Dienstag, 21. Juni 2016

Car Seat Headrest: Strangeways here he comes

Car Seat Headrest
„Teens Of Denial“

(Matador)

Mann oh Mann, so eine Energie muß man erst mal haben: Will Toledo, der Junge also, der sich hinter dem Pseudonym Car Seat Headrest verbirgt, hat seit Bestehen seines Projektes, das anfangs sein alleiniges war, ganze zwölf Alben herausgebracht, die überwiegende Mehrheit davon via Bandcamp im Selbstverlag. In fünf Jahren! Der Produktivitätsjunkie aus dem Osten der USA darf also als der fleischgewordene Gegensatz zu (sagen wir mal) Portishead verstanden wissen, die es in fünfundzwanzig Jahren auf ganze drei Alben brachten. Nice to know, sagt aber nicht viel. Wichtiger ist, was drauf ist und da heißt die Nachricht: Es bleibt aufregend. Die mittlerweile zum Quartett angewachsene Band ist ja bekanntlich schon für die letzte Platte „Teens Of Style“ zum Indiemajor Matador gewechselt, von dort kommt nun auch das musikalische Manifest der „Verweigerung“ und Toledo ist mit seinen knapp fünfundzwanzig Jahren keineswegs zu alt, um daraus einen halbwegs persönlichen Tatsachenbericht mitsamt Drogenerfahrungen, Anklage an die provinzielle Spießbürgerlichkeit, die Überfürsorge der Eltern und allerlei kauziger Randgruppenpoesie zu machen.

Der Klang der Songs ist noch immer tief in der Grungezeit der 90er verwurzelt, man hört die Lemonheads, Nirvana, Dinosaur jr. und auch den frühen Beck heraus und freut sich über die äußerst unterhaltsame Verlängerung des Revivals (produziert hat im Übrigen ein gewisser Steve Fisk, ein Mann also, der schon für Mudhoney, Soundgarden und den Screaming Trees an den Reglern saß). Angereichert wird der Sound von jazzigen Trompeten, Piano- und Saxophonklängen, bewahrt hat sich Toledo glücklicherweise seine spleenigen Überschriften und Wortspielereien. So heißt der mit gut elf Minuten längste Titel „The Ballad Of The Costa Concordia“, ein anderer "(Joe Gets Kicked Out Of School For Using) Drugs With Friends (But Says This Isn't A Problem)" – hier textet er zunächst die Schleife “Drugs are better with friends are better with drugs are better…”, um dann später das Wörtchen ‘with’ durch ‘than’ zu ersetzen. Wenn ihn die Hippies, wie an anderer Stelle befürchtet, nicht schon früher beiseite räumen, dann dürften uns gottlob noch jede Menge solcher Alben bevorstehen. https://carseatheadrest.bandcamp.com/

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