Mittwoch, 28. Oktober 2015

EL VY: Gemischte Gefühle

EL VY
„Return To The Moon“

(4AD)

Es ist, wie immer eigentlich, eine Frage des Standpunktes. Matt Berninger und Brent Knopf haben gemeinsam ein Album aufgenommen und dieses ist, das läßt sich ganz zu Anfang fast wertfrei behaupten, von besserem Durchschnitt. Betrachtet man „Return To The Moon“ nämlich aus Sicht des Frontmannes von The National, so darf man sich aufrichtig über einige recht quirlige und überraschend gutgelaunte Melodien freuen, die sich doch sehr vom grummelnden Mantra der Kapelle Berningers abheben. Und auch wenn man nicht außer Acht lassen sollte, dass diese zu Gründerzeiten durchaus auch mal lauter und derber daherkam, auf den letzten Alben präsentierten sich The National doch meistenteils in trüber, melancholischer Stimmung. Knopf wiederum hat sich ja mit seiner früheren Band Menomena und als Einmannprojekt Ramona Falls ein paar Eskapaden mehr geleistet, seine Alben hatten grundsätzlich den Charakter von Wundertüten, die zur Freude der Indiehippster gleich mehrere Stilrichtungen furchtlos verschraubten und stets sowohl als auch klangen.

Das wiederum ist auf der vorliegenden Platte eher nicht zu bekommen, für Knopfs Verhältnisse ist „Return To The Moon“ eine vornehmlich brave Angelegenheit geworden, hübsch anzuhören, aber kein Quantensprung. Wie so oft also, wenn sich unterschiedliche Wege kreuzen, entwickelt sich das Ganze zu einer Art Gemischtwarenladen und das ist nicht einmal despektierlich gemeint. Ein jeder wird hier fündig werden: Neben dem Titelsong und dem fiebrigen Bluesrock von „I’m The Man To Be“ sticht besonders die Doppelnummer „Sad Case/Happiness Missouri“ ins – äh: Ohr, satte Stoner-Riffs, ordentlich Dreck im Getriebe, auch (andere Schiene) die Clubsause „Sleeping Light“ funkt sich locker über die Zeit. Da nimmt dann, wer sonst Schwierigkeiten damit hat, die schummrig-balladesken Stücke gern in Kauf, zumal auch diese, wie das feine „Paul Is Alive“, nicht einfach nur dröge dahindämmern, sondern mit crispy Gitarren und schwelgerischen Background aufgepimpt worden sind. Und so ist die Platte sicher nicht das Schlechteste, was aus einer späten Männerfreundschaft entstehen kann. http://www.elvy.co/

02.12.  Hamburg, Grünspan
04.12.  Köln, Die Kantine
06.12.  Berlin, Astra Kulturhaus


Keine Kommentare: