Mittwoch, 28. Februar 2018

Yo La Tengo: Die wahre Währung

Kaum zu glauben, aber auch das ist schon wieder fünf Jahre her: 2013 erschien mit "Fade" das letzte offizielle Studioalbum der altgedienten Indieheroen aus New Jersey, Yo La Tengo. Zwar gab's zwischendrin mal etwas Coverfutter (und beileibe kein schlechtes), aber die drei zählen noch zur alten Garde und da ist die richtige Währung halt noch immer eine andere. Mit genau dieser können sie jetzt auch wieder zahlen, denn für den 16. März steht via Matador eine weitere Platte ins Haus - "There's A Riot Going On" versammelt ganze fünfzehn neue Stücke, von denen mittlerweile auch schon einige als Stream zu hören sind, ganz neu dabei "For You Too".



Chvrches: Herzensangelegenheit [Update]

Klar, erfahrungsgemäß geht es danach Schlag auf Schlag. Bislang haben wir aber erst mal nur das: Lauren Mayberry und die Chvrches haben einen ersten neuen Song nach Veröffentlichung ihres letzten Albums "Every Open Eye" aus dem Jahr 2015 geteilt - "Get Out" ist das, was man eine gut gemachte, aber wenig überraschende Synthpopnummer nennen könnte. Was sonst noch so dazukommt und wann, das haben die drei noch nicht verlauten lassen, für den Sommer wurden sie aber schon mal für Southside und Hurricane gemeldet.

Update: ... heißt hier gleich mal ein wenig Umbau, Cover nach oben, neuen Song dazu, fertig ist die Laube. "Love Is Dead", so der Name des neuen Albums also, soll am 25. Mai bei Glassnote erscheinen und die zweite Vorabsingle "My Enemy" ist dann auch gleich eine ganze Ecke interessanter als die erste, was wohl auch am Gesangspartner Matt Berninger von The National liegt.



Dienstag, 27. Februar 2018

Candace: Auf sanften Schwingen

Candace
"New Ruins"
(Candace)

Wem in diesen eisigen Tagen eher der Sinn nach etwas Herzenswärme steht, der ist bei Sarah Rose, Sarah Nienaber und Mara Appel DesLauriers genau an der richtigen Adresse. Die drei Damen aus Portland/Oregon haben ja schon vor knapp zehn Jahren mit dem Musizieren angefangen, damals noch unter dem Namen Is/Is. 2016 dann der Neuanfang und das Quasi-Debüt "New Future" (was ja irgendwie auch passte) und nun der Nachfolger. Daß auf die Zukunft gleich die Ruine folgt, erscheint hier etwas eigenartig und will auch gar nicht zur sonst so verträumten Stimmung passen. Den Sound der drei als außergewöhnlich anschmiegsam zu bezeichnen ist hoffentlich nicht anmaßend, die Stücke schweben auf den sanften Schwingen der Melancholie (das klingt jetzt doch kitschiger als es in Wahrheit ist), die Gitarren schwelgen zum mehrstimmigen Sirenengesang und im Kopf läuft ein Endlosfilm aus lichtdurchfluteten Landschaftaufnahmen, wie man sie auch in den Videos zu "Rewind" oder dem etwas älteren Non-Album-Track "Horizons" sehen kann. Gerade hierzulande wird man sich über einen Song mit dem Titel "Mendocino" besonders freuen - die kleine Gemeinde an der kalifornischen Westküste ist ja seit ihrer (Frag)würdigung durch den Schnulzenstar Michael Holm so etwas wie ein deutscher Sehnsuchtsort. Und kommt hier endlich zu angemessener Erwähnung. Für weiterführende Sudien sei im Übrigen noch die wunderbare Cover-EP "Crying Outside" mit Neubearbeitungen von Moby Grape, Irma Thomas und Michelangelo empfohlen - mehr Noise, mehr Schatten und ein bisschen psychedelischer Surfsound - schöner Ausgleich, das.



Montag, 26. Februar 2018

For Esmé: Mehr als nur hübsche Beats

Wir schwenken komplett und kommen zu kanadischem Pop - und zwar der superben Sorte: Hinter dem Pseudonym For Esmé verbirgt sich ein Projekt von Martha Meredith aus Toronto, vor einiger Zeit hatten wir sie ihrer Single "You" wegen mit Genregrößen wie Robyn, Little Boots und Röyksopp in Verbindung gebracht. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern (wieso auch?), denn am 25. Mai soll das nächste Album "Righteous Woman" der Künstlerin erscheinen und schon die erste Auskopplung "Doubtmouth" pumpt mächtig. Daß es bei ihr aber beileibe nicht nur um hübsche Beats geht, wird schnell klar, liest man sich ein paar Zeilen des Textes durch. "Well I couldn’t keep my anger down, and I watched as I lost all my ground", heißt es dort - und weiter "And I can’t subsist on swallowed pride, living half out loud feeling half alive. Can’t exist alone in my mind, with my head nodding and my mouth just smiling." Die ganze Platte soll, so schreibt Meredith in den Linernotes der neuen Single, über ihr Selbstverständnis als Frau, über ihre Meinung zur Gender-Debatte erzählen - sie beginnt ihre Erklärung mit den Worten "I hate confrontation" und macht gleich im Anschluss klar, daß sie diese aber nicht scheut, sondern vielmehr für dringend notwendig hält. Eine wichtige Stimme mehr in einer wichtigen Debatte. Die noch dazu verteufelt gut klingt.

OS NU: Kerngeschäft

Neuer Sound also - und neuer Name: Das Berliner Doomgaze-Projekt Astral Tide, von dem hier vor zwei Jahren mit der EP "How Far, Are You Out There?" die Rede war, hat überraschend unter der etwas kryptischen Bezeichnung OS NU einen Neuanfang gewagt. Nachdem vor drei Monaten unter alter Flagge die letzte Single erschienen war (ein Cover der Wire-Nummer "In Manchester"), gibt es nun mit "Humdrum" neue Töne. Matthew Potter, Mark Yeoman und Jonas Duus wollen selbige nun als Drum 'n' Gaze verstanden wissen, dunkel bleiben sie aber so oder so.

Samstag, 24. Februar 2018

Drangsal: Herausforderung

Na, da hat Gruber Max aka. Drangsal seinen Fans ja vor Tagen eine anständige Geschmackssportaufgabe mit auf den Weg gegeben. Die wollten sich eigentlich nur über die Ankündigung des neuen Albums "Zores" freuen und mußten sich dann, als die erste Single "Turmbau zu Babel" erschien, wahlweise als Fans der Ärzte (was ja grundsätzlich kein Fehler wäre) oder aber Helene Fischer (was dann aber gar nicht geht) dissen lassen. Naja, es klingt tatsächlich etwas anders, als man es vom Debütalbum "Harieschaim" gewohnt war. Aber anders ist ja per se nicht schlecht und ob die komplette Platte in diesem Stil gehalten ist, wissen wir dann spätestens am 27. April. Vorärgern bringt keine Punkte. Und ehrlich - für ein bloßes "weiter so" ist der Junge ohnehin viel zu klug. Hier schon mal das aktuelle Video von Fritz Schiffers und Drew Lint.

