Dienstag, 26. Juli 2016

Dinosaur jr.: Ein Quantum Trost

Dinosaur jr.
„Give A Glimpse Of What Yer Not“

(Jagjaguwar)

Allzu laut darf man das nicht sagen, aber ist es nicht fast schon egal, was J Mascis gemeinsam mit seinem Langzeit-Buddies auf die Platten tut, solange diese nur regelmäßig erscheinen? Denn sind das nicht die eigentlichen Trostpflaster für all jene Menschen, die das ernsthafte Bemühen aufgegeben haben, den Anschluss an eine Welt zu halten, die nur noch zu erreichen scheint, wer kein Hirn, kein Herz und keine Scham hat oder am allerbesten gleich ohne alle drei auskommt? Natürlich ist das maßlos überspitzte Schwarzmalerei und natürlich ist es schon auch wichtig, dass Mascis mit Mühe und Spaß bei der Arbeit ist. Dennoch: Eine Befriedigung dabei zu empfinden, wenn ein Mann über eine knappe Stunde hinweg seine Gitarre quält, ihr wieder und wieder dieselben, wunderbaren Gniedelgeräusche entlockt und dazu mit schiefer und brüchiger Stimme seinen Gedanken freien Lauf läßt, das kommt einem so urzeitlich vor wie Schreibmaschinen, VHS-Kassetten oder der Rubik-Würfel. Und doch gibt es sie noch.

Zum Glück, will man gleich hinterherrufen, denn wo wären wir denn ohne den silberhaarigen Grummler und seine Songs mit dem Charme einer hilfsbedürftig zusammengenagelten und verwilderten Bretterbude, die allen Unwettern seit Jahren trotzt und bei Sonnenschein Sehnsüchte hervorzurufen vermag, die man gar nicht mehr kannte. Da ist er also, der Romantizismus neuerer Prägung, der einen ab der ersten Minute des aktuellen Albums befällt und noch minutenlang nachschwingt, wenn die letzte Zeile von Lou Barlow gesungen und Mascis’ Schlußakkord verklungen ist. Alles ist wieder schön laut hier, es gibt ein paar satte Breaks obendrauf, auf die Spitze getrieben bei “Goin Down” und dem feinen “I Walk For Miles”. Darüberhinaus auch mit “Be A Part” den Herzschmerz in seltener Zartheit und mit ungewohnt süßer Melodie und das obercoole Skatervideo zu “Tiny”. Genug also, um restlos glücklich zu sein. Ach ja, eins noch: Wenn jetzt jemand Dadrock sagt, dann gibt’s ’n paar auf die Fresse!

03.11.  Köln, Live Music Hall
04.11.  Weissenhäuser Strand, RS Weekender
11.11.  Berlin, Astra Kulturhaus

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