Mittwoch, 15. Juni 2016

Peter Bjorn And John: Im Bällebad [Update]

Peter Bjorn And John
„Breakin‘ Point“

(Ingrid)

So sind sie die Schweden – überlassen nichts dem Zufall. Schon gar nicht in Sachen Pop, denn den nehmen sie da oben so ernst wie kaum etwas sonst. Peter Morén, Björn Yttling und John Eriksson hätten es auch machen können wie Will Freeman in Nick Hornby’s Roman “About A Boy” – der antriebslose Mittdreißiger ernährt sich von den Tantiemen eines Weihnachtshits seines Vaters, diesen müßte man also einfach durch “Young Folks”, den Alltime-Chart-Topper der drei ersetzen und fertig wäre die Pointe. So einfach geht das natürlich nicht, denn zum einen haben PBJ ja nicht nur eine Single, sondern mittlerweile sieben Alben abgeliefert und desweiteren haben sie auch gar keine Lust, sich auf den Lorbeeren früherer Tage auszuruhen. Ganz im Gegenteil: Für “Breakin’ Point” haben Morén, Yttling und Eriksson sich extra Räumlichkeiten unweit einer historischen Wirkungsstätte eingerichtet – dem Tonstudio von Abba im Stockholmer Stadtteil Djurgarden, just um dort ihrerseits das eigene Label Ingrid unterzubringen.

Auf diesem ist nun nach fünfjähriger Pause also der Nachfolger für „Gimme Some“ erschienen und es überrascht nicht, dass dieser ähnlich gut funktioniert wie der bzw. die Vorgänger. Textlich mögen die drei Herren vielleicht etwas nachdenklicher gestrickt sein, ihre Musik basiert auf dem Prinzip, mit dem auch Bällebäder ihre kleinegewachsene Kundschaft magisch anziehen: Buntes in großer Vielfalt, nirgendwo scharfe Kanten, an denen man sich wehtun könnte und die deshalb jede und jeden dazu einladen, gutgelaunt im Überfluss unterzutauchen. Die Plastikkugeln heißen hier „Dominos“, „Do-Si-Do“ oder „Nostalgic Intellect“ und klingen mit ihrer Mischung aus Electropop, Soulanklängen der 70er und Eurodance gewohnt ausgelassen und spaßbereit.

Für die Betreuung des vergnüglichen Treibens haben sich PBJ im Übrigen eine ganze Reihe illustrer ‚Erziehungsberechtigter‘ an die Seite geholt – so findet man in den Linernotes Namen wie Paul Epworth, Greg Kurstin, Patrick Berger und Emile Haynie, deren Portfolio wiederum Stars wie Adele, Robyn, Sia, Lana Del Rey, Florence And The Machine und weitere beherbergt. Verdorben haben die vielen Köche hier nichts, zusammen mit den farbenfrohen Comic-Illustrationen gerät man mit der Platte in eine Art länger anhaltenenden Partymodus, für den zweideutigen Hintersinn der Stücke ist man so allerdings nur bedingt aufnahmefähig. Wer es als Manko sehen will – im Wust der bunten Kugeln gehen Halt und Übersicht ein wenig verloren und am Ende hat man einfach neben einem leeren Kopf vor allem einen ordentlichen Muskelkater. https://www.peterbjornandjohn.com/

Update: Wieder mal zu tief ins Glas geschaut? Ein schlechtes Buch vorm Einschlafen? Peter Bjorn And John mit dem aktuellen Video zum Titelsong.

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