Freitag, 23. Februar 2018

Fever Ray: Six Womens Army

Fever Ray
Support: Tami T
Muffathalle, München, 22. Februar 2018

Ehrlichkeit ist nicht immer angebracht, angenehm schon gar nicht, ohne kommt man aber auch nicht sehr weiter. Deshalb, auch wenn’s schmerzt, ehrlich: Knappe neun Jahre hatte man auf ein Konzert von Karin Dreijer Andersson aka. Fever Ray warten müssen, so lange also, wie die Schwedin, Frontfrau des leider verblichenen Avantgarde-Duos The Knife, gebraucht hatte, um ihr neues Album “Plunge” dem gradiosen Debüt hinterher zu schicken. Das ist eine lange Zeit, in der sich viel ändern kann und dies tatsächlich auch hat – Sound, Optik, Subtext, alles neu. War der schwarzgewandete Erstling noch ein düster berauschtes Amalgam aus Elektro, Trip Hop und Ethnomystik, irgendwo zwischen Massive Attack und “Felt Mountain” von Goldfrapp, so sind wir jetzt bei schwer pumpenden, irren Dancerhtymen, einer Art Endzeitdisco angelangt. Wo auch nicht mehr schwarz, sondern feuriges Neon in allen Grelltönen die bestimmende Farbe ist und der Stilmix für Bild, Schrift und Ton die Richtung diktiert. Reizvoll, aber auch etwas anstrengend. Hinzu kommt der Umstand, daß Dreijers Auftritte, in filmischer Form oder eben live, zunehmend sexuell aufgeladen sind, passend natürlich zur anhaltenden Geschlechter- und Feminismusdebatte.



Das ist nicht neu, The Knife arbeiteten schon längere Zeit in diese Richtung, nun wird der Ton eben auch solistisch schärfer, deutlicher und für ihre Verhältnisse erstaunlich unzweideutig. Die Art, wie sie diese Veränderungen auf die Bühne bringt, wirkt dann aber leider über weite Strecken etwas arg kühl und ideenarm. Vielleicht hätte man sich ein paar mehr Variationen des Bühnenbildes (hier eine Art mehrstöckiger Amüsierschuppen mit lustig flackernder Illumination) gewünscht, auch die Choreographie ihrer Travestie-Armee kickte nach dem dritten oder vierten Song nicht mehr ganz so dolle - gemessen an den weirden Videoarbeiten wirkte das alles eine Spur zu brav. Der Sound wenigstens stimmte, die Tracks der beiden Alben kamen klar, druckvoll und meistensteils für die Show um ein paar Drehzahlen erhöht über die PA. Dennoch, ausgelassene Stimmung wollte man der prall gefüllten Halle nicht attestieren, dafür sind ein paar gruselige Kostüme und Bumm-Bumm (auf zugegebenermaßen sehr hohem Niveau) vielleicht einfach nicht genug. Die Qualität der neuen Songs mindert das allerdings in keinster Weise, Dreijer bleibt mit ihrem neuen Alter Ego, der finster dreinblickenden Kreuzung aus Big Baby und Joker, noch immer beste Unterhaltung und fieser Tripp zugleich.

Fontaines D.C.: Angemessen [Update]

Wofür genau das D.C. steht, müssen wir später noch klären, denn weder der Gleichstrom noch Columbia erscheinen naheliegend: Die Fontaines D.C., von denen wir hier berichten, kommen jedenfalls aus Dublin - fünf angemessen verwilderte, schlacksige Kerle, die so singen, als gäbe es kein Morgen und als wäre ihnen genau das auch ziemlich egal. Wer einem Iren sagt, er klänge eigentlich ziemlich britisch, hat sicher nicht mit viel Beifall zu rechnen - wahr ist es trotzdem, man muß ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Vier Songs sind von Grian Chatten, Conor Deegan III, Carlos O'Connell, Conor Curley und Tom Coll bislang bekannt, nun kommen mit einer feinen Doppel-A-Single zwei neue hinzu. "Boys In The Better Land" und "Chequeless Reckless" heißen sie, anzunehmen, daß ein ganzes Album (wann immer es auch kommt) den Hype noch eine Stufe höher heben könnte.

Update: Da waren wir noch die Rückseite schuldig - oder Vorderseite, je nach Betrachtungsweise. Fakt ist, daß auch dieser Song alle guten Hoffnungen in die Band unterstreicht.





Bad Pony: Ungezogen

Beginnen wir den Tag am besten mal laut: Wem beim folgenden Namen eher Stichworte wie Monty, Tamme, Bibi oder Wendy einfallen, der sollte besser mal einen Post auslassen. Denn bei Bad Pony geht es eher um Indierock made in Australien. Nach einer Reihe feiner Singles und der EP "Limbo" wartet das Quintett aus Sydney mit dem nächsten Kurzformat auf - "Deficiency" heißt das Teil und neben dem Titelstück gibt es bereits die Stücke "Half Blood" und aktuell "Knife" zum Vorhören. Demnächst werden die Herren auf dem SXSW in Austin auftreten und wenn es dort wie erwartet läuft, besteht berechtigte Hoffnung, daß sie bald auch hier mal auf der einen oder anderen Bühne auftauchen.

Donnerstag, 22. Februar 2018

The Breeders: Vollzug [Update]

Gestern angeschnipselt, heute endlich der Vollzug: Das neue Jahr beginnt mit einer wunderbaren Meldung. Und das meint nicht die vom neuen David-Byrne-Album (obwohl auch das schon ein Hammer ist), sondern die Verlautbarung, daß die Deal-Schwestern Kim und Kelley, also The Breeders, endlich eine neue Platte in Aussicht stellen. Am 2. März soll "All Nerve" via 4AD erscheinen, mit "Wait In The Car" ist der erste Song schon draußen, nun kommt noch das Titelstück dazu - anschließend können wir ganz getrost ausrasten! Und wer im Juli in Hamburg oder Köln ist, kann gleich noch eins draufsetzen.

03.07.  Hamburg, Fabrik
04.07.  Köln, Gloria

Update: Noch ein Grund zum Feiern - die nächste Auskoplung "Nervous Mary" ist on air!





Mittwoch, 21. Februar 2018

CUT_: Wiedergänger

Guter Pop aus Amsterdam - da war doch was? Vor gut einem Jahr hatten Sebastian Dulith und Belle Doron aka. CUT_ mit den beiden Tracks "Tune In Tune Out" und "Undertow" unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, dies könnte sich spätestens am 2. März wiederholen. Denn dann erscheint ihre neue EP "Blind = Bliss" via PIAS Records - eine erste Hörprobe haben wir hier mit "It's On" natürlich auch dabei.

Ganser: Für's erste [Update]

Seit Herbst 2016 zählen Ganser zweifellos zu unseren geheimen Favoriten, die letzte EP "This Feels Like Living" der Band aus Chicago und besonders ihre Killersingle "Pyrrhic Victory" waren einfach zu gut. Danach aber leider lange Pause, begleitet von ein paar sehnsüchtigen Blicken auf die Facebook-Timeline. Und die offenbart nun endlich einen Termin für das Debütalbum der vier - am 20. April soll "Odd Talk" bei No Trend Records erscheinen. Wann die erste Kostprobe folgt, ob es auch hierzulande ein paar Livetermine gibt, who knows? Deshalb nachfolgend das neue Artwork mit dem alten, immer noch feinen Song.

Update: Nun muß auch nicht mehr gerätselt werden, denn die erste Single heißt "PSY OPS" und kommt hier samt Video. Das Album "Odd Talk" kann man im Übrigen bei Bandcamp in verschiedensten Variationen bestellen - wohlan!



Elise LeGrow: Mut schlägt Leichtigkeit

Elise LeGrow
„Playing Chess“

(BMG/Warner)

Normalerweise kommt man mit solchen Sachen ja eher im Spätherbst der Karriere um die Ecke, als Debüt ist es eher ungewöhnlich: Elise LeGrow, kanadische RnB-Sängerin, hat sich dennoch entschieden, gleich zu Beginn ihrer Laufbahn ein Cover-Album zu veröffentlichen. Eigenwillig ist es deshalb, weil solchen Compilationen ja immer der Ruch anheftet, den eigenen Kompositionen nicht recht zu vertrauen, man kennt das Schicksal zahlreicher Bands, die über das Nachsingen angeeigneter Songs nicht hinauskommen und schlimmstenfalls als Stimmungskanonen auf  Faschingsparties und Hochzeitsfeiern enden. Trauen darf sich solches nach landläufiger Meinung eigentlich nur, wer schon auf eine respektable Sammlung selbstgeschriebener Stücke verweisen kann. Sagt man – LeGrow ist da offensichtlich anderer Meinung. Und verfügt demnach über eine ordentliche Portion Selbstbewußtsein, schließlich nimmt sie sich für ihre Hommage an das US-amerikanische Indie-Label Chess Records, das von den 50ern bis Mitte der 70er Heimat zahlreicher bekannter RnB-, Blues- und Soulstars war, nicht gerade die Leichtgewichte der Branche vor.

