Dienstag, 6. Juni 2017

Beach Fossils: Seelenspiegel

Beach Fossils
„Somersault“

(Bayonet/Cargo Records)

Wahrscheinlich wäre es ein leichtes, das neue, dritte Album der Beach Fossils, jenem charmanten Trio aus Brooklyn, zur Sommerplatte des laufenden Jahres auszurufen. Schließlich finden sich hier zarteste Melodien zu Hauf, die Stücke sind so locker und beschwingt arrangiert, dass man sich ihnen widerstandslos überlassen möchte und wandeln noch dazu stilsicher zwischen den Genres des Indierocks einher – Dreampop, Shoegazing, Folk und – ja, auch der Madchester Rave gehören zu ihrem Repertoire. Im Vergleich zur letzten Platte „Clash The Truth“ (2013) haben auf „Somersault“ noch ein paar mehr Instrumente und Klangfarben Platz gefunden, neben Flöten, Streichern und klassischem Piano wurde auch um Saxophon und den Soul der 70er erweitert, Gavin Mays aka. Cities Aviv macht so aus seinem Auftritt in „Rise“ eine kurze, aber handfeste Überraschung. Und ist damit in bester Gesellschaft, denn schon zuvor hatte Rachel Goswell, sonst bei Slowdive am Mikrophon, mit „Tangerine“ für den ersten Höhepunkt gesorgt. Es folgen mit „May 1st“, „Sugar“ und „Down The Line“ weitere von ähnlicher Qualität. Sommergefühl, wie gesagt.



Wären da nicht die viele traurigen Texte. Dustin Payseur nämlich, Sänger und Gründer der Beach Fossils, begreift den eingängigen Sound seiner Stücke wohl als willkommene Gelegenheit, dem Hörer einen Blick auf seine melancholische, oft grüblerische Gedankenwelt zu eröffnen. Wie ein roter Faden ziehen sich die sehr intimen Betrachtungen durch die Songs, Payseur spiegelt für jedes der Lieder ein Stück seiner Seele, singt von zerbrochener Liebe, Verlustängsten, Orientierungslosigkeit und dem Gefühl, allzu häufig das Falsche zu tun. Daß daraus keine richtige Wut wird, liegt wohl an seinem Wesen (selbst bei „Be Nothing“ wagen die Gitarren nur einen gebremsten Ausbruch), es sieht eher so aus, als sei er schon damit zufrieden, ein paar Leidensgenossen an seiner Seite zu wissen. Solange er jedenfalls Schwermut so wunderbar leicht zum klingen bringt, wird er sich um einen Mangel an Aufmerksamkeit nicht sorgen müssen. http://www.beachfossils.com/

18.08.  Hamburg, Dockville Festival
22.08.  München, Muffathalle
05.09.  Köln, Blue Shell
06.09.  Berlin, Musik und Frieden

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