Samstag, 4. Februar 2017

MUNA: Wichtige Fragen

MUNA
„About U“

(RCA)

Es ist verflixt. Und es ist anmaßend: Fast ebenso schnell wie die Freude, die drei Mädels aus Los Angeles für sich entdeckt zu haben, kommt die Angst, sie mit jemandem teilen zu müssen. Und „jemand“ meint hier natürlich den alles verschlingenden Molloch Mainstream, dessen ruhelose Agenten an jeder Häuserecke lauern, Ausschau haltend nach möglichen Superstars, die dann der gierigen Bestie Formatradio zum Fraß vorgeworfen werden, bis sie dort zu Tode rotiert sind und nichts weiter von ihnen übrig bleibt als eine schwache Erinnerung. Das zumindest ist die Vorstellung und natürlich scheint sie so ungerecht wie egoistisch. Katie Gavin, Josette Maskin und Naomi McPherson sehen nun wirklich nicht so aus, als müssten man Angst um sie haben, trotzige Blicke, schwarzes Leder, Renee Cut, sie werden sich, so hofft man, zu wehren wissen, sollte so ein übereifriger Vereinnahmer ihre Wege kreuzen und mit falschen Versprechungen das Blaue vom Himmel herunterlügen. Gründe genug, MUNA eine rosige Zukunft auszumalen, gäbe es allerdings genug – das Debütalbum präsentiert genaugenommen sogar ganze zwölf.



Und jeder davon ein Treffer: Wunderbar stimmiger, verteufelt eingängiger Synthpop, dunkel genug, um nicht in der falschen Schublade zu landen, dazu Gavins weiche Stimme, die so anschmiegsam klingt und somit maximal mit ihrem herausfordernden Äußeren kontrastiert. Vier der Stücke fanden sich ja schon auf der EP „Loudspeaker“, die im vergangenen Jahr für berechtigtes Aufsehen sorgte, nun werden diese ergänzt durch Ohrwürmer wie „I Know A Place“ oder das elektrisierende „Crying On The Bathroom Floor“. Randnotiz oder nicht – der Frage, ob es wichtig ist zu wissen, daß MUNA Queerpop machen, begegnen die drei in Interviews recht offensiv. Sexuelle Orientierung erscheint ihnen im Hinblick auf die grundsätzliche Einstellung zu Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe zweitrangig, hat aber, soviel ist klar, durch die politische Entwicklung in den USA an Aufmerksamkeit gewonnen. „Everyone’s fallen in love, everyone’s gotten their heart broken. We just have to find those common things that connect us because the world is becoming so much more divided. Hate is only going to further that divide”, so Maskin gegenüber DIY – ihre Lieder könnten kaum besser dafür geeignet sein. http://www.whereismuna.com/who-is-muna.html

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