Das Gute wiederum an solchen Platten ist, daß man sich nicht lange bei der Frage aufhalten muß, was uns wohl die Künstlerin mit diesem oder jenem Lied sagen wollte, die Botschaft ist schlicht: Das sind meine fave raves, so klingt meine Interpretation – love it or leave it. Und man kann LeGrow nicht vorwerfen, daß sie das Vorhaben nicht mit mächtig viel Engagement angegangen wäre. Ihre Stimme hat ja ohnehin ausreichend Schärfe und Volumen, um damit Großes bewältigen können. Der Soulrock, der Blues, alles kantig und mit viel Power und Leidenschaft eingesungen. Problem: Die Leichtigkeit, beim Original noch maßgeblich, kommt nicht mehr ganz so zur Geltung. Hört man zum Beispiel Bo Diddleys Einstiegssong „Who Do You Love“, dann nimmt LeGrow einerseits einiges an Geschwindigkeit aus dem Stück, röhrt dafür aber mit derart viel Kraft, daß der ursprünglich butterweiche Swing verlorengeht.



Gleiches passiert später auch mit einem anderen Klassiker: Bei Chuck Berrys „You Never Can Tell“ gibt es wohl kaum jemanden, der dazu nicht Vincent Vega und Mia Wallace aka. John Travolta und Uma Thurman auf der Tanzfläche des Burgerlokals vor Augen hat, wie sich beide als Mister und Madame Oberlässig in „Pulp Fiction“ anbalzen. Erschwerend kommt hinzu, daß LeGrow sich aktuell auch noch eine filmreife Haartracht zugelegt hat, der Song hat also in zweierlei Hinsicht eine fiese Hypothek – mit dem Ergebnis kann sie, bei allem Mut zur abgebremsten Umdeutung, eigentlich nicht gewinnen. Grundsätzlich ist das Album aber durchaus ein gelungenes, die Stücke pumpen, vibrieren, atmen durchaus Frische und profitieren meistens auch von LeGrows Neubearbeitung. Es ist ja nicht so, daß in diesem Genre ein Überangebot herrschen würde, ehemals verheißungsvolle Interpreten wie Duffy oder Joss Stone sind längst in der Versenkung verschwunden und die Ausnahmekünstlerinnen Joan As Policewoman oder Cold Specks beackern eher Randbereiche. Für den klassischen RnB könnte Elise LeGrow deshalb eine dauerhafte Bereicherung sein. http://eliselegrow.com/

06.05.  Köln, Yard Club
07.05.  Hamburg, Imperial Theater
08.05.  Berlin, Auster Club
10.05.  Leipzig, Neues Schauspiel
11.05.  München, Einstein Kultur

Mit Verwunderung nehmen wir zur Kenntnis ... [4/18]

... daß offensichtlich aus der Geschichte noch immer nicht gelernt wird. Manch bibelfester Friedensfreund wird sich mit wohligem Schauder an den berüchtigten Aufnäher mit dem Prophetenzitat "Schwerter zu Pflugscharen" erinnern, den er sich vor Jahrzehnten stolz auf seine Armeekutte aus NVA-Beständen geheftet hatte, nur um sich hernach von einem muffligen Partzeiabzeichenträger oder überambitionierten Abschnittbevollmächtigten (kurz: ABV) schwach anreden lassen zu müssen. Was für eine Zeit, um am Leben zu sein! Kommt alles wieder: Gerade läuft die Parlamentsentscheidung des US-Bundesstaates Florida über den Ticker, daß es trotz Parkland keinerlei Anpassungen am gültigen Waffengesetz geben wird. Hackt's?! Und drei Zeilen drunter müssen wir dann von der drohenden Pleite des Gitarrenherstellers Gibson lesen. Also Les Paul und Paula, Jimi Hendrix, Jimmy Page, Jeff Beck, Eric Clapton, you know? Da faßt man sich doch an den Kopf. Und deshalb hier der Aufruf für ein dringendes Crowdfunding-Projekt - ein neuer Aufnäher muß her: Schnellfeuergewehre zu Gibson-Gitarren! (Das beiliegende Video mit der Holzklampfe ist natürlich in mehrerlei Hinsicht reine Provokation...)

Dienstag, 20. Februar 2018

Baby In Vain: Laut genug?

Immer wenn die drei Damen von Baby In Vain aus Kopenhagen hier aufgetaucht sind, ist es mächtig laut geworden. Erst mit der EP "For The Kids" aus dem Jahr 2016, im vergangenen Sommer dann das Debütalbum "More Nothing". Im März kommen Benedicte, Lola und Andrea zusammen mit den nicht minder kracherten Hockey Dad für drei Termine nach Deutschland - für diese Auftritte haben sie gerade noch eine feine Coverversion ins Netz gestellt und zwar "For Whom The Bell Tolls" von Metallica. Na dann kann's ja jetzt losgehen.

09.05.  Hamburg, Hafenklang
10.05.  Berlin, Musik und Frieden
11.05.  Köln, Artheater

The Kids vs. Rockstars feat. Liam Gallagher, Idles and Cat Power

Kinder und Rockstars - uhhhh, schwierig! Entweder wahnsinnig kitschig oder wahnsinnig peinlich oder am besten gleich alles zusammmen. Ausnahmen? Eher selten. Hier haben wir gleich drei davon - eine ältere (Cat Power für Funny Or Die im Jahr 2012), deutlich aktueller, aber und nicht weniger amüsant: Liam Gallagher wird für die Onliner von Noisey von einer Gruppe ziemlich gut informierter Schreihälse zu seinem Bruder, seinen Lieblingsfilmen und lauten Pupsen befragt, auf der anderen Seite der kleine Isaac, der als Dreikäsehoch schon über einen eigenen Youtube-Kanal verfügt und sich für ein Interview an die sympathische Krawalltruppe Idles gewagt hat.





The Wombats: Nichts für Kopfzerbrecher

The Wombats
"Beautiful People Will Ruin Your Life"

(Kobalt Music Recordings)

Ignoranz muß ja nicht immer das Schlechteste sein, manchmal tut sie sogar mal ganz gut. Die britische Indiepopband The Wombats wurde ja mit der zweiten oder dritten Welle sogenannter "The"-Bands und dem tatsächlich fabelhaft kurzweiligen Debütalbum "A Guide To Love, Loss And Desperation" vor mehr als zehn Jahren in die Erfolgsspur gehoben. Blöd nur, daß die Welle ihr Tal recht schnell wieder erreichte und die Jungs mit dem Faible für knuffige australische Beuteltiere die Höhe mit den beiden Folgeplatten leider auch nicht wirklich halten konnten. Zweieinhalb Hits also, das war's dann schon wieder? Matthew Murphy hätte sich nun den Kopf zerbrechen können, woran genau das mit dem ausbleibenden Erfolg wohl liegen könnte, er hätte seine Bandkollegen zum Komplettschwenk überreden können - vielleicht sollte man ja mal härter, politischer, ernsthafter?



