Donnerstag, 6. April 2017

Future Islands: Eine Frage der Vervielfachung

Future Islands
„The Far Field“

(4AD)

Da müssen wir dann doch mal kurz in die Untiefen der Küchenpsychologie eintauchen. Dort nämlich ist der Kalenderspruch vermerkt, daß geteiltes Leid halbes Leid sei. Frage dazu: Wie ist das mit der Freude – wenn man die Ursache verdoppelt, ist dann die Freude auch doppelt so groß? Oder: Kann man Freude beliebig oft wiederholen? Hintergrund: Die Future Islands haben gerade ihr fünftes Album abgeliefert, ihre Zeitrechnung beginnt allerdings erst so richtig im Jahr 2014, noch genauer, am 3. März diesen Jahres. Da nämlich trat Samuel T. Herring gemeinsam mit seinen beiden Kollegen bei Mr. Latenight David Letterman auf und mit diesem Abend ging die Band, die zuvor ziemlich unbeobachtet vor sich hinmusizierte, und ihr Album „Singles“ mit lauten Getöse durch die Decke. Warum? Nun, es kamen viele Dinge zusammen. Die Platte war tatsächlich voll von überaus geschmeidigen, maximal poppigen Hitsingles, dazu offenbarte Herring einem begeisterten Primetime-Publikum seinen markanten, schmachtend-brüchigen Gesang und, noch besser, einen einzigartigen, tiefergelegten Hüftschwung. Interessante Randnotiz: Der Mann konnte, ganz und gar branchenfremd, seinen Stimmbändern dazu noch das gutturale Grunzen eines Schwermetallers entlocken – gewinnend, bezaubernd, überraschend, im Nu waren die Future Islands die neuen Darlings der Indiepopszene. Nur gerecht, hatten sie doch lang genug warten müssen auf diesen großen Auftritt.

Was aber tun mit einer Platte wie der aktuellen, die sich keinen Deut von der vorangegangenen unterscheidet, deren Songs selbst untereinander das Gefühl vermitteln, sie seien unter Zuhilfenahme kleinerer Änderungen per Copy and Paste einfach nur vervielfältigt worden? Nun, schön bleiben sie ja trotzdem. Und mit „Time On Her Side“, „Ran“ und „Day Glow Fire“ gibt es sogar ein paar ganz besonders gelungene Exemplare zu hören. Aber das Muster ist halt immer das gleiche: Einschmeichelnder Basslauf, feine Synthesizer-Hooks und Herring umgarnt unsere Ohren mit barmenden Versen – kein Ausbruch, kaum Kanten und wenn man weiß, daß der Mann sogar leidlich rappen kann, nicht das kleinste Wagnis. Gut, bei „Cave“ wird er kurz mal etwas energischer und, das wenigstens eine willkommene Abwechslung, für „Shadows“ tut er sich mit Debbie Harry zusammen, die ihm in Sachen Coolness noch um einige Jahre voraus ist. Enttäuschung sollte man das Ganze nicht nennen, dafür wäre es noch zu früh und so richtig daneben ist den dreien, das muß man zugeben, ja nichts gegangen. Ein wenig spannender, herausfordernder hätte es dann aber schon werden dürfen. Vielleicht wäre es von Vorteil gewesen, ein wenig von der streitbaren Meinung der Musiker zur Situation in ihrer Heimat, wie gerade in der INTRO geschehen, zu thematisieren. Wer jetzt entgegnet, das passe halt nicht zu ihrem Stil, dem kann man nur beipflichten. Und ergänzen: Vielleicht liegt ja genau da das Problem. Die beiden Fragen oben müssen wir dann aber leider verneinen. http://www.future-islands.com/

21.03.  Berlin, Columbiahalle
27.06.  Köln, Live Music Hall
06.11.  Hamburg, Docks
08.11.  München, Theaterfabrik

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