Donnerstag, 8. Mai 2014

Little Dragon: Wie ein schwarzer Faden

Little Dragon
„Nabuma Rubberband“

(Because/Warner)

Kleiner Tipp: Man sollte auf der Suche nach dem Sinn des eigenwilligen Albumtitels nicht allzu viel Zeit verschwenden – so wie das witzige Covermotiv eines chinesischen Fotografen ist auch dieser eher dem Zufall zu verdanken. Ob kongolesischer Fluß oder Mädchenname aus Uganda, der Band gefiel einfach der ungewöhnliche Klang des Wortpaares, auch wenn der zweite Teil später noch eine tiefere Bedeutung erhält. Davon abgesehen – das vielerorts prognostizierte Sommer-Sonne-Heiterkeits-Album ist „Nabuma Rubberband“ dann doch nicht geworden, es überwiegt eine unterschwellige, wenn auch leichtfüßige, Melancholie, von der Sängerin Yukimi Nagano meint, sie sei für Schweden typisch und deshalb habe man davon auch nicht lassen wollen.

Schon zu Beginn überraschen die vier mit dem bedächtigen, kühlen „Mirror“, einem Track, an dem angeblich sogar David Jude Jolicœur von De La Soul (!) mitgearbeitet haben soll. In die selbe Richtung gehen “Cat Rider”, “Only One” und “Pink Cloud”, kunstvoll gezimmerte Synthcollagen von der Art, die man gern als ‘deep’ bezeichnet, dazu Naganos zarte, soulige Stimme – Traumzeit. Selten, dass es mal schnell oder gar beschwingt wird – “Klapp Klapp” setzt ein paar trockene Beats und auch die aktuelle Single “Paris” geht als poppige Tanznummer durch. Erwähnenswert: Zwei Titel haben diesmal schwedische Namen erhalten, “Underbart” heißt soviel wie “wunderbar” und der Zweiteiler “Lurad/Nabuma Rubberband” soll auf einen Betrug verweisen, den man erst spät entdeckt – hier kommt im Übrigen auch die Textzeile “blinded by rubberbands” vor, nach Aussage Naganos sind hier die Gummis gemeint, die Hehler gern um dicke Geldscheinbündel wickeln.

Maßlosigkeit und Neid also, an anderer Stelle geplatzte Teenagerträume (“Pretty Girls”), Trübsinniges über die Enttäuschungen gescheiterter Zweisamkeit (“Paris”, “Killing Me”) und die Wirrnisse der modernen Medienwelt (“Pink Cloud”), alles kommt etwas nachdenklicher, dunkler daher als noch auf dem Vorgänger “Ritual Union” – allein beim Anschauen des verstörenden Voodoofilmchens zu “Klapp Klapp”, eine Zusammenarbeit von Nabil und Taylor Cohen, stellen sich jede Menge düstere Ahnungen ein. Doch weil die Stücke so liebevoll und detailreich arrangiert sind, weil sie eine Seele, wenn auch eine mehrheitlich traurige, haben, ist dieses Album ein Gewinn. Und womöglich liegt ja gerade darin der Reiz, dass Little Dragon ins scheinbar Unbeschwerte ein paar schwarze Fäden einweben. http://www.nabumarubberband.com/

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