Das schien ihm wohl zuviel Konjunktiv gewesen zu sein. Statt dessen besann sich das Trio aus Liverpool auf seine Kernkompetenz und spielte für das vierte Album einfach genau die Musik ein, mit der es 2007 groß rausgekommen war, ganz so, als wäre in der Zeit nicht nur für die Band, sondern auch für die Hörer stehengeblieben. Und was soll man sagen - es funktioniert. Zumindest über weite Strecken. Der Titel gehört schon mal zu den charmatesten und wahrhaftigsten der laufenden Saison und gleich die ersten drei Tracks "Cheetah Tongue", "Lemon To A Knife Fight" und "Turn" entwickeln den Drive der Anfangstage - schöne Ohrwurm-Hooks, wippende Beats, elektronisch behutsam verfeinert. Und auch danach hübsch arrangierter Singalong, textlich nicht allzu anspruchsvoll, manchmal etwas arg selbstreflexiv mit zu viel "Uhh!" und "Ohh!", aber für eine entspannte Zeitreise, gern auch mit 100 Sachen über die sonnige Landstraße, genau das Richtige. Zum Gedankenmachen bleibt auch später noch genügend Zeit...

06.04.  Münster, Jovel
07.04.  Köln, E-Werk
11.04.  Zürich, Plaza Club
12.04.  Wien, Arena
10.04.  München, Theaterfabrik
15.04.  Berlin, Astra
16.04.  Hamburg, Docks
08.04.  Kaltenberg, Puls-Open Air



Montag, 19. Februar 2018

Plattenbau: Horrorbeton

Affenfelsen, Arbeiterschließfächer, es gibt ja so einige Kosenamen für die Plattenbauten osteuropäischer, speziell ostdeutscher Prägung, wer einmal in solch anonymen, zugigen und häßlichen Ungetümen wohnen musste, für den halten sich Faszination und Zuneigung in sehr engen Grenzen. Entstanden als Staatsratsvorsitzenden Idee von der klassenlosen Gesellschaft, waren sie zu DDR-Zeiten schon als gesichtslose, billige Wohnsilos verschrien und mutierten nach der Wende zu heruntergekommenen Ghettobunkern und No-Go-Areas sozialer Randgruppen. Dennoch werden sie als Kulisse immer wieder gern hergenommen, wenn es mal wieder um die graue Tristesse des (post-)sozialistischen Alltags geht, Drehorte gibt es ja noch genug in Dunkeldeutschland, Fritz Heckert, Lichtenhagen, Marzahn, Grünau, Gorbitz sei Dank. Gerade vermeldet der Fernsehsender SKY beispielsweise den Dreh eines selbstproduzierten Horrormehrteilers mit Namen "Hausen" nach einem Drehbuch von Till Kleinert - 2019 soll mit der Arbeit begonnen werden, gruseln tut es einen schon jetzt. Passend dazu verkündet das Berliner Projekt Plattenbau, bestehend aus Lewis Lloyd, Brandon Welsh und Justin Hunter, die Veröffentlichung seiner neuen Single "Sleep/Paralysis" via Duchess Box, dieser Tage sind die Herren auf Kurztour durch die Lande.

19.02.  Jena, Cafe Wagner.
20.02.  Hannover, Kulturpalast Linden
26.02.  Zürich, Bosch Bar.
28.02.  München, Cord Club.
02.03.  Stettin, Klub Storrady
16.03.  Berlin, Bassy Club



Und weil ja auch Testo und Grim104 aka. Zugezogen Maskulin noch unterwegs sind, geben wir hier in alter Verbundenheit noch einmal ihren Uralthit "Plattenbau OST" für all jene hinzu, die von der Platte im wahrsten Sinne nicht genug bekommen können.

Sonntag, 18. Februar 2018

Rosborough: Junge mit Gitarre

Der letzte, der sich unter dem Label "Junge mit Gitarre" hier angemeldet hatte, war Kane Strang aus dem neuseeländischen Dunedin und der hatte mit "Two Hearts And No Brain" tatsächlich ein sehr gelungenes Album dabei. Vom Nordiren Glenn Rosborough wissen wir so viel noch nicht, seine erste Single "Burn Blue" hatte bei den regionalen Radiostationen für einiges Aufsehen gesorgt und der Daily Mirror aus Ulster nannte sie "jawdropping" - sinngemäß bedeutet das ungefähr soviel wie "da fällt der Kiefer tiefer", naja jedenfalls ungefähr. Mit "Another Lesson" gibt es nun einen zweiten Track vom schmalen Schlacks aus Derry, wieder sehr soulful, wir bleiben gespannt.



Samstag, 17. Februar 2018

Belle And Sebastian: Gutmenschenmusik

Belle And Sebastian
Support: Jane Weaver
Muffathalle, München, 16. Februar 2018

Es gibt ihn ja nicht so oft hier, diesen (nennen wir ihn mal generös) „Berlin-Moment“. Den Punkt am Abend also, an dem man sich entscheiden muss, was genau man nun sehen will und was man dafür zu verpassen bereit ist. Die Wahl steht zwischen den ziemlich angesagten Punkrockern von Feine Sahne Fischfilet dort und eben Belle And Sebastian hier. Die Wahl fällt also zwischen dem zwar sympathischen, aber doch auch sehr groben Klotz und der Einladung zur Tour durch die eigenen Jugenderinnerungen, ist demnach auch eine zwischen jung und jung geblieben. Die einen treten der landläufigen (und zumeist westlichen) Meinung entgegen, nach der sich in den endlosen Weiten Mecklenburg Vorpommerns nur rolatorbewährte Wellnessgreise und braungefärbte Dummbeutel herumtreiben, die anderen wiederum gelten als Paradebeispiel dafür, dass auch die Kargheit einer schottischen Arbeiterstadt etwas Wunderbares, Zartes, ja Träumerisches hervorzubringen im Stande ist. Rostock, Glasgow, you’ll never walk alone…

Und auch wenn man die Sache für sich schon ziemlich früh abmachen musste – beide Shows waren natürlich ausverkauft – so hatten die Belles in Stuart Murdoch doch ein Pfund, mit dem sie wuchern konnten. Schließlich ist der Mann das, was man einen „born entertainer“ nennt, und zwar einer der charmantesten Sorte. Seine beiläufigen und gut gelaunten Einlassungen zwischen den Songs sind fast so unterhaltsam wie die Musik selbst: Da werden fotografische Eindrücke vom Spaziergang durch München kommentiert („Slide!“), die Fahne der Stadt ausgiebig gewürdigt („Bold!“), es gibt entspannte Plaudereien mit dem Publikum (wenn man es in Teilen nicht gleich selbst zum Tanzen auf die Bühne holt), Geschichten, Erinnerungen, dafür ist man gekommen. Und wird nicht enttäuscht.

Auch und gerade nicht von der Setlist der neunköpfigen Kapelle. Selten mischt sich Aktuelles und Vergangenes so vielfältig und ausgewogen wie hier. Was auch daran liegen kann, daß die Band momentan keinen kompletten Longplayer, wohl aber eine feine EP-Sammlung mit dem schönen Titel „How To Solve Our Human Problems“ bewirbt. Wenn man es richtig überblickte, ist fast von jeder Platte, jeder Epoche ihres gut zwanzigjährigen Schaffens etwas dabei, von Frühwerken „The Boy With The Arab Strap“, „Tigermilk“ und „If You’re Feeling Sinister“ bis hin zum letzten Studioalbum „Girls In Peacetime Want To Dance“ – der hier eingespielte Clip zu „Perfect Couples“ zählt nach wie vor zu den raffiniertesten Kurzfilmen des Genres. Dazu noch ikonografisches Bild- und Videomaterial, das man mit der Band seit Jahren schon so fest verbindet wie sonst nur mit (dem leider etwas in Ungnade gefallenen) Steven Patrick Morrissey. Die richtige Wahl, der perfekte Abend also. Und, scheiß auf das Missverständnis: Immer noch Gutmenschenmusik. Heute spielen die Belles übrigens in Berlin. Und da treten zur gleich Zeit … ach, die sind schon selber groß genug dort.

