Samstag, 30. August 2014

Asa: Fast wie die große Schwester

Asa
„Bed Of Stone“

(Naive/BMG)

Das gesprungene Brillenglas auf dem Cover des Vorgängeralbums ist noch in guter Erinnerung, sinnstiftendes Detail in modischem Accessoire – neben Asa‘s Vorliebe für Tom Ford ließ sich daraus vielleicht der Antrieb erkennen, westeuropäischen, radiotauglichen Pop mit ihren eigenen Mitteln zu brechen. Schon“Beautiful Imperfection” also, mit dem die nigerianisch-stämmige Französin 2010 ihren kommerziellen Durchbruch schaffte, lebte von der meist gelungenen Kreuzung von anschmiegsamem Downtemposoul mit einer Vielzahl von Stilelementen des Jazz, R’nB und Reggae, nicht zu vergessen die Einflüsse ihres afrikanischen Heimatlandes – nicht ohne Stolz verweist sie hier gern auf die Parallelen zu ihrem großen Vorbild Sade Adu. Dieser gelang ja zu ihren Hochzeiten ein verblüffender, geheimnisvoll zarter (und manchmal auch ein klein wenig anrüchiger) Barjazz, der immer gern mit dem Mainstream flirtete, aber doch so eigenständig und originär blieb, dass er die endgültige Vereinnahmung durch formatierte, loungige Dutzendware nicht fürchten musste.

Einen ähnlichen Spagat versucht also auch Bukola Elemide, wie Asa mit Geburtsnamen heißt, ihre Stimme ist dabei weit rauer und auch bei der Wahl der Worte geht sie forscher zu Werke. Schon der Einstieg zu „Bed Of Stone“ ist eine zornige und unverblümte Anklage, in „Dead Again“ wird dem Partner sehr deutlich gemacht, dass sein „fucking bullshit“ gehörig an den Nerven zerrt und auf Dauer ihrer Gesundheit schadet – ein laienschauspielender Jesus ist so ziemlich das Letzte, was sie für eine Beziehung braucht. Sollte wieder jemand den Vergleich mit der Kuschelklampfe Tracy Chapman bemühen wollen – der Song sollte vom Start weg für klare Verhältnisse sorgen. Gleiches gilt im Übrigen auch für den düsteren Stomp von „Satan Be Gone“, aus dem sich durchaus kurze Verweise auf kultische Voodoobeschwörungen heraushören lassen.

Leider geraten Asa einige Stücke des Albums – Kehrseite der besagten Gratwanderung – dann aber garzu brav und gefällig. Ein paar weltmusikalische Einschübe wie bei „Eyo“ oder Verse in ihrer Heimatsprache („Grateful“) lassen noch aufhorchen, dazwischen drängen sich aber zu viele der dick aufgetragenen Soulschmonzetten, wie sie Emeli Sande, Alicia Keys und Mary J. Blige im Programm haben, Stücke, bei denen die Unverwechselbarkeit dann eben verschwindet. Erst gegen Ende besinnt sie sich wieder auf ihre speziellen Qualitäten, die Rocksteady-Klänge von „Situation“ ziehen einen wieder am Schlafittchen aus dem Schmuss-Topf, „New Year“ kommt mit sattem Funk und selbst die ironisch-traurige Ballade „The One That Never Comes“ bringt mit gefühligen Pianotakten die durchwachsene Platte zu einem versöhnlichen Abschluss. Möglich, dass Asa genau die Momente, bei denen ein Werk zwischen gehaltvoll und belanglos balanciert, reizvoll findet – bis jetzt hat sie diese jedenfalls ordentlich gemeistert. http://asa-official.com/

20.09.  Hamburg, Reeperbahnfestival

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