusammen planen - "regroup" also. Gary Barlow, gerade noch bei "X-Factor" in der Jury, soll deutliche Ambitionen für ein "weiter so" geäußert haben - "get back to what he loves best" will er, so heißt es. Neben dieser Nachricht die zweitwichtigste Mitteilung: "All five of the boys are making positive noises". Nun, ob die "noices" von Robbie Williams auf seinem neuen Album "Take The Crown" so positiv sind, wird man abwarten müssen, er soll aber alle Soloauftritte bis zum Beginn der gemeinsamen Arbeit abgeschlossen haben. Sagt die Quelle.

Dadord

Dieser Post kommt zu 50 Prozent aus Verbundenheit zum Format, zu 50 Prozent, weil ich unbedingt diese Überschrift unterbringen wollte: Der Bayerische Rundfunk hat soeben via kressreport vermeldet, dass es für den sonntäglichen Tatort bald fränkische Ermittler geben werde. Die ersten Folgen sind jedoch erst in zwei Jahren zu erwarten, die Produktionsfirma möchte sich mit der Auswahl der Geschichten und Protagonisten genügend Zeit lassen. Als Vorschläge für die Ermittlerteams stehen schon mal: Thomas Gottschalk und Lothar Matthäus, Volker Heißmann und Martin Rassau und schließlich Dirk Nowitzki zusammen mit Erwin Pelzig - passt soweit alles.

Gegangen

Ein Hamburger weniger: Nils Koppruch, ehemaliger Sänger der Band Fink, Solokünstler, Ausstellungsmacher und ehrenwerter Johnny Cash-Fan, starb am gestrigen Mittwoch in seiner Heimatstadt - erst kürzlich hatte er zusammen mit Gisbert zu Knyphausen unter dem Alias Kid Kopphausen eine Platte veröffentlicht.