Freitag, 16. Februar 2018

Dream Wife: Die Mischung macht den Hit

Dream Wife
„Dream Wife“

(Lucky Number)

Okay, das ist jetzt vielleicht nicht gerade die Weltformel, aber eine mögliche Antwort auf die Frage, warum All-Girl-Bands trotz ihrer großen Zahl so erfolgreich sind, könnte lauten: Sie können recht angstfrei das Weiche und das Harte miteinander verbinden, ohne daß es peinlich oder allzu bemüht klänge. Musikalische Männerbünde lieben ja bekanntlich das Eindeutige, strikt Getrennte, hier findet man deshalb oft, von einer deutlich erkennbaren Demarkationslinie getrennt, auf der einen Seite die knüppelharten Typen, die keine Miene verziehen und aus lauter Angst, sich vor ihresgleichen unmöglich zu machen, jegliches Anzeichen von Verletzlichkeit, Lust oder Spaß leugnen. Auf der anderen Seite dann die smarten Allesversteher, Nerds und Superhipster, die bei jedem Riff oder übersteuertem Beat gleich genervt aufstöhnen, weil das Grobe und Unbehauene doch so gar nicht ins hochkomplexe, liebevoll zusammengefrickelte Weltbild passen wollen.



Frauen, hier: Traumfrauen, gehen da weitaus entspannter zur Sache. Pop und Rock, soft und schroff, zart und hart, das geht hier durchaus zusammen. Gerade Dream Wife aus Brighton gelingt es auf bemerkenswerte Weise, die komplette Palette auf ihrem Debüt abzubilden. Wo „Love Without Reason“ und „Taste“ beispielsweise locker und durchaus melodisch swingen, geht es bei „Let’s Make Out“, „Fire“ und vor allem „F.U.U.“ buchstäblich der Punk ab. Ganz ähnlich haben das schon die weiblich teilbesetzten Wolf Alice hinbekommen, nichts mit reiner Lehre, die Mischung macht den Hit und die darf auch mal wild sein. Daß sich eingängiger Sound durchaus auch mit textlichem Anspruch mischen läßt, beweisen die drei obendrein – „Somebody“ ist ihr Beitrag zur anhaltenden #metoo-Debatte, auch „F.U.U.“ läßt in Sachen Rollenverständnis und Frauenbild an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, der Rest ist Koketterie, Provokation und zeugt weniger von politischer Korrektheit. Gut so.

09.03.  Berlin, Badehaus
14.03.  Hamburg, Molotow
15.03.  Köln, Blue Shell



HAIM: Go Haim or go home!

Zugegeben, mit dem letzten Album "Something To Tell You" der Geschwister HAIM sind wir hier nicht gerade gnädig umgegangen. Aber zum einen sind auch wir nicht nachtragend und ständig guter Hoffnung auf Besserung, zum anderen werden Danielle, Alana und Este ja sicher auch ältere (ergo bessere) Stücke im Repertoire haben, wenn sie für die nun angekündigten Termine auf "Sister Sister Sister"-Tour in Deutschland und der Schweiz Halt machen.

04.06.  Zürich, X-Tra
05.06.  Köln, E-Werk
08.06.  Berlin, Columbiahalle



Die Nerven: Zur Zeit [Update]

Haha, Fake News, schon klar: Sie haben also nicht lange gewartet. Nachdem die Königsdisziplin Livealbum im Sommer letzten Jahres mehr als erfolgreich bestanden wurde, gibt es nun von Die Nerven endlich wieder Studiomucke. Für den 20. April haben die Stuttgarter via Glitterhouse Records ihr viertes Album angekündigt. "Fake" wird es heißen und man braucht gewiß keine Glaskugel zur Hand, um zu ahnen, daß die Verbindung von Titel und Außenwelt ziemlich aktuell ist. Eine erste Single ist ab sofort auch am Start, "Frei" kommt erfreulicherweise gleich mit ein paar Liveterminen im Gepäck.

19.04.  Wiesbaden, Schlachthof
20.04.  Leipzig, Conne Island
21.04.  Berlin, Festsaal Kreuzberg
22.04.  Hamburg, Hafenklang
23.04.  Köln, Gebäude 9
27.04.  Schorndorf, Manufaktur
28.04.  München, Strom
29.04.  Wien, Fluc

Update: Mit "Niemals" gibt es jetzt einen weiteren Titel zum Album.

Donnerstag, 15. Februar 2018

Me Not You: Erster [Update]

Es war nur eine Frage der Zeit, wann und von wem denn erste wirklich richtige Ohrwurm des neuen Jahres kommen würde, nun, das Warten hat ein Ende, denn wir präsentieren - tadaah! - Me Not You, ein Duo aus New York City, und ihre neue Single "Everafter". Und wem die nicht in die Ohren kriecht und sich dort für die nächsten Tage festkrallt, der hat wahrscheinlich auch sonst nicht viel Spaß am Leben. Am 23. Februar wird im Übrigen die EP "Reckoning 2" von Nikki Taylor und Eric Zeiler erscheinen, wenn die restlichen Stücke ähnlich geschmeidig klingen, ist ein Erfolg nahezu unvermeidlich.

Update: Gleich zwei neue Stücke an einem Tag - "Eventually" und "Surfers" machen das Bild etwas runder.

Isolation Berlin: Im Frauenzimmer

Noch mal kurz zurück zu Isolation Berlin: Wer die Jungs schon längere Zeit nicht nur hört, sondern auch schaut, der weiß, daß Freund und Mitbewohner Yannick Riemer im Leben der Band eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt. Coverkunst, Videoclips, der junge Mann aus Holzminden, jetzt Berlin (oder wie er sich bei Facebook nennt "Der Typ mit der Zwille") hat gut zu tun - nebenbei stellt er übrigens in der Galerie Gerken in der Berliner Linienstraße aus. Den Clip zur aktuellen Single von Tobias Bamborschke und Band hat er natürlich auch gedreht, "Marie" reiht sich, weiß der Auskenner, nahtlos in die Riege anbetungswürdiger Frauenzimmer (darf man das heute so noch sagen?) Annabell, Lisa und Swantje ein und entsprechend fährt die Kamera hier auch durch ein spärlich ausgeleuchtetes Fotozimmer.

Blumfeld: Unverhofft

Foto: Sven Sindt
Na was ist denn heute los?! Erst croont uns der Ocean Frank eine herzzerreißende Version vom "Moon River" über den Schreibtisch, daß es einem jedes verdammte Nackenhaar aufstellt, und dann schicken die Bubacks eine Verlautbarung in die Runde, nach der Blumfeld, von denen man dachte, die wären 2007 gen Himmel gefahren (auch wenn sie vereinzelt noch auf Konzerten gesehen worden sind), wieder neue Lieder und sogar Auftritte planen. Herrgottsakra! Zu dritt mit dem Diestelmeyer wollen sie also wieder touren und laut Label die "Songs ihres 20jährigen Schaffens" (hä!?) feiern. Na egal, das wird sich schon alles richten, irgendwann werden wir durchsehn. Hier jedenfalls erst mal die Termine für die Republik. Und zu sagen, wir würden uns nicht freuen, wäre glatt gelogen.

