Freitag, 28. August 2015

Kagoule: Lautes Wunder

Kagoule
„Urth“

(Earache Records)

Zugegeben, die Angst, dass das doch noch grob schief geht, war nicht eben klein. Schließlich gibt es nicht wenige Beispiele, wo die grandiosen Vorabmeldungen eine Euphorie befeuern, die zunächst die Erwartungen in ungesunde Höhen treiben und dann der jähe Absturz folgt, weil der Rest all dem nicht zu folgen vermag. Es ging ja um nicht weniger, als der Heimstatt Robin Hood’s neben den Sleaford Mods einen weiteren grandiosen Triumph zu beschehren. Und was soll man sagen: Keine Enttäuschung, nicht die kleinste, nirgends. Das Trio Kagoule, im vergangenen Jahr via Nischenlabel Earache Records, das eigentlich auf zünftigen Metal spezialisiert, auf der Bildfläche aufgetaucht, liefert mit seinem Album „Urth“ ein wirklich phänomenales Erstlings-Werk ab – einfach, kraftvoll und spannungsgeladen bis zum letzten Ton. Dass hier der gute und schon etwas in die Jahre gekommene Grunge-Sound der 90er zu neuer Blüte kommt, ist dabei nur gerecht, besaßen doch Nirvana und die Smashing Pumpkins der Frühzeit (zwei der auffälligsten Bezugsgrößen der drei) ein solches Übermaß an Energie und Inspiration, dass auch mehr als zwanzig Jahre später für talentierte Nachahmer wie Kagoule noch genug übrig sein sollte. Stücke wie „Gush“, „Glue“, „Open Mouth“ oder „It Knows It“ könnten problemlos auf einem Meilenstein wie „Gish“ Platz finden, zähe und dreckige Riffs, durch Pausen und Tempiwechsel gekonnt gebrochen, dunkel scheppernde Drums, es nölt und kreischt und klirrt ganz wunderbar und weckt tatsächlich die allerbesten Erinnerungen. Die Stimme von Cai Burns mehrheitlich ein stolpernder Sprechgesang, seltenener sind die Ausbrüche, auch Lucie Hatter am Bass schnappt sich mal das Mikro („Made Of Concrete“). Alles wirkt angenehm unperfekt und nicht inszeniert an dieser Band, einzig das ausgefallene Artwork ihrer sämtlichen Veröffentlichungen, für dessen Manufaktur Drummer Lawrence English verantwortlich zeichnet, möchte eine künstlerische Eigenständigkeit betonen. Diese Platte jedenfalls ist – wie gern schreibt man Kagoule den Satz jetzt nach Erscheinen ins Stammbuch – ein lautes und unprätentiöses Wunder. https://kagoule.bandpage.com/

14.09.  Zürich, Kinski
15.09.  Lausanne, Le Romandie Rock Club
18.09.  Berlin, Magnet
25.09.  Düsseldorf, Zakk Club
26.09.  Hamburg, Reeperbahn Festival
27.09.  Leipzig, Ilses Erika
30.10.  Köln, Blue Shell

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