23.05. München, Ampere
24.05. Erlangen, E-Werk
25.05. Schorndorf, Manufaktur
26.05. Köln, Gebäude 9
27.05. Bielefeld, Forum
29.05. Marburg, KFZ
30.05. Hannover, Musikzentrum
31.05. Bremen, Tower
01.06. Leipzig, Connes Island
02.06. Frankfurt, Zoom

Frank Ocean: Ausnahmeerscheinung

Mit dem Valentinstag ist es eigentlich wie mit dem Weihnachtsfest - man möchte sich in Anbetracht des ganzen musikalischen Kitsches, der da rausgehauen wird, verkriechen vor lauter Fremdscham. Und überhört dann mitunter doch ein paar Perlen der Popkultur. Tja. Diese hier aber haben wir mal noch rechtzeitig retten können, denn zum einen bürgt der Name Frank Ocean ohnehin schon für Qualität, zum anderen handelt es sich bei dem Cover von "Moon River", das der gute Mann da eingespielt hat, um eine tatsächlich ziemlich wunderbare Nummer, u.a. gesungen von Holly Golightly aka. Audrey Hepburn in "Frühstück bei Tiffany". Nix gegen zu sagen also.

Swutscher: Eine Stunde früher

Gut möglich, daß dieser Post jetzt all jene überfordert, die sich noch immer nicht dazu entschlossen haben, die Berliner Band Isolation Berlin gut zu finden. Aber sorry, Kinder, mehr als schwärmen, lobhudeln, kritiklos nach oben loben können wir hier, ohne in den Ruch der Liebedienerei (zu deutsch: Käuflichkeit aka. Advertorial) zu kommen, auch nicht machen, das müßt ihr dann schon mal allein hinkriegen. Wir nämlich kümmern uns jetzt mal um eine Ansammlung junger Männer, die sich Swutscher nennen, aus Hamburg kommen und einen großen Teil der Tour von (klar) Isolation Berlin supporten. Und die haben mit "Wilde Deutsche Prärie" ein neues Album dabei (VÖ: 25. Mai via Staatsakt), daß realpolitisch kein dünnes Brett bohrt, sondern eher an die erinnert, die selbiges tagein, tagaus vor dem Kopf tragen. "Im Westen" heißt ihre aktuelle Single, wem die gefällt, der geht halt bitteschön einfach eine Stunde früher auf's Konzert - Termine hier.

Monumental Men: Gestaltenwandler [Update]

Elektronische Klänge, die einen sofort in ihren Bann ziehen - dafür sind die Schweizer Monumental Men wahre Spezialisten. Das Produzentenduo um BIRU und Melvyn Buss, hier ergänzt um die Stimme von Roman Bühlmann, hat gerade mit "Enemy" wieder eines dieser bezaubernden Kurzwerke vorgelegt, das umgehend das Kopfkino ans laufen bringt - ähnliches ist ihnen schon mit älteren Stücken wie "Pressure" und "The Heights Of Greatness" gelungen, allesamt technoide Gestaltenwandler mit Suchtpotential. Im Frühjahr 2018 soll die nächste EP der beiden folgen, man darf gespannt sein.

Update: Jetzt komplett online - der Track "FAR" vervollständigt die bemerkenswerte neue EP der beiden Schweizer, hier auch noch um zwei Videos ergänzt.

09.03.  Bern, Dachstock Reitschule
28.03.  Berlin, Kantine Berghain





Mittwoch, 14. Februar 2018

Chrystal: Kleinwagenwirklichkeit

Auch wenn wir vermuten, daß die Damen einen Sponsorenvertrag mit einem bekannten japanischen Kleinwagenhersteller bekommen haben - der Gegensatz zur Money-Money-Bling-Bling-Gangsta-Welt der testosterongestopften Männerwelt des Rap ist so krass gut, das Video müssen wir einfach bringen: Chrystal aus dem nordenglischen Bolton war ja hier schon mit ihren beiden ersten Tracks "New Shoes" und "Waves" ein Thema, nun gibt es zum neuen Stück "2 Real" eben jenen Clip, der so angenehm unprätentiös daherkommt, daß die Dame gleich noch sympathischer wirkt als ohnehin.

Datarock: Mitten ins Gesicht [Update]

Huhhh, fein: Lässiger Wavepop aus Norwegen, da war doch mal was. Sehr wohl, ist ganze neun Jahre her, dass Datarock von sich hören ließen (zumindest in Form eines Studio-Albums), nun kommt die Besatzung aus Fredrik Saroea, Kjetil Moster, Adrian Meehan und Thomas Larssen zurück, ihre neue, vierte Platte heißt "Face The Brutality", die zehn neuen Stücke sollen am 9. März bei YAP erscheinen. Mit dabei die Vorabsingles "Ruffle Shuffle" und - ganz neu - "Laugh In The Face Of Darkness". Was nicht schwerfällt, schaut man sich das Bandfoto als Verulkung der Hobbit-Ringreise (s.u.) an.

Update: Und hier kommt das spaßig-spacige Video von Sjur Pollen zum aktuellen Track.



Dienstag, 13. Februar 2018

Sleaford Mods: Bad news are good news

Hatten wir schon erwähnt, daß es auch gute Nachrichten gibt dieser Tage? Nicht nur immer Grokoscheiss, Gefrierschrank und Wedeldieter? Nö. Denn bald kommen wieder die beiden Herren, für die schlechte Nachrichten wie gemacht sind, die ohne gar nicht könnten - und wir nicht ohne sie. Die Sleaford Mods haben sich im Mai für ein paar Deutschlandkonzerte angemeldet, höchstwahrscheinlich werden dann auch ein paar von den neuen Stücken, die sie gerade im Studio einschimpfen, auf der Setlist stehen.

26.04.  Neuchatel, Case à Chocs
27.04.  Zürich, Mascotte
29.05.  Linz, Posthof
03.05.  Berlin, Columbiahalle
05.05.  München, Panta Rhei Festival
11.05.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
17.05.  Dresden, Beatpol
18.05.  Köln, Live Music Hall

Preoccupations: Nachfolge [Update]

Gar nicht allzu lange her, da hießen die Preoccupations noch Viet Cong und waren da schon mehr als ein Geheimtipp. Ende 2016 kam dann ihr erstes Album unter neuem Namen und schnell war klar, daß die vier mit der Umbenennung nichts von ihrer dunklen Energie verloren hatten. Nun also wieder Neues - am 23. März stellen die Kanadier um den charismatischen Sänger Matt Flegel ihr neues Werk "New Material" bei Jagjaguwar vor, die erste Single ist das Eröffnungsstück "Espionage", eine kleine Tour mit vorerst leider nur einem deutschen Termin wird ebenfalls folgen.

04.07.  Hamburg, Molotow

Update: Hier kommt mit "Antidote" eine weiterer Song vom neuen Album plus Video von Michael Wallace und Evan Pearce.



Boy Azooga: Dampf machen

Von Boy Azooga aus dem Cardiff war hier in anderem Zusammenhang schon die Rede, dabei wurde auch das Faible der vier für William Onyeabor erwähnt, das sich im Song "Face Behind Her Cigarette" und dem dazugehörigen Video niederschlug. Nun gibt es hinterher quasi einen Standalone-Post, denn mittlerweile ist bekannt, daß das Quartett für den 8. Juni die Veröffentlichung des Albums "1, 2, Kung Fu!" plant und diese Nachricht mit dem nächsten Song "Loner Boogie" begleitet. Auch nicht von schlechten Eltern. Bleibt zu hoffen, daß sie die Textzeile daraus "I don't wanna go outside" nicht allzu wörtlich nehmen, klingt nämlich ganz danach, als würden die Jungs unterwegs einigen Spaß parat haben.

Mit Verwunderung nehmen wir zur Kenntnis ... [#3/18]

... daß der Empfang des schweizerischen Fernsehen hierzulande doch sehr stark eingeschränkt ist. Das war früher mal anders. So passiert es denn leider auch, daß eine Veranstaltung wie der kreuzblöde Wiener Opernball auf wirklich allen Kanälen hofiert und seziert, die Verleihung des Swiss Music Awards aber nahezu spurlos am deutschen Wohnzimmer vorbeigesendet wird. Schade aber auch, denn die Dankesrede von Julian Pollina aka. Faber zum Gewinn des selbigen ist so sehens- wie hörenswert (auch wenn man sich wegen des landesüblichen Schwyzerdütschs an mancher Stelle der staatstragenden Rede aus dem Lausitzer Exil etwas schwer tut). Eine schöne Geste haben sich in diese Zusammenhang übrigens die Macher des Münchner Tollwood-Festivals erlaubt - alle diejenigen, die bislang ein Konzert der ziemlich coolen Rap-Kapelle Käptn Peng und die Tentakel von Delphi bebucht hatten, bekommen nun - einfach so - mit Faber einen zweiten Hauptact für den Abend zugelost. Man könnte es wirklich schlechter treffen.

Was sicher wieder mal alle anderen wußten, dem Blogger aber in der Alltagshektik entging, ist die Tatsache, daß nun endlich am 21. Februar das Musicals "Wahnsinn!" mit den Hammerhits von Wolfgang "Wolle" Petry in Duisburg Premiere feiert und dann, wir wollen schon mal vorwarnen, auch in Berlin und München gastiert. Jetzt werden manche fragen: "Petry, das ist doch der zugewachsene Typ mit den verschimmelten Freundschaftsbändchen und den unendlich peinlichen Sauf- und Engtanzliedern?" Stimmt. Der 2007 eigentlich Ruhe geben wollte, aber dann doch von einer Firma namens Semmel (!) Concerts samt seines kompletten Repertoires aus der Versenkung gezerrt worden ist. Nun, an die nachträgliche Verbühnifizierung der beiden Udos (also der niemals in New York und der hinter dem Horizont) hatte man sich ja soweit gewöhnt, aber daß jetzt jeder Klampfenmucker oder Schunkelonkel seine eigene Theatershow bekommt, finden wir schon ein wenig befremdlich. Und warten zähneklappernd auf die Ankündigungen zu DJ Bobo-Ötzi, Matthias Reim und natürlich Gunter Gabriel.

Noch mal schnell zum Peng da oben. Dort spielt, die Auskenner wissen das natürlich, Schauspieler Robert Gwisdek, Sohn des Schauspielerehepaares Michael Gwisdek und Corinna Harfouch, eine tragende Rolle am Mikrophon. Und gibt ein seltenes Beispiel dafür ab, wie Grenzüberschreitung im Beruf für beide Seiten gewinnbringend funktionieren kann. Meisterteils ist es ja so, daß singende Darsteller oder darstellende Sänger (gilt auch im Femininum, Gleichberechtigung rules) eher mit Vorsicht zu genießen sind, leider sind die unrühmlichen Exemplare der einen wie der anderen Zunft alszu vorschnell der Meinung, sie könnten eben das eine gerade so gut wie das andere. Was zur Folge hat, daß man wiederum vom einen und auch vom anderen recht bald genug hat. Die Wiener Band Kreisky, bald mit einem neuen und (wir spoilern schon mal) wirklich guten Album unterwegs, haben vor langer Zeit dazu ein schönes Lied gemacht, das wir an dieser Stelle gern präsentieren wollen. Es gilt noch immer.

Montag, 12. Februar 2018

Iceage: Überaus passend

Dass in Europa zur Zeit die Eiszeit herrscht, kann jedermann an den entsprechenden Temperaturen ablesen (oder aber am Binnenklima der Groko-Parteien, je nachdem), da passt es ganz gut, daß die dänische Kapelle Iceage gerade einen neuen Song geteilt hat, der Hoffnung auf ihr viertes Album (den Nachfolger also zu "Plowing Into The Field Of Love", 2014) macht. "Catch It" kommt mit schleppendem Sound und in Super-8-Optik daher, ein erster Livetermin für Deutschland steht auch schon auf der Agenda - mehr wenn bekannt.

04.05.  Berlin, Privatclub

Sonntag, 11. Februar 2018

Adwaith: Ganz sie selbst

Schon gleich am Anfang bei der eigenen Sprache zu bleiben und nicht auf das übliche Englisch umzuschwenken, auch wenn es vielleicht den schnelleren Erfolg verspricht - es gibt nicht viele, die das wagen. Das gilt auch für walisisch, das gilt auch für Adwaith: Hollie Singer, Gwenllian Anthony und Heledd Owen lassen sich davon nicht abbringen, vor einem Jahr sind die drei aus Carmarthen (der Geburtsstadt des Zauberers Merlin) auf der Bildfläche aufgetaucht, jetzt gibt es zwei neue Stücke von ihnen. "Newid" ist ein ziemlich raues Stück Indierock, das aktuelle "Fel I Fod" dagegen eindringlicher, besinnlicher Folk. Die Übersetzung des Bandnamens ("Reaktion") und der beiden Songtitel ("Verändern", "Wie ich fühle") läßt vermuten, daß sich dahinter selbstbewußte, streitbare junge Frauen verbergen:. Zur aktuellen Single meint Singer: "This song is about being afraid. Afraid of being stuck. Afraid of being comfortable somewhere I don't think I belong. It's about realising you'll be okay even if you don't feel okay all the time."

Freitag, 9. Februar 2018

Jane Weaver: Nie zu spät

Nicht vergessen - am Freitag der kommenden Woche startet die Europa-Tour von Belle And Sebastian. Und über sie muß man, bei allem Respekt, auch gar kein Wort mehr verlieren, denn wer bis jetzt nicht mitbekommen hat, was für wunderbare Musik die Schotten jahrein, jahraus in Rillen pressen, der darf auch zukünftig gern hinterm Ofen hocken bleiben. Kümmern wir uns deshalb lieber um die nicht minder beachtenswerte Jane Weaver, die bei den Belles im Vorprogramm zu sehen und zu hören sein wird. Die Künstlerin aus Liverpool veröffentlichte im vergangenen Jahr ihr Album "Modern Kosmology" mit einer ganzen Reihe vorzüglicher Auskopplungen, insbesondere dem Stück "The Architect". Den Track "The Lightning Back" gibt es nun gesondert noch einmal als Solosingle mit Remix-Flipside, nur falls es jemand - aber das hatten wir ja schon...



MGMT: Spuk im Kinderzimmer

MGMT
„Little Dark Age“

(Smi Col)

Vor langer Zeit konnte man noch mit Überschriften wie „The kids are allright“ glänzen, damals, als Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser mit ihrem irre abgedrehten Casiotone-Smashhit „Kids“ die Charts auf links drehten – 2009, eine halbe Ewigkeit. Nun, die Kinder sind, glaubt man den beiden Herren, knapp zehn Jahre später nicht mehr ganz so gut drauf, die Welt ist schlecht, die Menschen sind es auch und der gruselige Goth, früher nur den Außenseitern und Geächteten vorbehalten, hat den Mainstream erreicht. Was in Japan mittlerweile ein eigener, umsatzträchtiger Industriezweig ist, erfreut sich samt Zuckerwasser, Kajal, Lack und Leder auch im Abendland wachsender Beliebtheit. Was also lag näher, als sich nach ein paar mäßig erfolgreichen Alben den Trend zum Friend zu machen und Bild, Ton und Text einen neuen Dreh zu verpassen?



Herausgekommen ist eine Platte, die unterm Strich weit weniger dunkel ist als das shabby zusammenkopiert Covermotiv vermuten läßt. So richtig böse werden VanWyngarden und Goldwasser genaugenommen nur einmal, wenn sie bei „When You Die“ eine  imaginären Nervbeutel begleitet von häßlichem Gelächter ordentlich anschnauzen: „I'm not that nice, I'm mean and I'm evil, don't call me nice, I'm gonna eat your heart out … Go fuck yourself, you heard me right, don't call me nice again, don't you have somewhere to be at seven thirty?” Uhhh, und das vor den Kindern! Mitgeschrieben hat an dem Stück übrigens Ariel Pink, und wenn einer was von der Kunst des gepflegten Durchknallens versteht, dann ja wohl der Herr Rosenberg.



Ganz so spannend ist dann aber leider der Rest der schwarz-gelben Scheibe nicht mehr, es gibt noch ein paar angemessen schaurige Endzeitverse, ein Liedchen für James, den Gitarristen, eines über eine frustrierend sportliche Freundin, ein trauriges über die zerbrochene Männerfreundschaft zu Michael und eine sehr schöne, aber auch sehr rätselhafte Akustikballade über die Nöte der kleinen Leute. Nicht zu vergessen der tatsächlich ziemlich großartige Titelsong, der ein wenig an die “Virgin Suicides” erinnert und deshalb also gar kein schlechter sein kann. Generell wird man den Eindruck nicht los, daß MGMT nur dann gut sind, wenn sie ausreichend Freakyness und ein quirliges, funkiges Orchester an den Waffen haben, für alles andere kann man getrost auch zu den Pet Shop Boys greifen. http://whoismgmt.com/

Russian Baths: Nachgeladen [Update]

Wo wir gerade bei laut und dreckig sind: Auch Russian Baths aus Brooklyn haben einen neuen Song im Angebot. Vor einem Jahr mit ihrer Debütsingle "Ambulance" und der dazugehörigen Flipside "Ghost" auf der Bildfläche erschienen, gibt es nun von Luke Koz, Jess Ress, Evan Gill Smith und Jeff Widner Neues zu hören. "Slenderman", so der Titel des Stückes, wummert und pumpt gewaltig, der Track ist einer von vier neuen, die auf der EP "Penance" am 23. Februar via Good Eye Records erscheinen werden.

Update: Da dürfen wir gern noch den aktuellen Song "What's Your Basement" nachreichen.

Donnerstag, 8. Februar 2018

John Prine: Kaum zu glauben

Der Mann singt über's Heimkommen, den Sommer und dessen Ende und wenn man seine Geschichte kennt, dann fragt man sich, mit welcher Kraft: John Prine, amerikanische Folk- und Countrylegende, hat nach dreizehn Jahren und einer Leidenszeit, von der man hofft, daß sie nunmehr zu Ende ist, ein neues Studioalbum mit dem Titel "The Tree Of Forgiveness" angekündigt. Die zehn Stücke stammen nicht nur von ihm selbst, sondern auch von Dan Auerbach (The Black Keys), Pat McLaughlin und sogar Phil Spector, auf der Gästeliste der Platte stehen Namen wie Jason Isbell, Amanda Shires und Brandi Carlile. Die besagte erste Single "Summer's End" gibt's hier im Lyric Video, das Album erscheint am 13. April bei Oh Boy Records. Allergrößter Respekt.

Unknown Mortal Orchestra: Rohkost [Update]

Der Song ist dann tatsächlich eine ziemliche Überraschung: Das Unknown Mortal Orchestra hatte sich 2015 ja mit dem durchaus tanzbaren Album "Multi-Love" in die Sommerpause abgemeldet, der Sound soulful, poppig und nur ganz selten disharmonisch. Nun, zu Beginn des Jahres 2018, die Ankündigung ihrer neuen Platte (bislang noch ohne feststehenden Namen) mit einem Stück, das so widerborstig und sperrig ist wie zuvor nur selten etwas von ihnen. "American Guilt" heißt der Track und ist eher unter Stoner-Rock einzusortieren - ein paar Konzerttermine gibt's noch dazu. Das heißt es erst mal zu verdauen, wohl bekomm's!

Update: Wir wären dann soweit - "Sex And Food" lautet der offizielle Albumtitel, plus Coverart und Video zu "American Guilt", kommt am 6. April via Jagjaguwar..

18.05.  Hamburg, Uebel und Gefährlich
19.05.  Berlin, Kesselhaus
20.05.  Heidelberg, Karlstorbahnhof
21.05.  Düsseldorf, Zakk

Franz Ferdinand: Eine von vielen

Franz Ferdinand
„Always Ascending“
(Domino Recordings)

Aus der Literatur ist das ja nun schon länger bekannt: Wer genialisch um die Ecke denkt und schreibt, dem heftet man schnell das Attribut „kafkaesk“ an, wer sich hingegen viel Zeit und Ausschweifungen gönnt, dem unterstellt man schnell eine „joycesche“ Berufsauffassung. Die Sache mit den Etiketten also, gern genommen, hüben wie drüben. Und eben auch das Ding mit den Alleinstellungsmerkmalen, den Signature Moves, dem also, was die oder den eine/n von der breiten Masse unterscheidet und den Künster als unbedingtes musthave vor dem drohenden Liebesentzug bewahrt. Was aber machen, wenn es plötzlich fehlt? Zugegeben, „franzferdinandesk“ klingt schon ziemlich schräg, dennoch kann nicht geleugnet werden, daß die schottische Indiekapelle seit ihrer Gründung um die Jahrtausendwende eine Unzahl von nachfolgenden Bands mit ihren zackigen Gitarrenriffs, die immer ein wenig an gutgelaunte Marschmusik erinnerten (die ZEIT sprach 2005 von „Drill und königlichem Überreichtum“), beeinflusst haben. Ein Name stand hier in dicken Lettern drüber: Nick McCarthy.

Nun, der smarte Junge aus Bad Aibling ist letztens ein Häuschen weitergezogen und sucht sich gerade mit dem wunderlichen Lunsentrio eine neue Herausforderung, seine Kollegen versuchen es auf „Always Ascending“ mit einem Herren namens Dino Bardot – mmmh. Es ist jetzt nicht so, daß da keine Gitarren mehr wären, sie wirken nur nicht mehr so zwingend und straight wie auf den Vorgängeralben. Schnappt man sich mit dem Titelstück, „Lazy Boy“ und „Glimpse Of Love“ drei der zehn neuen Songs, man wäre fast geneigt zu sagen: Alles beim Alten, passt. Es folgen aber noch sieben andere Versuche, die Spannung zu halten, die aber lassen in ihrer verspielten Operettenhaftigkeit (die etwas an das Projekt FFS zusammen mit den Sparks erinnert) den alten Funk, die gewohnte Griffigkeit vermissen.



Franz Ferdinand sind jetzt sexy – okay, das waren sie früher auch schon, aber da war das eher diese sympathische Halbstarkenattitüde, mit der sie ihren Altergenossen den Stock aus dem Arsch zogen und sie mit knackigen Riffs auf’s Parkett schubsten, hin zu den Mädchen, die auf den Balztanz warteten. Jetzt soll das lasziv, überhitzt und rotlichtmäßig wummern und pulsieren und ist doch meistenteils nur mittelmäßig gelungen. Das nämlich können andere auch, einige deutlich besser, damit sind sie leider nicht mehr die eine Band, sondern nur mehr die eine unter vielen. Wenn der „Lazy Boy“ durch die „Funky Town“ wippt, dann geht das noch anständig in die Beine, aber spätestens bei „Lois Lane“ werden selbige schon schwer, die Lyrics pubertär bis kitschig, und auch danach macht es die wilde Mischung aus Maschinengewehr-Techno und Saxophon nicht unbedingt besser. Am Ende („Don’t Kill Me Slow“) muß sogar noch Morrissey als Blaupause herhalten, da zappelt das Kind schon längst im Brunnen. Da drängt sich ein „lowtzowsches“ Zitat in umgekehrter Bedeutung auf: Es ist unterhaltsam, aber egal. http://franzferdinand.com/

01.03.  Hamburg, Mehr! Theater
05.03.  Köln, Palladium
07.03.  Berlin, Tempodrom
11.03.  Zürich, Halle 622
12.03.  München, Tonhalle
13.03.  Wien, Gasometer